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Helmut Hödl, Leiter Geschäftsbereich Ingenieurholzbau der Rubner Gruppe © Archiv

Pyramidenkogel definiert Holzbau-Grenzen neu

Ein Artikel von DI Gerd Ebner | 04.06.2013 - 14:36
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Helmut Hödl, Leiter Geschäftsbereich Ingenieurholzbau der Rubner Gruppe © Archiv

Holzkurier: Welchen Stellenwert hat der Pyramidenkogel für Rubner Holzbau und Sie?
Hödl: Der Pyramidenkogel ist die absolute Krönung meiner Laufbahn. Ich bin seit 25 Jahren in der Branche tätig, aber etwas Vergleichbares gab es noch nicht. Von der ersten Angebotsabgabe bis jetzt zur Finalisierung war ich mit eingebunden. Für Rubner Holzbau war es eine Herausforderung, mit diesem Projekt die Spitze des Ingenieurholzbaus zu besetzen – der Turm wird weltweit beachtet. Der Pyramidenkogel hat bestehende Grenzen verschoben: wie hoch, aber insbesondere, wie komplex und genau man mit Holz bauen kann.

HK: Was war die größte Herausforderung?
Hödl: Beim Pyramidenkogel gab es eine Prämisse: Nulltoleranz auf der Baustelle. Und das bei Bauteilen bis 27 m, die einfach gekrümmt und zwei Mal gestoßen sind. Da rechnete ich im Angebot Fehlteile ein. Jetzt zeigte sich: Jedes einzelne Element passte – das ist angesichts der Anforderungen unvorstellbar! Die meterhohen Stahlteile konnten widerstandsfrei verschraubt werden. Die Produktion in Ober-Grafendorf, wo der Abbund per Hundegger-Anlage hergestellt wurde, arbeitete fehlerfrei. Herausfordernd war das Wetter während der Montage. Schlimmer geht es nicht. Trotzdem waren wir pünktlich. Montagebeginn war Anfang Januar. Bis zu 30 Rubner-Mitarbeiter, größtenteils vom Standort Villach, waren mit der Montage beschäftigt. Am 19. März fand die Gleichenfeier statt. Im Juni wird voraussichtlich die Eröffnungsfeier sein.

HK: Welchen Materialeinsatz gab es?

Hödl: Das Lärchenschnittholz stammt aus dem Glockner-Gebiet von Hermann & Müller. Dieses wurde in Rohrbach bei der RHI gütesortiert und gehobelt. Daraus wurden 500 m³ Lärchenleimholz für 16 Hauptstützen erzeugt, die in 48 Einzelteilen mit bis zu 27 m Länge nach Kärnten geliefert wurden. Hinzu kamen etwa 100 m³ X-LAM-Produkte für die Herstellung der Besucherplattformen. Unser Partner, Zeman Stahlbau, lieferte 300 t Stahl. Alle Verbindungsteile sind Sonderbauteile. Zur Lasteintragung wurden ein H-förmiger Stahlteil und Bolzen mit Innengewinde in die Holzquerschnitte mit Expoxidharz eingeleimt. Die Krafteinleitung in das Holz der Stützen erfolgte über eingeklebte Stahlplatten. Alle Verbindungsteile wurden im Werk Ober-Grafendorf hergestellt.

HK: Was kann man zur Verleimung sagen?
Hödl: Für die Verleimung der Lärchenlamellen wurde Melamin verwendet. Die Blockverleimung erfolgte mit Fugen füllendem Casco-Resorcinharz. Um Wassereintritte in die Blockfugen zu vermeiden, wurde eine stabverleimte Decklamelle aufgesetzt.

HK: Wie lange wird man sich am Pyramidenkogel erfreuen?

Hödl: Der Turm ist auf 40 Jahre Nutzung ausgelegt. Alles wurde hinsichtlich möglichst geringer Wartung ausgeführt. Die Entscheidungsgrundlage für die Detailanschlüsse waren: Optimaler konstruktiver Holzschutz, maximale Lebensdauer, Holz soll „erlebbar“ bleiben, möglichst wartungsfrei und zum Schluss kamen erst die Kosten …

HK: Wie hoch ist der Auftragswert?
Hödl: Der Auftragswert für Rubner Holzbau beträgt 2,8 Mio. €, in Summe kostet der Turm rund 8 Mio. €.

HK: Woran arbeitet Rubner derzeit?
Hödl: In Italien wird heuer die größte Holzkuppel Europas mit einem Durchmesser von 140 m gebaut. Rubner wird in den kommenden Jahren insgesamt drei Kuppeln realisieren. Solche Projekte helfen uns, gut ausgelastet zu sein. Sehr stolz bin ich auch auf die Entwicklung unseres neuen Geschäftsmodells „Holz-Glas-Fassaden“. Projekte, wie 6000 m² für die Universität Berlin im Wert von 7,2 Mio. € oder das Hotelprojekt am Tegernsee, zeigen, dass sich die Holz-Glas-Fassaden zu einem wichtigen Anwendungsgebiet für den Holzbau entwickeln.