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Die weltgrößte CNC-Abbundanlage bei Poppensieker & Derix stammt von CMS © DI Johannes Plackner

Die fräst richtig große Träger

Ein Artikel von DI Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 25.09.2012 - 14:57
Es ist eine beeindruckende Maschine. Sie präsentiert sich beim Betreten der Abbundhalle von Poppensieker & Derix in Westerkappeln/DE in voller Pracht. Auf über 80 m erstreckt sich die Abbundanlage „NC-PMT 89-KX5“ von CMS, Zogno/IT. Hinter dieser sperrigen Abkürzung steckt feinster italienischer Maschinenbau, der seit dem Spätsommer 2011 im Einsatz ist. Zwei Fünfachsaggregate auf einem verfahrbaren Portal erledigen den millimetergenauen Zuschnitt. Die damit abgebundenen Binder kommen in den größten Holzbaukonstruktionen zum Einsatz.
„Unsere Tragwerkskonstruktionen erlauben variable Formgebung, mit der auch außergewöhnliche Architektur in Holzbauweise möglich ist“, beschreibt Markus Derix, der Geschäftsführer des Leimholzherstellers. „Das braucht eine genaue und zugleich schnelle Anlage.“ Dass CMS das kann, weiß man in Westerkappeln aus Erfahrung. Zudem überzeugte bei der 80 m-Maschine aus Bergamo das Preis-Leistungs-Verhältnis, berichtet Christoph Arnold. Er leitet die CMS-Deutschlandniederlassung im nordbayerischen Kulmbach.

Vom Dreigelenk zum Fischbauch

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Die weltgrößte CNC-Abbundanlage bei Poppensieker & Derix stammt von CMS © DI Johannes Plackner

Das Portfolio von Derix enthält alle Produkte für den weit spannenden Holzbau. Das sind klassischerweise Träger der Bauformen Satteldach, Fischbauch, Bogen, Dreigelenk-Rahmensysteme, Mehrfeldträger und Fachwerkträger. Wie das von Poppensieker & Derix gelieferte Expo-Dach der Messe Hannover beweist, stellen Sonderbauteile ebenfalls keine Probleme dar. Diese Vielfalt braucht Präzision, womit die Brücke zurück zur Abbundanlage geschlagen wäre.

Alle Möglichkeiten für den Architekten

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Werkzeugwechsler für die "Großen" mit sechs Plätzen - links daneben fasst ein weiteres Register nochmals zwanzig kleinere Fräsköpfe und Bohrer © DI Johannes Plackner

Für gerade Schnitte verfügt die CMS über ein 32 kW-Aggregat mit einem 108 cm-Sägeblatt . Damit sind 40 cm Schnitttiefe möglich. Die Säge erreicht 1400 Upm. Das zweite Aggregat arbeitet mit einem 20 plus 6-Werkzeugwechsler. Diese Werkzeuge haben einen wesentlich geringeren Durchmesser, erreichen aber 18.000 Upm. Die Leistung beträgt bei dieser Spindel 28 kW. „Um Zeit zu sparen, kann die Frässpindel bereits das nächste Werkzeug rüsten, während die Kreissäge arbeitet“, ergänzt Arnold.
Der wassergekühlte Arbeitskopf der Frässpindel bekommt in Westerkappeln viel zu tun. Viele Oberflächen müssen bei den weit spannenden Trägern ganz einfach gefräst sein. Das gilt nicht nur für Bogenträger, sondern auch für Satteldachträger. Damit diese im eingebauten Zustand gerade sind, werden sie mit einer leichten Überhöhung vorgefertigt. Allein dafür braucht man schon eine vierachsige Maschine. Wenn dann die Oberfläche verdrillt ist, kommt man um die fünfte Achse nicht herum. „Ich habe 1999 beim Expo-Dach die fünfachsige Bearbeitung kennengelernt. Die Möglichkeiten, die sie bietet, werden im modernen Holzbau immer wichtiger“, ist Derix überzeugt.

Im Regelfall wechselseitige Beschickung

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Mächtige Maschine mit sauberen Schnitten: Bei einer Schnitthöhe von 20?cm erreicht man 12?m/min Vorschub - maximale Schnitthöhe ist 40?cm © DI Johannes Plackner

Klar, 80 m Holzleimbinder kommen so gut wie nie vor. Trotzdem macht diese Bearbeitungslänge Sinn. Damit lässt sich auf der Vorderseite ein beispielsweise 36 m langes Element abbinden, während auf der Hinterseite ein fertiggestelltes Element entfernt und der nächste Rohling aufgelegt wird. Rüstzeiten gehören der Vergangenheit an. Die Arbeitsvorbereitung geschieht mit der CAD-Software und dem Postprozessor von Unigraphics. Laser zeigen die Umrisse an. Nachdem der tonnenschwere Binder darin platziert ist, drückt der Bediener auf „Go“, und kann sich um den Abtransport des vorherigen Stückes kümmern.
Um die Sicherheit zu wahren, sind die beiden Arbeitsbereiche durch ein Schott getrennt. „Wenn wir mal Elemente haben, die länger als 40 m sind, können wir das Schott einfach versetzen“, schildert Derix. Das bislang längste abgebundene Bauteil maß unglaubliche 65 m. Die maximalen Werkstückabmessungen betragen 82 mal 4,5 mal 0,8 m.

Gute Erfahrungen überzeugten erneut

Auf CMS-Abbundanlagen vertraut man in Westerkappeln aus Überzeugung. Am zweiten Standort in Niederkrüchten (s. Link 1) ist seit 1999 eine fünfachsige Anlage aus Italien im Einsatz. „Wir haben viel Erfahrung mit CMS. Dass wir uns erneut für diesen Anbieter entschieden haben, beweist, dass wir mit der Arbeit zufrieden sind“, berichtet Derix, während im Hintergrund das Portal vor sich hin arbeitet. Der Abbund geht zügig voran. Bei langen Bindern sind die Leerfahrwege nicht zu unterschätzen. Diese bewältigt das Portal mit 80 m/min – damit zählt die CMS zu den Sprintern ihrer Klasse. Bei einer Bearbeitungstiefe von 20 cm sind immer noch bis zu 12 m/min Vorschub möglich.
Der CNC-Abbund von heute macht sich noch nach Jahren bezahlt. Wenn etwa eine Halle von Poppensieker & Derix in ein paar Jahren verlängert werden soll, braucht einfach die Datei von damals geladen werden. Der dann abgebundene Träger passt erneut auf den Millimeter genau.