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Schnell unterwegs: Jenz-Chipper-Truck nutzt den starken Lkw-Motor zum Hacken und verbraucht weit weniger Benzin als ein Traktor © Jenz

Kreative Biomasse-Konzepte

Ein Artikel von Forstassessor Peter Liptay | 04.08.2008 - 00:19
Die guten Aussichten für die Biomassenutzung erkennt man am Besten am Ölpreis, der sich in den vergangenen zehn Jahren von 13 auf 141 US-$ pro Barrel verzehnfacht hat”, erzählt Dipl. Oec. Uwe Hempen-Hermeier, Geschäftsführer bei Jenz, Petershagen/DE. „Dazu kommt noch die Klimaproblematik mit dem CO2-Anstieg.”

Diese Umstände veranlassen Hempen-Hermeier dazu, von einem Megatrend bei der Biomasse zu sprechen. Die Zukunft sieht er vor allem in effizienten Hackschnitzelheizungen mit einem Wirkungsgrad über 80 %. Die zur Zerkleinerung benötigten Maschinen baut Jenz. „Im Bereich Mobilhacker sind wir führend in Europa”, ist sich Hempen-Hermeier sicher.

Seit 2001 hat die Bedeutung der Hacker stark zugenommen, erfährt man. Der Markt verlange Mobilhacker, da es logistisch besser sei, das Holz direkt am Entstehungsort zu zerkleinern. Dazu der Geschäftsführer: „Es ist unnötig, dass ein Lkw das Holz auf- und ablädt und es dann erst zerkleinert wird.”

Mobilhacker und Lkw kombiniert

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Schnell unterwegs: Jenz-Chipper-Truck nutzt den starken Lkw-Motor zum Hacken und verbraucht weit weniger Benzin als ein Traktor © Jenz

Doch genau mit einem Lkw hat ein neues, energieeffizientes Hackerkonzept des Unternehmens zu tun, das erstmals auf der IFAT (Internationale Fachmesse für Wasser-Abwasser-Abfall-Recycling) in München im Mai einem größeren Fachpublikum vorgeführt wurde: der Chipper-Truck. Das Konzept basiert auf der Überlegung, einen Hacker auf einen MAN-Lkw aufzubauen und auch durch den Lkw-Motor anzutreiben. Dies bewirkt eine höhere Leistung, weil der Lkw-Motor stärker als ein Schleppermotor ist. Zudem steigt die Mobilität, denn der Lkw kann im Gegensatz zum Schlepper mit 80 km/h auf der Autobahn fahren. Dadurch, dass die zweite Hinterachse lenkbar ist, hat das Fahrzeug einen kleinen Wendekreis von 16,6 m und kann auch in engem Gelände gut rangieren.

Seine wirtschaftliche Stärke spielt der Lkw vor allem im Transport aus. Der Motor gibt sich mit 30 bis 40 l pro 100 km zufrieden, während Traktoren bis zum Doppelten an Kraftstoff benötigen. „Gerade als wir unseren Hacker mit einem Traktor zur KWF-Tagung nach Schmallenberg brachten, haben wir den Unterschied festgestellt”, erklärt Hempen-Hermeier. „Wir bieten als einziges Unternehmen den Lkw mit aufgebautem Hacker als Komplettfahrzeug an.”

Auf Rohstoffverknappung reagiert

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Neuer HEM 581 Z wird von Norbert Goldnagl (re.) an Andreas Thanner für dessen Hackschnitzeldienst in Niederösterreich übergeben © Jenz

Der zunehmenden Verknappung des Rohstoffes durch steigende Biomasse ist man sich bei Jenz bewusst. Mit Maschinen, die eine möglichst vollständige energetische Nutzung von Bäumen ermöglichen sollen, hat man darauf Antworten parat. „Ein Baum muss aus energetischer Sicht vollständig genutzt werden”, meint Hempen-Hermeier. „Neben dem Astwerk muss auch die Baumwurzel verwendet werden. Immerhin liegen 25% der Baum-Masse unter der Erde.” Bei der Aufbereitung von Waldrestholz und Baumwurzeln ist die Zerkleinerung der teuerste Schritt. Das Material sollte daher nur in einem Schritt ofenfertig gemacht werden.

Seit 2007 hat Jenz den Mobilhacker HEM 581 Z am Markt. „Waldrestholz wie Strauchwerk und sperrige Äste sind bislang oft als wertloser Rest im Wald verblieben. Künftig wird man an einer intensiveren Nutzung nicht mehr vorbeikommen”, erwartet Hempen-Hermeier. Hauptmerkmal des HEM 581 Z ist der im Vergleich zum HEM 561 um 20 auf 120 cm verbreiterte Einzug. Für die zügige Verarbeitung von großen Volumen oder Wurzelanläufen wurde die Einzugsöffnung auf 68 cm erweitert. Falls dies noch nicht reichen sollte, kann am Rahmen der Einzugswalze der Jenz-Woodcracker als Vorzerkleinerer montiert werden. Damit können Resthölzer, die für den Einlass zu groß sind, vorgespalten werden, ohne den Hackbetrieb zu unterbrechen.

Dies erweitert den maximalen Stammdurchmesser auf 1,2 m. Durch die höhenverstellbare Deichsel wird ein Schrägstehen der Gelenkwelle vermieden. Zudem kann die Deichsel gewendet werden, sodass der Betreiber sie oben oder unten anbauen kann. Beim Fahrgestell können die Räder ähnlich einer Waage eingestellt werden. Der Betreiber kann einen Ladekran auch später nachrüsten, ohne dass die Stützlast verloren geht.

