11054698578124.jpg

Im Ruhestand: Borimir Radovic nebst Gattin © Schneider

Holz hat Potenzial

Ein Artikel von Administrator | 03.05.2004 - 00:00
Das Holzbau-Symposium, das vom 22. bis 23. April erstmals in Stuttgart/DE anlässlich der Verabschiedung von Akad. Dir. DI Borimir Radovic abgehalten wurde, wird nun jährlich stattfinden”, bestätigte Univ.-Prof. Dr. Prof. h. c. Hans-Wolf Reinhardt, Direktor des Otto-Graf-Instituts (MPA) und des Instituts für Werkstoffe im Bauwesen (IWB).
Die MPA-Institutsleiter-Nachfolge von Radovic tritt Dr. Simon Aicher an, der die Forschung weiter forcieren möchte. Dies begrüßt auch DI Karl Moser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Holzforschung (DGfH): „Andernfalls begeben wir uns auf die Abschussrampe ins Holzvakuum und bauen weiterhin Stallgebäude Typ Bethlehem.”Normen im Wandel der Zeit. „Vor 100 Jahren gab es noch keine Normen - trotzdem entwickelte Karl Benz das Automobil”, gibt Univ.-Prof. Dr. Peter Glos, Technische Universität München/DE, zu bedenken. Als 1903 Otto Graf in die MPA eingetreten ist, wurde Schnittholz in 3 Güteklassen eingeteilt, heute wird nach der DIN 4074 sortiert, die auch Laubholz berücksichtigt.
Mit den jüngsten Anlagen der maschinellen Sortierung sind Vorschübe von über 400 m/min realisierbar, dies bedeutet 100 begutachtete Schnitthölzer pro Minute.
„Die DIN 4074 eröffnet weitere Möglichkeiten für den Holzeinsatz im Bauwesen”, erläutert Glos. Es stehen zuverlässige Produkte mit genormten Eigenschaften zur Verfügung. Allerdings: Die verfügbare Holzqualität sollte noch wirtschaftlicher eingesetzt werden.
11054698578124.jpg

Im Ruhestand: Borimir Radovic nebst Gattin © Schneider

Holzschutz im Holzhausbau. Über die aufwändigen Verhandlungen um die DIN 68 800, die den Holzschutz im Holzhausbau regelt, referierte Univ.-Prof. Hans-Jörg Irmschler, Deutsches Instituts für Bautechnik, Berlin/DE.
Teil 1 beschäftigt sich mit den Grundsätzen, Gebrauchs- und Dauerhaftigkeits-Klassen, Teil 2 mit den baulichen Schutzmaßnahmen und Teil 3 mit chemischen Schutzmaßnahmen. Die Konstruktionsdetails umfassen die Fußpunkte, geneigte Dächer, Schwellen und den Außeneinsatz von Holz. Bis 2007 soll die Norm verabschiedet sein und auch für Österreich und die Schweiz gelten.Optionen im Holzbau. „Haben Sie schon eine Norm gesehen, die mit den Jahren dünner wird”, fragte Univ.-Prof. Dr. Stefan Winter, TU München, in die Runde. Er stellte die Kennzahlen der Automobil- der Fertighausindustrie gegenüber. Demnach liegen die Personalkosten im Verhältnis zum Brutto-Produktionswert in der Automobil-Industrie bei 16,4%, beim Hausbau schon bei 45%.
„In Deutschland stehen 2 Millionen renovierungsbedürftige Gebäude - Bauen im Bestand ist daher die Aufgabe von morgen”, zeigt Winter Potenzial auf. Weitere Chancen für den Holzbau sind temporäre Gebäude, wie sie beispielsweise bei der Fußball-WM 2006 in Deutschland benötigt werden. Diese werden teilweise rückbaubar und wiederverwendbar geplant, wofür sich der Holzbau bestens eignet.
Deutschland, Österreich und die Schweiz haben weltweit das höchste Niveau im Holzbau - Selbstbewusstsein ist daher gefragt. „Es muss ein erreichbares Ziel sein, die Holzbauquote von 18% bei 1- und 2-Familienhäusern in Deutschland auf 25% oder gar 40% anzuheben”, zeigt sich Winter optimistisch.Holzbau noch Stiefkind. Einen Vergleich zwischen dem nordamerikanischen und dem skandinavischen Holzbau stellte Carl-Johan Johansson, Institutsleiter des Swedish National Testing and Research Institutes (SP), Boras/SE, an. Demnach ist der Marktanteil zum Beispiel in Schweden noch sehr gering. Es fehlen noch definierte Bausysteme, jeder Hersteller kocht sein eigenes Süppchen.
Bei einem 2001 ausgeschriebenen Architektur-Wettbewerb haben 2 dänische Studenten die halbmassive Balkenlage Södra Semi von Södra Timber eingesetzt. Dabei bleibt auf der Unterseite Platz für Installationen.Holztafeln als aussteifende Scheiben. Univ.-Prof. Dr. Hans Joachim Blaß, Universität Karlsruhe/DE, gab den Zuhörern eine Einführung in die Bemessung von Holztafeln als aussteifende Scheiben gemäß der neuen DIN 1052.
Insbesondere wurden die für die Bemessung problematischen Themen wie die Berücksichtigung von Öffnungen, die sichere Verwendung von Plattenstößen innerhalb der Tafelelemente und die Problematik der korrekten Verankerung von Wandtafeln diskutiert.
Univ.-Prof. Dr. Rainer Marutzky, Direktor des Frauenhofer Institutes für Holzforschung, Braunschweig/DE, erläuterte Innovations-Potenziale des Klebstoff-Einsatzes im Holzbau: Ultra-schallschweißen von Kunststoff-dübeln, die Weiterentwicklung der Sandwichbauweise und die Thermographie-Messung als Qualitätskontroll-Verfahren bei der Hochfrequenzverklebung.Geklebte Holzbauteile und -konstruktionen. Einen Überblick zur Entwicklung und zum Einsatz moderner geklebter Holzbauteile mit dem Schwerpunkt auf aktuellen, bisher noch ungeregelten Bauprodukten gab Aicher. Als Beispiel für stabförmige Bauteile ging er auf die Blockverklebung und ihre Anwendung im Brücken- und Hallenbau ein.
„Blockverklebte Bauteile haben bei entsprechender Verklebungs-Qualität nach 15-jähriger Erprobungszeit einen Entwicklungsstand erreicht, der in vielen Fällen eine realistische Substitution von Stahl- und Stahlbetontragwerken zulässt”, so Aicher. PUR-Klebstoff im Vergleich. Die Verwendung von PUR-Klebstoffen für tragende Zwecke im Holzbau stellte Dr. Klaus Richter, Leiter, EMPA, Dübendorf/CH, in seinem Vortrag vor. Vorteile gegenüber her-kömmlichen Klebstoffen: Klebfugenfarbe, Feuchte unempfindlicher und geringere Abbindezeit.
Signifikante Abhängigkeiten mehrerer Klebfugen-Eigenschaften sind sowohl vom Klebstoff-System als auch von der verkleb-ten Holzart festzustellen. Optimierungs-Potenzial besteht durch den Einsatz von Primern.