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Ansichtssache: Je nach Blickwinkel ändert sich die Transparens des gap-Effektpaneels © Mag. (FH) Hubert Burböck

Dämmen mit Licht

Ein Artikel von Mag. (FH) Hubert Burböck | 08.11.2005 - 00:00
Als „Dämmen mit Licht” umschreiben die Verantwortlichen der Entwicklungs- und Vertriebsgesellschaft gap solar, Perg, das in den vergangenen Jahren entwickelte Konzept der gap-Solarfassade. Durch ein ausgeklügeltes System bestehend aus wabenförmigen Elementen hinter Glas erzielt man nach eigenen Angaben gute Dämmeigenschaften im Winter und Beschattung im Sommer kombiniert mit architektonischer Gestaltungsfreiheit.

Fassadensystem aus Zellulose. Die oberösterreichischen Tüftler rund um System-Erfinder DI Johann Aschauer haben sich der Entwicklung und Umsetzung von innovativen Bau-Produkten verschrieben. Ein bereits mehrfach umgesetztes Konzept - die gap-Solarfassade - wurde mit mehreren Energie-, und Fassa-denpreisen ausgezeichnet. „Eine zentrale Rolle spielt die Zellulosewabe, mit der sich Funktionalität und Design kombinieren lassen”, beschreibt die zuständige Marketing-Verantwortliche Ing. Regina Brandl. Gemeinsam mit drei Kollegen bestreitet sie die Entwicklung und den Vertrieb der Produktpalette im Technologiezentrum in Perg. Die Produktion der Elemente erfolgt in Vitis im Waldviertel.
Das Fassadensystem besteht aus einer speziellen Solarwabe aus Zellulose, die in Form eines Fassadenpaneels an die Außenwand montiert wird. Eine hinterlüftete Verglasung schützt die Waben vor Verwitterung und mechanischen Beschädigungen. Die Paneele sind flexibel bis zu einer maximalen Größe von 3 mal 1,25 m und in allen RAL-Farben erhältlich. Die Fassadenpaneele sind auf jegliche Wandkonstruktion montierbar und nach eigenen Angaben einfach in Pfosten-Riegel-Systeme zu integrieren.
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Ansichtssache: Je nach Blickwinkel ändert sich die Transparens des gap-Effektpaneels © Mag. (FH) Hubert Burböck

Die Sonne als Dämmung. Im Winter dringt die tief stehende Sonne in die Solarwabe ein und erwärmt diese. An der Wand-Außenseite bildet sich dabei eine warme Zone, wobei die Temperaturdifferenz zwischen Wohnraum und Außenklima praktisch ausgeglichen wird, erklärt man in Perg. „Wo keine Wärme verloren geht, muss auch keine Wärme erzeugt werden”, veranschaulicht Aschauer das Resultat, welches „das Gebäude sozusagen in eine warme Klimazone versetzt.” Im Sommer wiederum verschattet sich die Struktur der Solarwaben durch den hohen Sonnenstand selbst. „Auf teure und wartungsintensive Beschattungssysteme kann dabei verzichtet werden”, argumentiert Brandl. Die Wirkung der Solarfassade sei abhängig vom Angebot des Sonnenlichtes und dadurch auf die Gebäude-Ausrichtung. „Bei Süd-, Ost- und Westseiten sind energetisch nahezu verlustfreie Wände möglich”, versichert Aschauer und verweist auf mittlere U-Werte von 0,02 bis 0,08 W/m²K.

Praxistests belegen Theorie. Dass man mit den angegebenen Werten auch in der Praxis richtig liegt, beweisen nach eigenen Angaben die effektiven U-Werte an mehreren ausgeführten Projekten in Österreich, Deutschland und der Schweiz. „Die Ergebnisse wurden sowohl vom Institut für Thermodynamik und Wärmetechnik (ITW), Stuttgart/
DE, als auch vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE), Freiburg/DE, bestätigt”, unterstreicht man bei gap solar.

Passivhausstandard und ökoeffiziente Sanierung. In der solarCity in Linz, wo zwölf beteiligte Wohnbau-Genossenschaften energiesparende Bauweise verpflichtend einsetzen, errichtete auch die gemeinnützige Industrie-Wohnungsgesellschaft (GIWOG), Leonding, sechs Wohnbauten, wobei zwei in Passivhausstandard mit gap solar-Fassadenpaneel ausgeführt wurden. Um den Baukörper in Mischbauweise wurde jeweils eine Solar-Fassaden-Hülle gesetzt. Mit dem Passivhaus-Projektierungsprojekt errechnete man einen Heizwärmebedarf von 7,3 kWh/m²J, für Haus 1, wobei die Anforderungen an Passivhäusern nach eigenen Angaben um 50% unterschritten wurden.
„Im Direktvergleich zum Neubaustandard der 1990-er-Jahre, wo pro Jahr 10 l/m² Heizöl zur Deckung der Raumwärme benötigt wird, beträgt der Bedarf am Projekt heute 0,7 l”, berichtet Brandl zufrieden. „Die solare Hülle schafft dabei eine Ausgangsbasis für einfache Haustechnikkonzepte”, gibt sich Aschauer zuversichtlich. „Die Effizienz einer Gebäudehülle wird künftig an der raschen Verfügbarkeit und Integration ins Gebäude gemessen werden”, ist man in Perg sicher.
Als Erweiterung der Produktpalette hat man das Effektpaneel als Wärmeschutzverglasung und Gestaltungselement und das schallabsorbierende Akustikpaneel im Programm.