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© MM Kaufmann

Weltmeisterliches BSP

Ein Artikel von DI Hannes Plackner | 09.05.2012 - 14:31
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Während sich ganz Mitteleuropa über die ersten sommerlichen Temperaturen freut, bereitet man in Schladming die kommende alpine Skiweltmeisterschaft vor. Von 4. bis 17. Februar 2013 wird die Crème-de-la-Crème der Pistenflitzer im Oberen Ennstal zu Gast sein. Dort werden sie nicht nur die steirische Gastlichkeit kennenlernen, sondern auch Österreichs Holzbau-Know-how. Mayr-Melnhof Kaufmann, Gaishorn, hat die Holzbaumaterialien für das dortige Mediencenter geliefert. Errichtet wurde es von Kaufmann Bausysteme, Reuthe. Einen besseren Ort, um die Vorteile der Massivholzbauweise zu bewerben, kann man sich kaum vorstellen. Während draußen Schneestürme toben, senden die Journalisten ihre Berichte aus wohliger Atmosphäre in die Welt.

Brettsperrholz setzt sich durch

Beim Gespräch mit den Brettsperrholz-Vertriebsverantwortlichen in Gaishorn wird schnell klar: Auf das Mediencenter ist man wirklich stolz. Die Planung begann im Oktober 2009 – Baustart war zehn Monate später. Kaufmann Bausysteme errichtete ein Kongresszentrum mit über 8500 m² Nutzfläche. Tragende Elemente sind M1 BSP crossplan-Platten (Unternehmensbezeichnung). Die Platten werden als Außenwand, Decke und Dach verwendet. Im Falle der Decke bleibt die Unterseite sichtbar. Die Innenseite der Außenwände ist dagegen mit Gipskarton-Feuerschutzplatten verkleidet. Nach außen ist das BSP mit Steinwolle, einer diffusionsoffenen Folie, einer Lattung und schließlich mit der Außenwandverkleidung bedeckt. Mit diesem Aufbau erreicht man eine Energiekennzahl von 29 kWh/m². Das Credo der WM-Veranstalter lautet: „Wir stehen für einen gewissenhaften Umgang mit den natürlichen Ressourcen unserer Umwelt. Ein positives und verantwortungsvolles Gestalten kann nur im Sinne von Ökologie und Nachhaltigkeit geschehen.“
„… und im Sinne von Holzbau“, möchte man ergänzen, da insbesondere die Massivholzbauweise den Vorgaben perfekt entspricht. Dass Gaishorn im 80 km entfernen Paltental liegt, hat überdies für einen ökologisch kurzen Antransport der BSP-Elemente gesorgt.

Nachhaltigkeit wird immer wichtiger

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Vertriebs- und Marketingteam von Mayr-Melnhof Kaufmann: DI Bernd Troppmann, Markus Tiling MBA, Ing. Siegfried Jost, Martina Pacher BA (v. li.) © Plackner

Den Ausschlag für die Massivholzbauweise gaben die bekannten positiven Eigenschaften von M1 BSP crossplan: kurze Bauzeit, trockene Bauweise und die vielfältigen architektonischen Möglichkeiten. Das Mediencenter wurde durch die Verwendung von Holz und ein ambitioniertes Energiekonzept CO2-neutral errichtet. Darauf ist man in der Steiermark spürbar stolz. Die verbauten 730 m³ BSP wurden nachhaltig hergestellt. „Beginnend vom ersten Schritt der Wertschöpfung bis zur Montage der Brettsperrholz-Elemente, wird auf eine umweltschonende Verarbeitung Wert gelegt“, beschreibt DI Bernd Troppmann, der für Mayr-Melnhof Kaufmann internationale Projekte begleitet und für Pre-Sales verantwortlich ist. Holz verleiht als lebendiges Material dem Inneren des Mediencenters eine besondere Atmosphäre. „Spannungsvolle Raumfolgen und fantastische Ausblicke auf das Gebirgspanorama machen einen Besuch zum Erlebnis“.
Ein weiteres Objekt aus M1 BSP crossplan mit Vorzeigecharakter befindet sich in Gröbming. Dort wurde die Fachschule Oberes Ennstal für Land- und Ernährungswirtschaft aus Brettsperrholz errichtet. Da auch das Internat aus Massivholz besteht, werden die Schüler künftig besonders gut schlafen. Die beruhigende Wirkung von Brettsperrholz wurde bereits wissenschaftlich nachgewiesen.
„Neben der Wohlfühlatmosphäre und dem guten Wohnklima ist klimapositives Bauen im öffentlichen Bereich ausschlaggebend für die Verwendung von Holz als Baumaterial“, ist sich Ing. Siegfried Jost sicher. Der seit September 2007 für Mayr-Melnhof tätige Vertriebsleiter verantwortet den BSP-Vertrieb von Gaishorn aus.

