Knapp 300 Teilnehmer kamen zum 1. Europäischen Kongress für energieeffizientes Bauen nach Köln © Jacob-Freitag
Der Kongress ist neben dem Internationalen Holzbau-Forum (IHF) im bayerischen Garmisch-Partenkirchen und dem Internationalen Branchenseminar für Frauen (IBF) in Meran/IT nun die dritte Veranstaltung des forum-holzbau, die jährlich stattfinden soll. Ziel ist jeweils, die Stärken des Holzbaus aufzuzeigen.
Politischer Konsens erforderlich
Im Zuge des Klimawandels und der steigenden Öl- und Energiepreise rücken der Energiebedarf und -verbrauch beim Bauen, Wohnen und der Mobilität immer mehr in den Fokus der Betrachtungen - auch politisch. Denn energieeffizientes Bauen, die (Weiter-) Entwicklung regenerativer Energien sowie die Verringerung des CO2-Ausstoßes können nur im Konsens mit der Politik sinnvoll entwickelt und vorangetrieben werden.Dies zeigte einer der ersten Vorträge des EBH mit dem Titel „2050 ohne CO2-Emissionen? Schweden geht den Weg” von Gösta Grassmann, Schwedische Botschaft, Berlin. Schweden habe 1991 als eines der ersten Länder eine CO2-Steuer eingeführt, was die CO2-Emissionen in der Folge „bei gleichzeitigem Wirtschaftswachstum um 8% senkte”, wie Grassman hervorhob. „In Schweden sind Umwelttechnologien zum internationalen Wettbewerbsvorteil geworden. Wer hier eine Vorreiterrolle einnimmt, motiviert auch andere Länder, dem nachzufolgen”, so das Fazit des Experten.
Pioniere von damals, Innovatoren von heute
Bisher eher als Sonderlinge belächelt, gelten langjährige Verfechter des energieeffizienten Bauens heute als Innovatoren, die inzwischen erprobtes, verbessertes und damit zukunftsfähiges Know-how zu bieten haben. Einer von ihnen ist Richard Adriaans vom Arbeitskreis Ökologischer Holzbau (AKÖH) aus Herford/DE. Er stellte sein AktivHaus vor, ein energieautonomer Neubau aus Holz und nachwachsenden Baustoffen mit 100% solarer Energieversorgung. Ergänzend zeigte er auf, wie sein Konzept auch auf den Bestand übertragen sowie die Modul- und Fertigbauweise miteinbezogen werden kann.Prof. Helmut Krapmeier vom Energieinstitut Vorarlberg, Dornbirn, sprach im Anschluss über das Passivhaus und widerlegte anhand von wissenschaftlichen Untersuchungen und Messungen Vorurteile über das Passivhaus. Zwei der bekanntesten sind „in Passivhäusern darf man die Fenster nicht öffnen” und „Lüftungsanlagen sind Bakterienschleudern”.
Seit Mitte der neunziger Jahre findet das Passivhaus in Österreich mehr und mehr Verbreitung - nicht nur im Wohnbau, sondern auch bei öffentlichen Bauten. Ein bekanntes Beispiel dafür ist das Gemeindezentrum Ludesch von Architekt Univ.-Prof. Hermann Kaufmann, Schwarzach, über das er beim EBH separat referierte.
Beim Bauen im Bestand handelt es sich häufig um Aufstockungen und Dachausbauten, die meistens mit einer energetisch optimalen Sanierung einhergehen. Vorgestellt wurden Beispiele von Aufstockungen in Deutschland und in der Schweiz sowie die Sanierung und Erweiterung einer Schule in Schwanenstadt im Passivhaus-Standard.
Beim Bauen im Bestand handelt es sich häufig um Aufstockungen und Dachausbauten, die meistens mit einer energetisch optimalen Sanierung einhergehen. Vorgestellt wurden Beispiele von Aufstockungen in Deutschland und in der Schweiz sowie die Sanierung und Erweiterung einer Schule in Schwanenstadt im Passivhaus-Standard.
Neue Anlagentechnologien
Auch die Anlagentechnologie hat wesentlichen Einfluss auf die Energieeffizienz eines Gebäudes, wie ein weiterer Vortragsblock zeigte. Er beschäftigte sich mit der aktiven und passive Solarenergienutzung, dem Heizen mit Biomasse sowie der Senkung des Energieverbrauchs durch Blockheizkraftwerke.Den Aspekt der solaren Energiegewinnung griffen dann die Referate zum Thema Solar-Architektur nochmal auf. Dabei beeindruckte besonders der Vortrag über ein energieautarkes Holzgebäude, das von Studenten der TU Darmstadt unter der Leitung von Univ.-Prof. Manfred Hegger entworfen und gebaut wurde. Es erhielt im vergangenen Jahr beim Solar Decathlon 2007-Wettbewerb in Washington D.C. den ersten Preis.
Die Gebäudehülle muss stimmen
Eine besonders wichtige Rolle bei der Energieeffizienz spielt die Gebäudehülle. Von ihr hängt ab, ob die (Wärme-) Energie im Gebäude bleibt. Maßgebend sind Wahl und Aufbau der Außenwandkonstruktionen sowie der Fenster und deren Einbau, was die Referate deutlich machten.Unter der Überschrift „Haustechnik“ kam auch das Thema Lüftung, Behaglichkeit und Luftqualität nicht zu kurz. Ergänzend wurden die Möglichkeiten der Bustechnik erläutert, die ein optimales und einfach zu bedienendes Zusammenspiel unterschiedlicher technischer Systeme im Haus erlaubt. So schlugen die Referate des EBH einen Bogen von den Rahmenbedingungen und Veränderungen, die in Europa für das energieeffiziente Bauen aktuell geschaffen und abgestimmt werden, zum Thema Bauen in all seiner energieeffizienten Komplexität.