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Leicht und attraktiv präsentiert sich das Konferenzzentrum Austria Center Vienna mit neuem Leimbinder-Vordach © Forstassessor Peter Liptay

Holzwelle als Vordach

Ein Artikel von Forstassessor Peter Liptay aus Wien | 28.11.2007 - 11:35
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Leicht und attraktiv präsentiert sich das Konferenzzentrum Austria Center Vienna mit neuem Leimbinder-Vordach © Forstassessor Peter Liptay

Mit einer spektakulären Konstruktion aus Brettschichtholz wurde der Eingangsbereich des Konferenzzentrums Austria Center Vienna in Wien im Juni überdacht. Das wellenförmige Tragwerk ist 28 m breit, 35 m tief und 18 m hoch und bildet einen angenehm warmen Kontrast zum von Stahl, Beton und Glas dominierten Gebäude.

Dabei wurden die einzelnen Träger mit dem System WB von SFS intec, Heerbrugg/CH, in zwei Wochen zu einem gekrümmten Rautengeflecht verbunden. Dieses System eignet sich besonders für die Querzugsverstärkung von geneigten und gekrümmten Brettschichtholz-Trägern an Durchbrüchen, Ausklinkungen und Queranschlüssen. „Ohne unser Verbindungssystem hätte die Konstruktion in dieser Form nicht durchgeführt werden können”, erzählt DI Bernhard Fichtinger, der von Korneuburg aus die Verkaufsleitung Holzbau Österreich bei SFS intec wahrnimmt.

Äußerlich kein Stahl sichtbar. 20 mm-Gewindestangen, die erst seit März am Markt sind, wurden als Verbindungsmittel eingesetzt. „Ohne Verbinder hätten die Eckverbindungen mit Stahl umgeben werden müssen. Die vom Architekten gewünschte warme Holzkonstruktion hätte so nicht realisiert werden können”, meint Fichtinger. Zudem wäre durch die asymetrische Anordnung der Rauten mit verschiedenen Winkeln eine andere Lösung technisch und finanziell aufwändiger gewesen. Durch die Vorfertigung der Fichten-Leimbinder-Konstruktion bei Buchacher, Hermagor, konnte der laufende Kongress-Betrieb ungehindert fortgeführt werden. Architekt Christian Knechtl freute sich, dass „die Konstruktion dem urbanen Bauen ein komplementäres architektonisches Objekt hinzufügt”. Das Vordach hat keine konstruktive Verbindung mit dem bestehenden Gebäude und steht frei auf Basis von Stahlkonsolen.

Die statischen Berechnungen wurden von DI Julian Zotter von rwt+, Wien, ausgeführt. Neben der Querzugverstärkung, bei der die Befestiger in Richtung ihrer Achse belastet werden, kann das System WB auch für die Verbindung von Holzbauteilen verwendet werden. Dabei werden die Befestiger je nach Anwendung in Richtung ihrer Achse oder auf Abscheren belastet.

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Durch Einsatz des Befestigungs-Systems WB konnten verschiedene Winkel ohne äußerlich sichtbaren Stahl verbunden werden © Forstassessor Peter Liptay

Elegante Lösung. Im Austria Center Vienna wurden die WB-Befestiger in Verbindungs-Mittelgruppen zusammen mit Stabdübeln angeordnet. Kräfte in Richtung der Verbindungsmittel können nicht von Stabdübeln aufgenommen werden, deshalb wurden sie den WB-Befestigern zugewiesen. Diese Lösung bot sich an, da Bolzen mit Unterlegscheiben wegen der schräg liegenden Verbindungsmittel nicht eingesetzt werden konnten. Die Befestiger können mit handelsüblichen Werkzeugen individuell zugeschnitten werden.

Nachdem das Tragwerk errichtet war, wurde die abgerundete Dachschale aus 75 mm Brettsperrholz-Platten montiert. 190 mm-Doppelgewindeschrauben aus hochfestem Kohlenstoffstahl wurden verwendet, um den Spannungen am Dach standzuhalten. „Ein nüchterner Zweckbau wurde mit der Schwung symbolisierenden Welle optisch attraktiv”, sagte Fichtinger.

SFS intec setzt langjähriges Know-how in der Kaltmassiv-Umformung, der Pulvermetallurgie und der Kunststoff-Spritzgießtechnik wirtschaftlich in nutzbringende Lösungen um, meint Fichtinger.

SFS intec-Facts

Standort: Heerbrugg/CH
Mitarbeiter: 3000
Umsatz (2006): 493 Mio. €
Produkte: Präzisionsformteile, Sonderschrauben, mechanische Befestigungselemente