BSP im Zentimeter-Raster

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Ein Paradebeispiel für die Verwendung von M1 BSP crossplan bei Schulbauten ist die Fachschule für Land- und Ernährungswirtschaft in Gröbming © MM Kaufmann

Das M1 BSP crossplan von Mayr-Melnhof Kaufmann gibt es seit Kurzem in Zentimeter-Stärken. Wie Leimholz-Vertriebsdirektor Markus Tiling auf der Dach+Holz Anfang März in Stuttgart angekündigte, wurde das Sortiment erweitert. „Wir bieten nun ebenfalls ganze 2 cm-Stärken an. Die beliebte 9 cm-Stärke ist die einzige ungerade Ausnahme, die ebenso neu dazukommt. Die bisherigen und am Markt bekannten Platten bleiben aber weiter im Sortiment“, stellt er klar. Die Stärken ergeben sich durch den konsequenten Einsatz von 2, 3 oder 4 cm-Lamellen. Da sich die Leimholzproduktion in Gaishorn fast ausschließlich aus konzerneigenen Sägewerken versorgt, ist die Umstellung intern leicht zu regeln. Mit einer geplanten Jahresproduktion von 50.000 m³ verbraucht man auch entsprechende Mengen, damit sich eine Sortimentsumstellung auszahlt.
Jene Kunden, die sich auf die bewährten M1 BSP crossplan-Dimensionen eingestellt haben, müssen zunächst nicht umsteigen. Die bestehenden Stärken werden bis auf Weiteres fortgeführt. Damit führt Mayr-Melnhof sein Brettsperrholz in 37 Standardstärken. Bei entsprechenden Mengen sei es kein Problem, auch Sonderstärken zu produzieren, ergänzt Jost. Das beste (und mit Abstand größte) Beispiel dafür ist das 8000 m³ BSP-Bauvorhaben in Gerasdorf.

Kunden wollen Standardisierung

Maßgeblich für die neuen Stärken waren Kundennachfragen, betont Tiling. Die Verarbeiter wünschen sich – ähnlich wie bei BSH – eine Vereinheitlichung der Dimensionen. Damit werden der Planungsprozess und die logistische Abwicklung erleichtert. Die rechts im Kasten angeführten Statements von drei renommierten BSP-Planungsbüros belegen den Wunsch nach zusätzlicher Standardisierung.
Tiling rechnet mit rund einem Jahr, bis sich der Markt auf die neuen Standards einstellen wird.

Wachstum geht weiter

Mit 50.000 m³ ist die BSP-Produktionslinie in Gaishorn ausgelastet. Mayr-Melnhof Kaufmann ist am Überlegen, wo die nächste Linie aufgebaut werden soll. Dass eine kommen wird, sei fix, wie Mayr-Melnhof-Vorstand Mag. Alfred Jechart zuletzt auf der Dach+Holz bestätigte.
Mit dem Bekenntnis zur Standardisierung sind jedenfalls die Weichen für eine expansive Zukunft gestellt. Wie sich diese entwickeln wird, darf man mit ebenso viel Spannung erwarten wie die WM-Abfahrtsläufe auf der Planai*.

*Die Planai ist jener Berg in Schladming, welcher mit dem Nachtslalom jährlich 50.000 Skifans ins Ennstal lockt.

MAYR-MELNHOF KAUFMANN

Vertriebs- und Marketingleiter: Markus Tiling
Vorstand für Vertrieb und Marketing: Mag. Alfred Jechart
Standorte: Reuthe, Gaishorn, Kalwang, Richen/DE
Mitarbeiter: 650
Produktion: 340.000 m³/J Leimholz

ZUSÄTZLICHE M1 BSP CROSSPLAN-STÄRKEN

Dreischichtig: 60, 80, 90, 100 und 120 mm
Fünfschichtig: 100, 120, 140, 160, 180 und 200 mm
Siebenschichtig: 200, 220, 240, 260 und 280 mm
Lamellenstärken: 20, 30 und 40 mm
Standardbreiten: 240, 265, 275, 290 und 300 cm
Länge: bis zu 16,5 m

BSP-Verarbeiter zu der beginnenden Standardisierung

„Die Standardisierung von BSP ist notwendig, um das Planen zu vereinfachen. Das hoffentlich um sich greifende ,Bügeln‘ der BSP-Dicken auf glatte Zentimetermaße und gerade Dickensprünge ist ein erster wichtiger Schritt. Damit nähert man sich dem Ziel, mit Brettsperrholz ähnlich planen zu können wie mit Brettschichtholz: von Beginn an mit zuverlässigen Bauteilstärken und im Grundansatz unabhängig von Herstellern.“
DI Gordian Kley, Tragwerksplaner bei merz kley partner, Bregenz

„Die Standardisierung von BSP bringt eine Vereinfachung und Ordnung. Wer bisher Bauteile verschiedener Hersteller verglich, wusste von vornherein nicht, ob etwa eine Deckenstärke von 97 mm dieselben statischen Kennwerte erreicht wie eine von 94 mm – insbesondere, was den Brandschutz betrifft. Standardisiert man jedoch eine 100 mm-Decke mit definierten Längs- und Querlagen, erhält man unabhängig vom Hersteller gleiche Kennwerte. Die Berechnung wird auch für den Statiker handhabbarer und klarer.“
DI Josef Koppelhuber, Tragwerksplaner beim Ziviltechnikerbüro Koppelhuber, Rottenmann

„Von uns Holzbauplanern wird seit Jahren auf die Notwendigkeit von mehr Standardisierung hingewiesen. Ein Marktzuwachs ist nur durch eine koordinierte und breite Zustimmung zu diesem Thema möglich. Brettsperrholz als Baumaterial für größere Holzbauvorhaben spielt eine Schlüsselrolle. Einheitliche Stärken und vereinzelte Kooperationen bei Projektentwicklungen sind erste positive Zeichen, welche Einfluss und Vorbildcharakter auf die Auslegung von Gesetzen und Normen nehmen.“
DI Johannes Kaufmann, Johannes Kaufmann Architektur, Dornbirn