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Enviva

Hohe Quartalsverluste: Enviva riskiert gesicherte Geschäftsfortführung

Ein Artikel von Philipp Matzku (für holzkurier.com bearbeitet) | 15.02.2024 - 07:33

15. Februar

Die von Enviva Mitte Januar in Anspruch genommene Möglichkeit einer 30-tägigen Fristverlängerung zur Zahlung von rund 24,4 Mio. US-$ an Anleihegläubiger wurde gemäß einer Einreichung bei der U.S. Securities and Exchange Commission (SEC) wahrgenommen. Das Ziel des US-Unternehmens war es, „kurzfristig seine Flexibilität zu erhöhen und in dieser Zeit Verhandlungen mit Kreditgebern und Kunden zu führen“, berichtet eu.starnewsonline.com.

Die Aktie von Enviva hat seit Wochen einen Kurs von unter 1 US-$ pro Aktie. Dem weltweit größten Pelletsproduzenten droht aufgrund des sinkenden Aktienkurses, dass Enviva von der New Yorker Aktienbörse (NYSE) genommen wird, falls die Anleihezahlung in den nächsten Tagen nicht erfolgt.

10. Januar

„Der Aktienkurs des US-Unternehmens schwankte am 4. Januar um die 80 US-Cent, um 99% weniger als der Höchststand von 87 US-$ im April 2022“, berichtet eu.starnewsonline.com. Im Frühjahr des Vorjahres hielt die Aktie bei mehr als 21 US-$. 

Im November hat das US-Finanzratingunternehmen Fitch Rating Envivas Kreditrating auf „Rating Watch Negative“ herabgestuft. Der finanzielle Zusammenbruch habe auch einige Aktionäre dazu veranlasst, eine Sammelklage gegen das Unternehmen einzureichen, heißt es.

14. November

Der Nettoverlust im 3. Quartal 2022 lag bei 18,3 Mio. US-$. Das bereinigte EBITDA ist von 60,6 Mio. US-S im 3. Quartal 2022 auf heuer 36,6 Mio. US-S gesunken. Der Nettoumsatz im 3. Quartal ging im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2% auf 320,6 Mio. US-$ zurück. Die Bruttomarge lag bei 14,2 Mio. t (3. Quartal 2022: 31,8 Mio. t). Die Verbindlichkeiten summieren sich in den ersten neun Monaten auf 2,894 Mrd. US-$. Im vergangenen Jahr lagen die Verbindlichkeiten in zwölf Monaten bei 2,551 Mrd. US-$.

Der Nettoverlust ist laut Enviva auf vier Faktoren zurückzuführen: Wertminderungsaufwendungen für Vermögenswerte, höhere Zinsaufwendungen, Restrukturierungskosten und Abfindungskosten sowie höhere Kosten für verkaufte Produkte.

Im Rahmen der Veröffentlichung der Finanz- und Betriebsergebnisse für das 3. Quartal kündigte Enviva eine umfassende Prüfung der Kapitalstruktur an. Dazu gehört neben der Beauftragung von externen Beratern auch die Umbesetzung der Führungsebene.

Glenn Nunziata, erst seit zwei Monaten CFO von Enviva, übernahm mit 9. November interimistisch den Posten des CEO von Thomas Meth. Meth bleibt weiterhin Präsident des Unternehmens und will sich in Zukunft wieder vermehrt dem Vertrieb und Neuverhandeln bestehender Kundenverträge widmen.

Zwischen Juli und September verkaufte Enviva 1,433 Mio. t Industriepellets. Das ist ein Plus von 14% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (3. Quartal 2022: 1,256 Mio. t) sowie ein Plus von 10% gegenüber dem 2. Quartal 2023. Die Preise für Holzpellets auf dem Spotmarkt seien 2023 deutlich niedriger als noch im vergangenen Jahr, betont man bei Enviva. Die Durchschnittspreise für die drei und neun Monate, die am 30. September endeten, seien um rund 50% niedriger als im 4. Quartal 2022. Dies habe negative Auswirkungen auf die Rentabilität, den Cashflow sowie die Liquidität des Unternehmens, heißt es in der Pressemitteilung. Dem Unternehmen drohen auch bis Jahresende Verstöße gegen einige Verpflichtungen aus vorrangig gesicherten Kreditfazilitäten, sollte keine Abhilfe geschaffen werden.

Enviva versucht, mit einigen Kunden die langfristigen Verträge zu niedrigen Preisen in sogenannte Take-or-Pay-Verträge umzuwandeln. Diese ebenso langfristigen Verträge mit gesicherten Abnahmemengen sind aus Envivas Sicht vorhersehbarer und profitabler. So wurden im 4. Quartal 2022 mit einem Kunden Vereinbarungen über den Kauf von 1,8 Mio. t Pellets zwischen 2023 und 2025 zu den damals geltenden Marktpreisen abgeschlossen.

Das 1,1 Mio.t-Werk in Epes, Alabama, soll Mitte 2024 in Betrieb gehen. Im Falle des Standorts Bond, Mississippi, prüft Enviva einen Bauaufschub von bis zu zwölf Monaten.