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Mit 96.000 t Restholz im Jahr liefert die gesamte Anlage Strom für 60.000 Haushalte © DI (FH) Marcus Schild

Biostrom aus Holz

Ein Artikel von DI (FH) Marcus Schild bearbeitet für Timber-Online | 13.07.2009 - 13:57
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Mit 96.000 t Restholz im Jahr liefert die gesamte Anlage Strom für 60.000 Haushalte © DI (FH) Marcus Schild

Am 3. Juli wurde in Piesteritz, Wittenberg/DE, das Biomasse-Heizkraftwerk der Stadtwerke Leipzig nach zwei Jahren Bauzeit offiziell in Betrieb genommen. Bei einer Investitionssumme von 57 Mio. € wird es jährlich 157.000 MWh Strom liefern und versorgt damit 60.000 Haushalte. 96.000 t/J Resthölzer sollen aus Wäldern der Umgebung verbrannt werden.
Bruks-Klöckner, Hirtscheid/DE, lieferte das komplette externe Brennstoffsystem als schlüsselfertige Anlage. Zum Lieferumfang gehörten auch die Schalt- und Steueranlage inklusive der Visualisierung und der Anbindung an das übergeordnete leittechnische System des Kraftwerkes.
Das Kraftwerk nutzt 100 % Holzhackschnitzel, die aus Waldrestholz selbst hergestellt oder zugekauft werden. Es kann Rundholz mit Durchmessern bis zu 850 mm verarbeitet werden. Die 2,4 m langen Stammbündel werden mittels der niedrigen Aufgabeschurre vom Lkw auf das Transportband gegeben. Auf der gegenüberliegenden Seite beschickt ein über Flur montierter Schienenkran das Band. Das Zusammenspiel von Lkw und Schienenkran ermöglicht eine optimale Beladung. Auf dem Weg zum Hacker passieren die Stammbündel eine Höhenbegrenzungseinrichtung und ein Metallsuchgerät. Ein Überschreiten der zulässigen Materialhöhe sowie aufgespürte Metallteile führen zum Stop des Bandes. Vor dem Hacker laufen die Stämme über einen Rollengang. Dieser dient zum Aussondern von groben Verunreinigungen, die den Trommelhacker beschädigen könnten.

Trommelhacker-Bearbeitung

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Die Förderlinie ist mit einem Scheibensieb und einem Magnetabscheider ausgestattet © DI (FH) Marcus Schild

Der Bruks-Klöckner-Trommelhacker BK verarbeitet das Rundholz zu Energiehackschnitzeln der Nenngröße 40 mm. Bei guter Beladung haben die einzelnen Stammbündel nur einen geringen Abstand. Dadurch kann kontinuierlich gehackt werden. „Die vertragliche Mindestleistung von 115 t /h wird sicher erreicht. Momentane Spitzen von mehr als 200 t /h sind am Hacker möglich”, heißt es bei Bruks-Klöckner. Ein Doppelschneckenförderer unter dem Hacker mit Material-Puffertrichter trägt die Hackschnitzel gleichmäßig aus und übergibt sie in den nachgeschalteten Kettenförderer. Der Trommelhacker wurde mit einer Absaug- und Filteranlage ausgerüstet. Um separierte Stäube vollständig zu binden, ist der Filteraustragung eine Staubbrikettierung nachgeschaltet. Die Briketts werden der Automatik-Förderlinie zugeleitet und ins Brennstofflager gefördert.
Als zweite Aufgabemöglichkeit für Brennstoff ist an der Seite des Hackergebäudes eine Aufgabestelle für zugekaufte Hackschnitzel vorgesehen. Die Aufgabe erfolgt mittels Radlader in einen 50 m³ fassenden Betontrichter. Durch den Kettenförderer verlassen die Hackschnitzel das Hackergebäude und gelangen auf eine Plattform, auf der sie von ferritischen und übergroßen Fremdkörpern befreit werden. Danach gelangen sie über einen Kettenförderer auf 30 m Höhe über dem Gelände zum Lagergebäude. Die Hackschnitzel laufen über ein Transportband mit einer nichtmagnetischen Sektion. Der elektromagnetische Überbandabscheider separiert die ferritischen Fremdkörper. Unter dem gesamten Transportband ist eine Auffangschurre für Feingut und Staub vom rücklaufenden Gurt sowie für die abgesonderten Eisenteile installiert.
Der Hackschnitzelstrom wird mittels einer Bandwaage gewogen. Im nachgeschalteten Scheibensieb werden übergroße Bestandteile (Steine, Holzabrisse, Rindenstücke) ausgesondert. Der Gutanteil gelangt über eine große Schurre und einen 55 m langen und ansteigenden Kettenförderer zum Hackschnitzel-Lagergebäude oder über einen dritten Kettenförderer direkt zu den beiden Kessel-Vorlagebehältern.

Sicherheit am Arbeitsplatz

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Die Aufgabe der Stammbündel erfolgt mittels Schienenkran im Heizkraftwerk Piesteritz © DI (FH) Marcus Schild

Die gesamte Transportlinie vom Hacker oder von der externen Hackschnitzelaufgabe bis zu den Vorlagebunkern ist mit einer Nennbreite von 1800 mm ausgeführt und arbeitet vollautomatisch. „Das Transportband und das Scheibensieb in geschlossener Bauweise sind sicherer als bisher bekannte Konstruktionen”, informiert Bruks-Klöckner. Die Materialströme werden von der Schaltwarte im Betriebsgebäude über ein Visualisierungssystem gesteuert. Das Hackschnitzellager fasst 9000 m³. Pro Tag werden 480 t Hackgut (bei durchschnittlich 35 % Feuchte) verbraucht. Es kann dadurch Brennstoff für vier Tage bevorratet werden.

Bruks-Klöckner

Gründung:1897
Standort: Hirtscheid/DE
Geschäftsführer: Bengt Nilsson
Produkte:Zerkleinerungs-, Sieb- und Förderanlagen