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Biomasse-Heizkraftwerk versorgt Kufstein mit Wärme und Energie © Kanzian

Unabhängig mit Holz

Ein Artikel von Administrator | 02.03.2004 - 00:00
Unabhängigkeit von Gas und Öl, Reduzierung der Schadstoffe, Ökostrom sowie gesteigerte Wertschöpfung im Raum Kufstein waren ausschlaggebend für die Planung des Millionenprojektes, das nach den Angaben der Betreiber das größte Österreichs ist.
Nach 14-monatiger Bauzeit und einer Investition von 25 Mio. € konnte das Heizkraftwerk in Betrieb genommen werden.
Termingerecht konnte Anfang November 2003 der Dampfkessel seinen Betrieb aufnehmen. Durch die warmen Temperaturen im November wurde der Dampfkessel im Schwachlastbetrieb gefahren. Seit Jänner fährt man im Vollastbetrieb. Die Stadtwerke Kufstein und die Tiroler Wasserkraft realisierten das ehrgeizige Projekt. Dampfturbo-Satz läuft seit Dezember. „Mitte Dezember konnte mit der Inbetriebnahme des Dampfturbo-Satzes begonnen werden. Seit Jänner ist die Turbine im Probebetrieb und erzeugt bereits Ökostrom”, berichtet Geschäftsführer Ing. Hermann Unsinn stolz. Die Anlage ist für eine Feuerungswärme-Leistung von 28 MW ausgelegt, die zu 100% durch die Verbrennung von unbehandelter Biomasse - Hackschnitzel, Rinde und Sägespäne, sowie gehäckseltem Waldholz - erzeugt wird.Kleines Lager durch Just-in-time-Lieferung. Ein überdachtes Zwischenlager mit einem Inhalt von 20.000 m3 sowie ein Freilager zur Lagerung von 5000 m3 gewährleisten bei beschränkter Anlieferungsmöglichkeit durch die Brennstofflieferanten eine mehrwöchige sichere Brennstoffversorgung. Die Anlieferung des Rohstoffes erfolgt per Lkw. Grundsätzlich wird der Tagesbunker Just-in-time direkt durch die anliefernden Sattelzüge beschickt. Diese können den Brennstoff unmittelbar im Tagesbunker abkippen. Verfeuert wird zu je einem Drittel Späne, Hackgut und Rinde.
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Biomasse-Heizkraftwerk versorgt Kufstein mit Wärme und Energie © Kanzian

Waldhackgut von den Bauern der Region. Unter anderem beliefern die Sägewerke Troger, Vomperbach, und Neuschmied, Hopfgarten, das Werk. Weiters wird vom Maschinenring Tirol Waldhackgut zugekauft. Dorthin liefern 200 Bauern aus der Region ihr Durchforstungsholz.
Ein Zwischenlager (Tagesbunker mit 5 Zellen) zur automatischen Beschickung des Kessels ist direkt am Kesselhaus angebaut. Dieses Zwischenlager besteht aus 5 je 7 mal 15 m großen Schubboden-Anlagen.
Für jeden Brennstoff ist eine separate Bunkerzelle vorgesehen.
Die einzelnen Bunkeraustrags-Vorrichtungen sind vom Antrieb her so ausgerüstet, dass jede einzelne Zelle unabhängig von der anderen eingestellt und der Betrieb von der Schaltwarte aus über Fernbedienung, vorgewählt werden kann.Vibrationsförderer sorgt für Brennstoffmix. Der Querförderer nach den Schubbodenaustragungen mischt den Brennstoff und transportiert diesen zu einem Schrägförderer. Dieser ist als geschlossener Kratzkettenförderer ausgeführt und transportiert im Oberturm den Brennstoff in den Vorlagebehälter der Feuerungsanlage. Die Mechanisierung lieferte Vecoplan, Bad Marienberg/DE.
Im unteren Teil der Brennkammer ist ein mechanischer Rost eingebaut, der in mehrere Zonen unterteilt ist. Verbrennungsluft vorgewärmt. Die Rostgeschwindigkeit wird automatisch entsprechend der geforderten Leistung durch ein elektro-hydraulisches Steuerungssystem reguliert. Die Verbrennungsluft wird bis auf 180° C vorgewärmt und den einzelnen Rostzonen entsprechend dem Abbrand geregelt zugeführt. Der Kessel wurde von Bertsch, Bludenz, geliefert.SNCR-Anlage zur Entstickung. Zur Reduzierung von Stickoxid-Emissionen ist die Anlage mit einer Entstickungsanlage ausgerüstet. Als Reduktionsmittel wird eine Harnstoff-Wasser-Lösung eingesetzt, das über 4 Düsen in den Feuerraum oberhalb des Rostes in die Nachreaktionskammer eingedüst wird. Dies erfolgt automatisch in Abhängigkeit vom NOx-Gehalt im Abgas.Wasserrohrkessel gegen schnelle Verschmutzung. Der Wasserrohrkessel nutzt die Rauchgase aus der Holzverbrennung optimal aus und wirkt durch seine Bauart einer schnellen Verschmutzung entgegen. Die im Kessel anfallende Asche wird in Trichtern gesammelt und unter Luftabschluss aus dem Kessel ausgeschleust. Zur Reinigung der Heizflächen ist ein Rußbläser-System vorgesehen, das eine saubere, verschleißarme Reinigung der Heizflächen zulässt.
Die gesamte Rauchgasreinigung besteht aus einem Economiser zur Restwärmenutzung, einem Wasch-/Quenschprozess, einem Nasselektrofilter zur Staubreduktion auf unter 5 mg/Nm3 und einer Anlage zur Rauchgasentschwadung bis zu einer Außentemperatur von -5° C und 95% relativer Luftfeuchte.Kondensations-Anlage. Aufgabe der Kondensationsanlage ist es, durch geeignete Verfahrensschritte das Abgas nach der Vorreinigung (mittels Multizyklon) so zu behandeln, dass die Restwärme optimal genutzt wird, eine erhebliche Reduktion des Reststaubgehaltes im Abgas erreicht wird und eine Wasserdampffahne an der Kaminmündung vermieden wird. Der Hochdruckdampf wird aus dem Kessel über die Hochdruckverrohrung dem Hochdruck-Teil der Turbine zugeführt. Der nicht zur Wärmeerzeugung benötigte Dampf wird wiederum im Niedrigdruck-Teil des Turbogenerators verstromt.
Die Turbine wird sowohl mit einer Vor- als auch Entnahmedruckregelung ausgestattet. Der Abdampfdruck des Niedrigdruck-Teils wird von der nachgeschalteten Kondensationsanlage erzeugt. Den Dampfturbinensatz lieferte Blohm + Voss, Hamburg.
Je nach Brennstoffmix ergeben sich bei einer maximalen Feuerungswärmeleistung von 28.400 kW Mengen von 300 t/Tag beziehungsweise 700 bis 1000 srm pro Tag.
Die Detailplanung wurde von Seeger, Hessisch Lichtenau/DE, ausgeführt.
Bioenergie-Kufstein-Facts
Eigentümer: Stadtwerke Kufstein 50%, Tiwag 50%
Geschäftsführung: Ing. Markus Atzl, Ing. Hermann Unsinn
Elektrische Nennleistung: 7 MW
Feuerungswärmeleistung: 28 MW
Thermischer Gesamtwirkungsgrad: 85%
Rinde, Sägespäne, Hackschnitzel: 270.000 m3/J
Gesamtinvestition: 25 Mio. €