Blum

Österreichischer Beschlägehersteller erwartete Abschwung

Ein Artikel von Martina Nöstler (für holzkurier.com bearbeitet) | 13.07.2023 - 11:27
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Für die beiden Geschäftsführer, Philipp (li.) und Martin Blum, sind die Umsatzrückgänge eine erwartete Entwicklung © Blum

Die Möbelbranche erlebt seit dem 2. Halbjahr 2022 einen starken Rückgang der Nachfrage. Philipp Blum, Geschäftsführer der Blum-Gruppe, informiert: „Wir beobachten nach hohen Investitionen in die eigenen vier Wände seit Herbst 2022 eine Trendumkehr. Die hohe Inflation und Teuerung sowie das Thema Energieversorgung haben die Endkonsumenten stark verunsichert. Das zeigt sich in einem zurückhaltenden Kaufverhalten.“

Ergänzend zum schwierigen Marktumfeld, bleiben die Kosten für Rohstoffe, Energie und Personal auf einem hohen Niveau. Chinas beinahe ein Jahr dauernde, strikte Pandemiepolitik und der Lieferstopp nach Russland bremsten das Geschäft zusätzlich. Das spiegelt sich auch beim Vorarlberger Familienunternehmen in den Zahlen wider. „Der Umsatzrückgang ist nach zwei Jahren überproportionalen Wachstums eine nachvollziehbare Entwicklung. Mit einem Abschwung war zu rechnen, für uns überraschend war jedoch die Geschwindigkeit“, sagt Philipp Blum.

Blick in die internationalen Märkte

Die Effekte der Inflation und der Unsicherheit im abgelaufenen Wirtschaftsjahr waren vor allem in den europäischen Märkten spürbar. Die Umsatzentwicklung im asiatisch-pazifischen Raum ist mit Ausnahme Chinas stabil. Die nordamerikanischen Märkte zeichnen ebenso ein zufriedenstellendes Bild, vor allem in den USA sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen robuster als in Europa. Nach zwei Jahren mit starkem Rückenwind in der Möbelbranche gilt es für den Beschlägehersteller, dem Gegenwind nun standzuhalten: „Die Auftragsrückgänge sind herausfordernd und wir müssen von einem weiteren schwierigen Jahr ausgehen. Wir glauben aber mittelfristig an die Erholung der Märkte“, erklärte Philipp Blum.

Laufende Investitionen

Blum bewegt sich bei den Investitionen in Vorarlberg und weltweit weiterhin auf einem hohen Niveau. Das Gesamtvolumen im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2022/2023 betrug 390 Mio. €, davon entfallen 255 Mio. € auf Vorarlberg. In den nächsten Jahren entstehen am Hauptstandort Vorarlberg über 52.000 m2 Produktions- und Lagerfläche mit mehr als 16.000 Palettenplätzen. Noch im Sommer 2023 stellt Blum das Werk 6 in Gaißau fertig, die Erweiterungen im Werk 2 in Höchst und im Werk 4 in Bregenz gehen ebenfalls zügig voran. Nach dreijähriger Bauzeit wurde im März der chinesische Produktionsstandort in Shanghai feierlich eröffnet. Für ein weiteres Werk evaluiert das Familienunternehmen derzeit mögliche Standorte im Osten Österreichs, um zusätzliche Kapazitäten für die Produktion von Boxsystemen zu schaffen. Die Inbetriebnahme ist frühestens in vier bis fünf Jahren geplant.

Eine der wichtigsten Investitionen in die Zukunft ist für Geschäftsführer Martin Blum, junge Menschen im Unternehmen auszubilden. Insgesamt bildet das Familienunternehmen derzeit weltweit 399 Lehrlinge in elf Berufen aus, neben Vorarlberg auch in den USA und in Polen. Mit seinem langjährigen Partner, der Fachhochschule Vorarlberg, hat Blum 2022 eine Stiftungsprofessur für Digital Business Transformation ins Leben gerufen. „Dass wir gemeinsam mit der FH Vorarlberg ein Forschungsinstitut anbieten, das sich mit digitalen Fragen, den Veränderungen und vielfältigen Herausforderungen unserer Gesellschaft beschäftigt, sehen wir als große Chance, den Wirtschaftsstandort Vorarlberg weiterzuentwickeln”, sagt Martin Blum. 

Erweiterte Geschäftsleitung

Mit 1. Juli hat Blum seine Geschäftsleitung erweitert. Neben Martin und Philipp Blum sowie Gerhard Humpeler sind neu Wolfgang Heinzle, Alexander Roloff und Klaus Wendel mit an Bord. Sie sind allesamt langjährige Mitarbeiter und bewährte Führungskräfte. Philipp und Martin Blum begründen die Entscheidung mit der zunehmenden Größe und Komplexität sowie dem Wachstumspotenzial des Unternehmens. „Wir freuen uns über die Verstärkung durch unsere drei kompetenten und erfahrenen Kollegen“, erläutert Philipp Blum.

Ausblick

Die beiden Blum-Geschäftsführer gehen weiterhin von einer schwierigen Auftragslage aus: „Wir brauchen noch einen längeren Atem, bis sich das Konsumentenvertrauen und damit die Märkte wieder stabilisieren“, meint Philipp Blum. „Die langfristige Orientierung sowie engagierte und flexible Mitarbeiter sind unsere starke Basis, um den Kunden täglich ein verlässlicher Partner zu sein. Unserem weltweiten Team, das den schwierigen Zeiten tagtäglich standhält, gelten unser Dank und unsere Wertschätzung“, schließt Martin Blum.