Ein Artikel von Christoph Zeppetzauer | 25.02.2013 - 15:04
Reges Interesse herrschte bei den 200 Teilnehmern an der von Agrarplus veranstalteten Holzgastagung am 21. Februar in der Landwirtschaftskammer St. Pölten. Neben Herstellern, die über den Status quo der Holzgastechnik berichteten, ging es auch um Machbarkeitsstudien für mögliche Betreiber.
Das Prinzip der Holzvergasung kennt man schon seit gut einem Jahrhundert. Neue technische Entwicklungen machen aber den Einsatz für forst- und holzwirtschaftliche Betriebe nun für die Praxis interessant. Wo Chancen existieren, sind mitunter Risiken nicht weit.
Warten auf neue Technologien
DI Felix Montecuccoli, Präsident der Land & ForstBetriebe Österreich, sprach in seiner Eröffnung: „Die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe sind innovativ und offen für neue Technologien. Es wäre toll, wenn sich die Holzvergasung als solche Option auftun würde.“ Alleine in Niederösterreich gibt es laut dem Biomasseverband rund 600 Wärmekraftwerke aus Biomasse, wo man eine gemeinsame Produktion von Strom und Wärme andenken könnte. Immerhin ist man mit der Grundlast im Sommer in der Lage, mit der freien Wärme Hackschnitzel- oder Getreidetrocknungen vorzunehmen.
Rohstoff kontra Einspeisetarif
Jedem eingereichten Projekt sollte ein realistischer Finanzierungsplan beiliegen, um die Kosten und Folgekosten abschätzen zu können, empfiehlt man bei der Landwirtschaftskammer. Damit sollen Pleiten, wie sie bei voreilig gelobten Biogasanlagen vor einigen Jahren vorkamen, drastisch verringert werden. Einige Betreiber hatten damals mit 60 €/t kalkuliert, die Preise waren indes sogar in den dreistelligen Bereich geklettert, was so manches Projekt umbrachte. Das kann bei der Holzvergasung ebenfalls passieren: Ist ein Projekt beim derzeitigen Hackschnitzel-Erzeugerpreis von 20 bis 25 €/srm wirtschaftlich, so kann es bei einer Preissteigerung von 10 % während einer Vertragslaufzeit ins Minus drehen. Hat man einmal einen Vertrag unterschrieben, ist man bis zu 13 Jahre an diese vereinbarten Konditionen gebunden“, informierte MMag. Josef Holzer,ÖMAG. Das kann existenzbedrohlich sein, wenn man den Rohstoff zukaufen muss. Bei hocheffizienten Anlagen (Gesamtwirkungsgrad >70%) mit einer Engpassleistung bis 500 kW beträgt der Einspeisetarif maximal 19,90 Cent/kWh. Bei der Verwendung im Betrieb anfallender Sägenebenprodukte ist ein Tarifabschlag von 25 % zu beachten. Im Ökostromgesetz 2012 wurde neben diesem Anreiz für besonders wirtschaftliche Anlagen der generelle Fördertopf auf 3 Mio. € für feste Biomasseanlagen < 500 kW angehoben. Ein Boom scheint sich noch nicht abzuzeichnen, da vom Fördertopf 2012 noch mehr als 50 % übrig sind. Die Inbetriebnahmefrist nach Vertragsabschluss wurde auf 36 Monate erhöht.
Bandbreite abdecken
Bis vor wenigen Jahren gab es bis auf Güssing nur wenig funktionierende Vorzeigeprojekte, vor allem für kleine Dimensionen. Dies hat sich inzwischen geändert: Gleich vier Hersteller (Urbas, Spanner R2, Burkhardt und Swet) konnten den Zuhörern ihre Produkte zwischen 30 und 300 kWel vorstellen. Wahlweise kann man diese mit Hackschnitzeln oder Pellets (Burkhardt) betreiben. Zwei Anlagen, die schon beachtliche Betriebsstunden aufweisen, befinden sich in Oberösterreich. Zwei Holzgas-KWK-Anlagen von Urbas bei Wurhofer, Neukirchen/Enknach (s. Holzkurier 51.12, S. 51), schafften im Vorjahr 8000 Betriebsstunden. In Geiersberg wurden bei einem Milchviehbetrieb mit einem Spanner-Holzvergaser die 10.000 Betriebsstunden bereits geknackt.
Was kostet mich ...?
Wie viele Arbeitsstunden muss ich mich um den Holzvergaser im Betrieb kümmern? Diese Frage beschäftigte zahlreiche Zuhörer. Von einer Stunde pro Tag bis drei Stunden pro Arbeitswoche gab es Schätzungen der Hersteller. Die Kosten der Anlagen, bezogen auf ihre Leistungsfähigkeit, schwanken laut Berechnungen zwischen 2400 und 4500 €/kWel je nach Größe und Ausführung.
Brennstoff ist nicht gleich Brennstoff
Ein wichtiger Punkt ist weiters die Qualität des Brennstoffes. Prinzipiell gilt: Je größer die Leistungsfähigkeit des Holzvergasers, desto größer müssen die Hackschnitzel sein. Auch der Wasseranteil ist ein nicht zu unterschätzender Faktor – trockene Hackschnitzel sind primär für kleine Anlagen zu empfehlen. Was das Publikum mitnehmen konnte: Die Holzvergasung bietet einige Möglichkeiten, jedoch auch finanzielle Risiken. Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit einer Anlage muss man individuell beantworten.
Laut der Erhebung der Landwirtschaftskammer Niederösterreich hat der Energieholzpreis-Index bereits das achte Quartal in Folge nachgegeben.
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