Der Bauherrenpreis der Zentralvereinigung der Architektinnen und Architekten Österreichs würdigt seit 1967 herausragende Bauten, Freiraumgestaltungen sowie heuer erstmals städtebauliche Lösungen der vergangenen drei Jahre, die sich besonders durch die intensive Zusammenarbeit zwischen dem Bauherrn und dem Architekten auszeichnen. Je Bundesland werden bis zu drei Projekte nominiert, welche im Rahmen einer österreichweiten Reise durch die Hauptjury besucht werden, um die Preisträger zu ermitteln. Diese setzte sich aus Andreas Bründler (Architekt, Basel), Gabriele Kaiser (Architekturpublizistin und Kuratorin, Wien) und Stefan Marte (Architekt, Feldkirch) zusammen.
Wie wichtig die persönliche Erfahrung von Architektur ist, bringt Kaiser auf den Punkt: „Die fühlbaren Unterschiede zwischen den abgebildeten Projekten und den Erfahrungen vor Ort verdeutlichten einmal mehr, wie sehr Architektur auf die Unmittelbarkeit des Begehens und räumlichen Erfassens angewiesen ist. Ohne die direkte Begegnung vor Ort, ohne Kontext, Geschichte und Geschichten ließe sich die Synthese aus Architektur- und Bauherrenleistung kaum erfassen.“ Nach diesen räumlichen Erfahrungen fanden sich vier Holz- beziehungsweise Holzhybridbauten unter den Prämierten.
Häuser im Wald
Diese „Häuser im Wald“ stehen auf der Turracher Höhe: Der Entwurf stammt von Winkler + Ruck Architekten © Heldentheater
Bauherr Robert Hollmann verwirklichte auf der Turracher Höhe gemeinsam mit Winkler + Ruck Architekten ein ganz besonderes Feriendomizil. Das Projekt „Häuser im Wald“ bekam eine der sechs Auszeichnungen. Luki, Toni und Franzi heißen die drei Blockhäuser, denen Hollmann die Namen seiner Kinder gab. Komplettiert wird das Ensemble durch eine straßenseitig in Holzständerbauweise errichtete Gemeinschaftsscheune samt Garage. Auf 1700 m Seehöhe ergeben die drei Bauten ein hotelähnlich geführtes Refugium, das seinen Gästen die Erfahrung gönnt, inmitten eines Waldes zu wohnen.
Wunderkammer des Brotes
Die glühende Leidenschaft für Brot hat Backaldrin-Firmeninhaber Peter Augendopler in alle Welt geführt und zum Sammler gemacht. In drei Jahrzehnten hat er aus unterschiedlichen Kontinenten und Epochen rund 15.000 Kunst- und Kulturobjekte rund um das Thema Brot, Getreide und Backen zusammengetragen. Der gelernte Bäcker und Erfinder des Kornspitz brauchte dafür Platz und hat auf dem Gelände des Stammsitzes in Asten eine „Wunderkammer des Brotes“ errichtet. Der Entwurf für das kleine Spezialmuseum, dessen Freiform schon von Weitem die Fantasie beflügelt, stammt von Coop Himmelb(l)au Architekten, die das uneingeschränkte Vertrauen des Auftraggebers genossen.
Zwei weitere Hybridbauten, nämlich die neue Volksschule Lauterbach und die Bundesschule Aspern, fanden sich auch unter den Ausgezeichneten. Alle Preisträger sowie die nominierten Projekte werden noch bis 23. November im Rahmen einer Ausstellung im Haus der Architektur (HDA) Graz zu sehen sein. Ebenso werden die Preisträger und Nominierten in der Reihe „Architektur im Ringturm“ ab 10. Dezember in Wien sowie in mehreren österreichischen Architekturhäusern präsentiert.