Ein Artikel von Robert Kittel | 01.12.2010 - 10:37
Noch heute benutzen die teuersten Fotografen der Welt ähnliche Kameras wie vor anderthalb Jahrhunderten. In Oberösterreich fertigt einer der weltweit letzten Hersteller Laufbodenkameras aus Holz.
Mit fingernagelgroßen Digitalkamera-Chips kann man berühmte Fotografen kaum locken. Sie bevorzugen einen Kameratyp mit einem Negativ, so groß wie ein A4-Blatt. Bis heute gibt es Fotografen, die das trotz der Größe geringe Gewicht der Laufbodenkamera aus Holz nicht missen wollen. Nur noch eine Handvoll Kamerahersteller weltweit erzeugen diese auf Aktentaschengröße zusammenfaltbaren Spezialitäten. Der letzte Hersteller in Europa ist Günther Ströbele, der in Ostermiething die Lotusview erzeugt.
Der bekannte Fotograf Burkhard Kiegeland suchte in den 1990iger-Jahren eine Kamera nach seinem Geschmack, fand nichts Passendes und konstruierte sich kurzerhand selbst eine. Lotusview war gegründet. 2000 wurde die Firma dann vom heutigen Inhaber Ströbele gekauft, da Kiegeland sich selbst als Fotograf und nicht als Kamerahersteller sah. Zahlreiche international bekannte Fotografen ziehen die österreichische Kamera Produkten aus den USA und Japan vor. Die Aufnahmen solcher (schon vor 150 Jahren benutzten) Kameras sind extrem scharf und zeigen besonders viele Details.
Hergestellt werden diese fertigungstechnisch anspruchsvollen Kamerapreziosen aus Kirschholz. Die Rahmen für Front- und Rückstandarte werden gezinkt, alle Teile zeugen von hohem handwerklichen Niveau. Die Toleranzen liegen unter dem in der Tischlerei Üblichen: Nur wenige Zehntel dürfen die Teile abweichen und fordern dem spezialisierten Tischler, der sie in Kleinstserien fertigt, viel ab. „Mit Holz ist eine solche Genauigkeit eigentlich gar nicht machbar,“ erläutert Ströbele „das Quellen und Schwinden liegt oft genug über den Toleranzen“.
Nicht nur das – es spielt bei der Fertigung sogar eine Rolle, in welcher Gegend die Kamera eingesetzt werden soll. „Wir haben einen bekannten Naturfotografen als Kunden, der damit in Grönland arbeitet. Dort ist es so trocken, dass wir ihm eine spezielle Kamera gebaut haben, damit die Holzteile nicht reißen“, erzählt Ströbele. Auch für China, das heute einen Großteil der Produktion abnimmt, werden spezielle Versionen gefertigt: „Für Nordchina verwenden wir statt Kirsch Mahagoni, weil es sich besser für die Winter dort eignet.“ Die Metall-Beschlagteile werden vom Zulieferer eines in Mattighofen ansässigen Motorradherstellers angefertigt. Die frühen Modelle waren noch lackiert, heute setzt man Leinölfirnis und Wachs ein, das in aufwändiger Handarbeit poliert wird. Man fertigt im Innviertel aber nicht nur die Kameras, sondern sogar die Filmkassetten selbst aus Holz. Sie sind dank des Umstands, dass alles lichtdicht sein muss, noch schwieriger herzustellen als die Kamera.
Große Formate beliebt
War früher 4 x 5 inch (ca. 10 x 12 cm) das Standardnegativformat bei Großformatkameras, sind heute nur mehr die wirklich großen Kameras ab DIN-A4 Format gefragt. 8 x 10 inch – ca. 18 x 24 cm, ist dabei die beliebteste Größe. Bei Lotusview werden auf Bestellung Kameras bis zum Negativformat 20 x 24 (50 x 60 cm) erzeugt. Dank eines Baukastenprinzips ist ein Umrüsten bestehender Geräte auf andere Formate meist kein Problem. Und selbstverständlich kann man sich auch eine Kamera nach Maß bestellen – in ungewöhnlichem Format zum Beispiel für Panoramen, oder speziellen Holzarten. Gemessen an der Exklusivität sind diese Kameras preiswert: Mit rund 5000 € ist ein handgefertigtes 8x10 inch Modell auch nicht teurer als eine digitale Profi-Spiegelreflex.
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