Unterirdische Biomasse

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Uwe Hempen-Hermeier, Axel Wilharm und Frithjof Meyer (v. li.) vor dem Jenz HEM 700 DL am Werksgelände in Petershagen © Forstassessor Peter Liptay

Auch unter der Erde befindliche Baumteile möchte man bei Jenz als Brennstoff für Biomasse-Heizkraftwerke aufbereiten. Der auf der KWF-Tagung in Schmallenberg vorgestellte Jenz-Wurzelholzernter R 900 soll die Produktionskosten senken, indem nur Wurzelholz ohne daran festsitzender Erde geerntet wird. Der R 900 ist ein Anbaugerät für Bagger von 20 bis 25 t. Wurzelausläufer, an denen viel Erde klebt, werden vom R 900 abgetrennt, große Wurzeln bereits im Boden zerkleinert.

In der Folge kommt es zu einer weiteren Zerkleinerung mittels Schredder AZ 660. Der mineralische Anteil im Endprodukt beträgt weniger als 5 % und kann den Waldhackschnitzeln zugeführt werden. „Die Praxis zeigt, dass diese Mischung aufgrund des höheren Heizwertes beim Wurzelholz von den Biomasseheizwerken gerne genommen wird”, erklärt Hempen-Hermeier. Große Sorgen um mit der Holzverknappung einhergehenden, steigende Rohstoffpreisen macht er sich indes nicht: „Die höheren Rohstoffpreise können an den Wärmemarkt weitergegeben werden. Hackschnitzelheizungen sind auch ohne Subventionen konkurrenzfähig.”

Am Betriebsgelände in Petershagen demonstrierte Jenz beim Holzkurier-Termin den Mobilhacker HEM 700 DL für das Hacken von Ganzbäumen bis 70 cm Durchmesser. Die freie Einwurflänge von 3,5 m erleichtert in Kombination mit dem robusten Stahlgliederband die Beschickung von Strauchwerk und Stangen. Der HEM 700 DL wird je nach Kundenbedarf als Tandemanhänger mit 80 km/h Fahrgestell, als Festaufbau auf einem Vierachs-Lkw in Fixposition oder auf Drehkranz, als Abrollversion auf Hakenliftrahmen sowie auf einem Raupenlaufwerk zum Einsatz in extremen Geländeverhältnissen geliefert. Diesen Mobilhacker wird man auch auf der Holzmesse Klagenfurt vorstellen.

Seit 30 Jahren im Mobilhackergeschäft

Das Unternehmen Jenz wurde 1921 von Hans Jenz gegründet. 1959 baute Jenz seinen ersten stationären Hacker für ein Furnierwerk, der erste Mobilhacker wurde 1977 in Zusammenarbeit mit der finnischen Forst- und Versuchsanstalt konstruiert.

Das Unternehmen verkauft seine Hacker weltweit und hat neben der Zentrale fünf Servicestandorte im deutschsprachigen Raum. In Österreich wurde mit Jenz Österreich eine eigenständige Tochtergesellschaft gegründet. Verantwortlich für Service und Verkauf ist Norbert Goldnagl mit seinem Team in Kasten bei Böheimkirchen. „Wir erreichen mit unseren Servicetechnikern innerhalb von drei Stunden jeden Standort im deutschsprachigen Raum”, verspricht Hempen-Hermeier. „Unsere Kunden sollen eine wirtschaftliche Maschine bekommen. Dies gilt sowohl für Rohstoff- und Verschleißkosten, als auch für das Motormanagement. Die Technik muss bezahlbar bleiben.”

Das Unternehmen hat in den vergangenen fünf Jahren seinen Umsatz mit 32 Mio. € fast verdoppelt. Auch die Mitarbeiter-Anzahl ist kontinuierlich gestiegen. Stolz ist man, 15 Auszubildende im Betrieb zu haben, deren Aussichten auf Übernahme gut stehen.

Vorbild in Energieeffizienz

Jenz ist seit Jahren Mitglied beim AEBIOM, dem europäischen Biomasseverband sowie im Österreichischen Biomasseverband (sh. Beitrag S. 28). Konsequent verfolgt man das 3 E-Konzept des Letzteren, das besagt: Energie sparen, Energie effizient nutzen und Erneuerbare Energien verwenden. Im nächsten Jahr erwartet man die Zertifizierung nach Öko-Profit für die Einsparung von Energie im Betrieb.

Seit 2001 verwendet das Unternehmen eine eigene Biomasseheizung. Die Lagerkapazität von 1000 srm reicht aus, um den gesamten Betrieb ein Jahr lang mit Wärme zu versorgen. 2007 wurde die Betriebsfläche um 1000 m2 vergrößert, ein weiterer Ausbau ist geplant. Im Endeffekt wird die Produktionskapazität damit um 50 % zunehmen. Im Zuge des Umbaus sollen noch dieses Jahr die Dächer mit einer Solaranlage ausgerüstet werden. „Ziel ist, damit genau soviel Energie zu erzeugen, wie unser Betrieb an Strom verbraucht”, sagt Hempen-Hermeier. „Zwar ist der Mobilhacker-Markt im deutschsprachigen Raum auf hohem Niveau weitgehend gesättigt, aber in Süd- und Osteuropa tun sich neue Märkte auf”, ist Hempen-Hermeier auch für die Zukunft optimistisch.

Jenz

Gründung: 1921
Geschäftsführer: Uwe Hempen-Hermeier
Produktionsstätte: Petershagen/DE
Niederlassung in Österreich: Norbert Goldnagl, Kasten
Mitarbeiter: 150
Produkte: Mobilhacker und mobile Abfallzerkleinerer
Umsatz: 32 Mio. € (2007)