Andreas Wiesbauer

Viel Technik und Know-how

Ein Artikel von Philipp Matzku | 02.11.2022 - 10:56

Am 5. Mai ging die neue Pelletieranlage bei Andreas Wiesbauer, Hohenberg, in Betrieb. Rund zwei Wochen vorher wurde die 5,5 MW-Altholzenergieanlage von Polytechnik hochgefahren. „Wir wollten die beiden Projekte des Pellets- sowie des Heizwerkes mit namhaften sowie im Markt führenden Herstellern umsetzen. Das ist uns auch gelungen“, informiert der geschäftsführende Gesellschafter Andreas Wiesbauer.

Viel technisches Know-how auf allen Seiten

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Viel technisches Know-how versammelt: Matthias Schindler, Sales Manager bei Salmatec, Andreas Wiesbauer und Patrik Kalteis, Wiesbauer, sowie Timo Müller, Salmatec-Marketingmanager (v. li.) © SALMATEC

2019 nahm man mit Matthias Schindler, Sales Manager für die DACH-Region bei Salmatec, Kontakt auf. Geplant war zuerst eine Containerlösung als Ersatzinvestition für die seit 2016 betriebene 4500 t/J-Pelletierung. „Wir haben gemeinsam die Pelletierung bei MyWood Pellets in der Slowakei besichtigt, haben uns aber in weiterer Folge aufgrund der Platzverhältnisse vor Ort gegen die Idee einer Kompaktanlage entschieden“, erzählt Wiesbauer (s. Bericht Das Beste aus zwei Welten).

„Wir haben uns die Frage gestellt, was wir mit den rund 30.000 t Altholz, das wir jährlich recyceln, machen sollen. Es war uns bewusst, dass wir für den Spänetrockner ein behördlich genehmigtes Heizwerk benötigen. Warum also nicht behandeltes Altholz thermisch verwerten?“, ergänzt Patrik Kalteis, Prokurist bei Andreas Wiesbauer.

2020 wurde zusammen mit Salmatec mit der Planung des Pelletierwerkes begonnen. „Matthias Schindler hat uns bei dem Gesamtpaket sehr gut beraten. Er hatte früher selbst ein Pelletswerk und kennt die Materie aus der Praxis. Außerdem brachte er seine Erfahrungen mit Polytechnik beim Anlagenbau mit ein“, gibt sich Kalteis von dem Salmatec-Vertriebsmitarbeiter begeistert. „Sowohl Andreas Wiesbauer als auch Patrik Kalteis haben sehr viel technisches Knowhow. Ohne die beiden wäre die Montage des Heiz- und des Pelletswerks nicht zeitgerecht abgeschlossen gewesen“, gibt Schindler das Lob zurück.

Die Nassspanhammermühle sowie gesamte Fördertechnik von der Materialzuführung bis zur Abfuhr in Richtung Absackanlage sowie die Hammermühlen lieferte Rematec. Über die Späneannahmebox von Rematec können Lkw diese direkt in die Box einführt, wo sie dann in den Silo weitertransportiert wird. Der 27 m-Bandtrockner kommt von Stela Laxhuber sowie die jeweils 24 m hohen 1500 t- Nass-, Trockenspan- und die beiden Pelletssilos stammen von Wolf System. Ein Silo ist für zertifizierte, der andere für Industriepellets vorgesehen.

Kooperation am runden Tisch

Wiesbauer hat sich für eine 6,5 t/h-Presse des Typs Salmatec Maxima  900 entschieden. „Eine große Presse hat weniger Energieverbrauch als mehrere kleinere. Die Logistik für Ersatz- und Verschleißteile ist bei nur einer Maschine einfacher und es wird weniger Fördertechnik benötigt“, gibt Schindler zu verstehen. „Die Presse ist sehr unkompliziert und im Grunde sofort im Volllastbetrieb startbereit“, ergänzt Kalteis. „Wenn alle Faktoren zusammenspielen, also Material, Feuchtigkeit, Temperatur, neue Matrize und Koller, können wir sicherlich auch 30% über der regulären Auslastung fahren, also bis zu 50.000 t/J Pellets produzieren.“

Nachdem für beide Werke die behördlichen Genehmigungen vorgelegen waren, wurde im Sommer 2021 mit der konkreten Planung begonnen. Der Kontakt mit Rematec kam über Salmatec zustande, mit Tobias Latein von Stela Laxhuber hat Wiesbauer direkt kommuniziert. „Matthias Schindler hat alle an dem Pelletswerk beteiligten Anlagenbauer für Besprechungen bei uns in Niederösterreich an einem runden Tisch zusammengeführt. Nach den sehr konstruktiven, aber auch intensiven Besprechungen wurde wieder fünf bis sechs Wochen geplant und gezeichnet“, informiert Kalteis. Nach einem Besuch am Produktionsstandort von Rematec in Dietersburg/DE war die Planung abgeschlossen und Rematec hat Anfang des Jahres mit der Montage begonnen. „Rematec und Stela sind beide von uns nicht sehr weit weg. Wenn ein Maschinenteil kaputtgeht, ist man in drei bis vier Stunden in Bayern und holt sich Ersatz“, betont der Geschäftsführer.

Flexible Rohstoffversorgung

Der Rohstoff für die Pellets kommt jeweils zur Hälfte von Sägespänen und Faserholz. Das Sägerestholz stammt von regionalen und überregionalen Sägewerken, die 30.000 bis 40.000 fm Faser- und Käferholz von Forstbetrieben und Waldbesitzern aus der Region. Das Faserholz wird in einer gebrauchten Entrindungsanlage geschält und die Rinde verheizt. Wiesbauer besitzt als Forstunternehmer einen Komatsu 931 XC-Harvester, mit dem er die Ernte selbst durchführen kann. „Es war uns wichtig, beim Rohstoff möglichst flexibel zu sein und uns nicht nur auf die Versorgung seitens der Sägewerke zu verlassen. Das war die richtige Entscheidung, da wir sicherlich in diesem Jahr nur mit Sägespänen nicht so viel Pellets produzieren könnten“, konstatiert Kalteis. Wiesbauer plant, 25.000 t bis Jahresende zu pelletieren. Ein wichtiger Punkt bei der Rohstoffversorgung war, dass die Rematec-Anlagen, speziell die Hammermühle, sowohl Sägespäne als auch grobes Hackgut verarbeiten und fördern können.

Pelletsvertrieb ausgelagert

Wiesbauer hat ferner eine vollautomatische Absackanlage für 15 kg- Pelletssäcke mit einer Kapazität von zehn Paletten pro Stunde. Seit Ende Oktober ist der firmeneigene Gleisanschluss betriebsbereit und es wird Sackware unter anderem in die Schweiz per Bahn transportiert. Derzeit werden 60 % lose und 40 % Sackware von ENplus-Pellets produziert. Der Vertrieb der losen Ware übernimmt der Pelletshändler Essmeister, Kemmelbach. Für den Vertrieb der Sackware ist das Handelsunternehmen Danubia Wood Trading aus Wien (s. Bericht „Solide gewachsen“) verantwortlich.