Michael Hladik, Sachverständiger für Putz- und Wärmedämm-Verbundsysteme: Architektur kann aussehen, wie sie will, sie muss nur funktionieren. © Forstassessor Peter Liptay
Schäden an Putzsystemen auf Holzweichfaser-Dämmplatten zeigte der Sachverständige Michael Hladik. Problematisch beim Holzhaus sei, dass die Holzweichfaser-Dämmung meist von einem anderen Gewerbe ausgeführt werde, als die Putzarbeiten. Wichtig sei, auf eine möglichst kurze Zeitspanne zwischen der Montage der Holzweichfaser-Platten und dem Putzauftrag zu achten. Hladik präsentierte mehrere Schadobjekte, die sich meist in der Nähe größerer stehender oder fließender Gewässer befanden. „Architektur kann aussehen, wie sie will, sie muss nur funktionieren”, sagte er und verwies auf eine neue WDVS-Norm aus der Schweiz als gutes Beispiel. Dort ist seit Mai festgelegt, dass bei einer verputzten Außenwärmedämmung Funktionalität Vorrang vor Ästhetik haben soll. „WDVS ist ein Null-Fehler-System bei Planung, Ausführung und Systemkomponenten”, mahnte Hladik.
Sanieren zweite Chance der Architektur
Potenziale im Fertighausbau stellte DI Werner Dittrich, Geschäftsführer von O. Lux, Roth/DE, vor. Weg vom reinen Fertighausbau lautet das Motto seines Unternehmens. „Der Fertighausbau sollte sich mehr mit An-, Auf- und Zubauten sowie Sanierungen beschäftigen”, empfahl er und belegte dies mit Statistiken. „Das Gros der Wohngebäude in Deutschland stammt aus der Zeit zwischen 1949 und 1978, als noch niemand über Energieeinsparung geredet hat.” Zwei Drittel der Investitionen im Bau gehen heute in Sanierungen, nur noch ein Drittel fließen in Neubauten. „Hier liegt die Chance für den modernen Holz- und Holzfassadenbau”, sagte Dittrich. „Forschungen zeigen, dass das Thema Fassade auch beim Bauen im Bestand aufgearbeitet werden muss. Die Zeiten, als man nur weiße Platten an die Wand klebte, sind vorbei. Wir reden über dampfdiffusionsoffene Wandaufbauten und versuchen durch Vorfertigung, die Beeinträchtigung der Bewohner auf ein Minimum zu reduzieren.”Schadstoffe in Innenräumen
„Die Menschen verbringen 90 bis 95 % ihrer Lebenszeit in Räumen”, berichtete DI Peter Tappler vom Österreichischen Institut für Baubiologie und -ökologie. Die immer effizientere Dämmung von Gebäuden habe deutlich reduzierte Luftwechsel und höhere Schadstoffkonzentrationen mit sich gebracht. Die Wirkung von Schadstoffen wie Tabakrauch, Radon oder Formaldehyd senke die Leistungsfähigkeit, Wohlbefinden und Gesundheit. In den meisten Fällen seien Spanplatten die Hauptquelle des in Innenräumen nachgewiesenen Formaldehyds. In stark belegten Räumen wie Schulklassen oder Vortragsräumen könne nur eine mechanische Lüftungsanlage den notwendigen Luftvolumenstrom gewährleisten.„Auch bei der Neuplanung von Einfamilienhäusern empfiehlt sich die Berücksichtigung von Wohnungslüftungs-Systemen mit Wärmerückgewinnung. Dies gilt besonders für Niedrigenergie- und Passivhäuser”, sagte Tappler.
Architektur versus Technik
DI Klaus Peter Schober präsentierte das Forschungsprojekt Architektur versus Technik Sockel- und Fensteranschluss der Holzforschung Austria © Forstassessor Peter Liptay
„Wir kamen zum Ergebnis, das ein geometrischer Höhenunterschied (Stufe) zwischen Kellerdecke/Fundamentplatte und angrenzendem Erdreich von mindestens 10 cm beziehungsweise angrenzender Terrasse von mindestens 5 cm unbedingt erforderlich ist.” Die Holzforschung Austria erarbeitete elf Leitdetails als Prinzipbeispiele für den Sockelanschlussbereich. „Dem konstruktiven Feuchteschutz muss besonderer Stellenwert gewidmet werden, denn kaum ein anderer Holzbauteil ist schwieriger zu sanieren als eine zerstörte Schwellenkonstruktion im Holzhausbau”, erzählte Schober. „Wir sitzen auf einem Pulverfass, wenn größere Schäden am Sockel auftreten.”