Holz ist der Baustoff der Zukunft. Deshalb gehört Holz in das Portfolio eines Baukonzerns, wie es unsere Mutter – die Strabag SE – ist“, so leitet Klaus Pöllath, Vorstand Ed. Züblin AG, Stuttgart, das Holzkurier-Interview ein. Er nennt ungefragt die Nachhaltigkeit und insbesondere die „besten physikalischen Eigenschaften aller Baustoffe“ als Hauptgründe, warum einer der größten Baukonzerne Europas Ende 2011 mit zwei Unternehmenszukäufen den Einstieg in die Ingenieurholzbau-Sparte wagte. Wobei das Risiko aus Sicht von Pöllath gar nicht besteht: Holz sei der einzige nachhaltige Baustoff. Während Stahl und Beton verlieren, dürfte der Holzeinsatz bis 2016 in Deutschland nochmals um 10 % zulegen.
Holz beste Eigenschaften
„In der ,Zentralen Technik‘ des Strabag-Konzerns arbeiten über 650 Mitarbeiter. In Thinktanks werden hier Bautrends analysiert. Sie können mir glauben, dass wir um die hervorragenden Eigenschaften von Holz schon länger Bescheid wissen. Immer wieder erhielten wir Anfragen von Architekten, dieses oder jenes Projekt nicht in Beton oder Stahl, sondern in Holz auszuführen. Das konnten wir bisher nicht selber umsetzen, sondern nur vermitteln“, erzählt Pöllath über die Anfänge des Holzengagements. 2010 wurde der Holzbaugedanke bei der Strabag geboren. Nach Einholung der internen Genehmigung wurde eine Holzbau-Marktanalyse erstellt, deren Ergebnisse nun das weitere Vorgehen bestimmen. Den Einstieg bei Merk-Project, Aichach/DE, und Stephan Holz, Gaildorf/DE, ist für Pöllath ein sanfter, wohldosierter Anfang in eine Materie, die für Züblin noch Neuland ist. „Wir werden nicht sofort alles können. Wir wollen behutsam, aber auch zügig wachsen“, gibt Pöllath die engagierte Richtung vor.
Echter Einstieg kommt erst
Die mit den beiden Unternehmen erwartete Jahresleistung von 30 bis 40 Mio. € sei „noch kein wirklicher Markteinstieg – der wird erst in den kommenden ein bis zwei Jahren erfolgen“, stellt Pöllath die Relationen richtig. Sowohl bei Merk-Project (Eigentümer suchte Unterstützung in Finanzierungsfragen), als auch bei Stephan Holz (Altersnachfolge nicht geregelt) führten also eher zufällige Ereignisse Regie.„Ich erwarte mir schon eine Größe von rund 500 Mitarbeitern. Wir werden also deutlich größer sein als der Branchenschnitt“, wird Pöllath konkret. Derzeit sind 150 Mitarbeiter in der eigenständigen Züblin-Division „Holzbau“ gebündelt (Anmerkung: Mayr-Melnhof Kaufmann als größter Leimholz-Hersteller Europas beschäftigt 600 Mitarbeiter). „Wie viel wir vom deutschen Holzbau-Marktvolumen von 5 bis 6 Mrd. €/J erhalten, wird der Markt entscheiden.
Nur Holz nachhaltig
Ob es für die Zukunft große Generalunternehmer braucht, will Pöllath nicht beantworten. „Der Markt regelt das. Was die Kunden aber wollen, ist das Label Nachhaltigkeit – und das kann nur Holz liefern. Nachhaltigkeit musste daher auch in unser Portfolio. Es wird bald ganz normal sein, dass es sechsgeschossige Bürogebäude gibt. Nicht nur in Deutschland, sondern genauso in Großbritannien, Holland oder Spanien – überall. Oder denken Sie an altersgerechtes Wohnen – hier hat der Holzbau ebenfalls ein Heimspiel.“ Die ersten drei Monate 2012 hätten für die Holzbaudivision sehr positiv begonnen, heißt es. das wären nun die ersten Schritte zu einem ehrgeizigen Ziel: Die Nummer 1 im Ingenieurholzbau in Europa zu werden. Und das gleich in der Domäne von Züblin – im Schlüsselfertigbau. „Diesbezüglich müssen wir alles selber produzieren und verarbeiten können“, fordert Pöllath. Zwei Schlüsselprodukte am Weg dorthin sind Brettschicht- und Brettsperrholz. Alle Bauelemente sollen industrialisiert hergestellt, modular vorgefertigt und auf der Baustelle nur noch montiert werden. Hierfür soll die „Zentrale Technik“ neuartige Systeme entwickeln.
Bei Revolution vorne mit dabei
„Mit modularen, schlüsselfertigen Elementen wird der Holzbau in den kommenden fünf bis zehn Jahren eine kleinere Baurevolution auslösen – und wir werden vorne mit dabei sein“, sagt Pöllath voraus. „Wir werden aber nicht als der Messias auftreten, der alles neu macht. Vielmehr haben wir Respekt vor der brancheninternen Forschung und Entwicklung. Wir werden mit den bestehenden Verbänden, Forschungs- und Ausbildungsstätten in vorderster Linie zusammenarbeiten.“ Ein stärkeres Holzengagement samt Werbung für Holz werde aus Sicht Pöllaths Züblin/Strabag nicht schwächen: „Der Kuchen wird künftig einfach anders verteilt. Es kommt zu einer Umschichtung – Holz erhält mehr Marktanteile.“
In Deutschland alleiniger Vorreiter
„Ob andere Baukonzerne unserem Beispiel folgen werden, kann ich nicht einschätzen. In Deutschland kann ich es mir aber nicht vorstellen. Wir werden konzernweit in den einzelnen Ländern auf den Ingenieurholzbau setzen. Das Thema wird die jeweilige regionale Tochter besetzen“, sagt Pöllath voraus.Für 2012 ist Pöllath in Deutschland sehr optimistisch: „Wir erwarten 2 % Wachstum.“ Während die öffentliche Hand (Staat, Länder, Kommunen) immer weniger ausgibt, gibt es im Wohnungsbau Zuwächse (Investition in Grund und Boden). Beim Gewerbebau erwartet er ein moderates Wachstum.Züblin arbeitet mit Stahl, Beton und jetzt auch mit Holz. „Überall ist der Rohwarenpreis in Relation zum schlüsselfertigen Produkt scheinbar zu groß. Hier gibt es bei Holz keinen Unterschied zu den anderen Branchen“, beendet Pöllath das Interview.
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