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IHF Innsbruck

Holzbau zeigt, was er kann

Ein Artikel von Günther Jauk | 27.12.2019 - 11:02

Man fühlte sich von Anfang an wohl am 25. Internationalen Holzbau-Forum (IHF) in Innsbruck. Neben dem Veranstaltungsort selbst, dem Innsbrucker Congress, lag dies natürlich auch an der positiven Grundstimmung der Besucher. Für diese sorgte nicht nur die Überzeugung, dass man mit Holz auf das richtige Baumaterial für die Zukunft setzt, sondern auch die aktuelle Wirtschaftslage. Univ.-Prof. Dr. Jan-Egbert Sturm von der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich bestätigte in seinem Vortrag den Bauboom der vergangenen Jahre zwar, betonte allerdings im selben Atemzug, dass dieser vorbei sei. Man erwarte zwar keine Rezession, aber dennoch einen merklichen Abschwung.

Sprach man in Innsbruck mit Branchen-Insidern, stieß man auf unterschiedliche Erwartungshaltungen, aber niemand geht von einem großflächigen Konjunktureinbruch für die Holzbranche aus. Aufgrund der zahlreichen zusätzlichen Vorteile des Holzbaus sei für diesen Sektor weiter von einer Sonderkonjunktur auszugehen – sprich, der Holzbau werde Anteile von anderen Marktteilnehmern übernehmen, argumentierte die eine Seite. Andere sahen dies hingegen deutlich kritischer, denn mit dem Kleiner-Werden des Kuchens dürfte der Wind, der dem Holzbau aus anderen Bausektoren ohnehin entgegenweht, deutlich heftiger werden. Dies werde zugleich die erste große Bewährungsprobe für den Verkaufsschlager BSP sein.

Rekordjahr

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IHF-Geschäftsführer Prof. Uwe Germerott und IHF-Präsident  Prof. Heinrich Köster (v. li.) blickten in die Vergangenheit und Zukunft des Forums Holzbau © Günther Jauk  

Mit über 2450 Besuchern aus 36 Nationen wuchs die Veranstaltung gegenüber dem Vorjahr um 500 Gäste. Die Zahl der Aussteller legte indes um 32 auf 165 zu. „Die neue Location und der große Andrang unterstreichen die hervorragende Entwicklung, die der moderne Holzbau in den vergangenen Jahren hingelegt hat“, formulierte es ein Besucher, der sich wie viele andere in Innsbruck sichtlich wohlfühlte. 1995 startete das Internationale Forum Holzbau mit 90 Teilnehmern in Würzburg, übersiedelte 1997 nach Garmisch-Partenkirchen und fand aus Platzgründen heuer erstmals in Innsbruck statt.

Neben dem IHF etablierte der Verein Forum Holzbau in den vergangenen Jahren zahlreiche weitere Branchentreffen in ganz Europa. 2018 zählte man bei diesen Veranstaltungen (inklusive IHF) über 6000 Teilnehmer und erzielte einen Umsatz von rund 3 Mio. €, wie Präsident Heinrich Köster und Geschäftsführer Uwe Germerott in Tirol berichteten. Im kommenden Jahr plant man das Angebot um eine weitere Veranstaltung – das Forum Wood Building in London – auszuweiten sowie die Gründung einer Stiftung. Letztgenannte hat als Ziel die Förderung der Forschung und Lehre für den Holzbau.

Megatrends und Vorzeigeprojekte

Digitalisierung, BIM und Industrie 4.0 waren Begriffe, an denen man in Innsbruck nicht vorbeikam. Zwar sei in diesem Bereich schon einiges geschehen, es gäbe für den Bausektor aber noch einiges zu holen, lautete der Tenor. Zu denken gaben etwa die vorgestellte Produktivitätsentwicklung im Bausektor, welche sich seit der Jahrtausendwende kaum veränderte, oder auch die Tatsache, dass in Deutschland heuer nur 2,9 % der Start-ups aus dem Bau- und Immobiliensektor stammen.

Neben dem Thema, „wie“ man am besten in Holz baut, lag der Schwerpunkt in Innsbruck natürlich auch darauf, „was“ man alles in Holz realisieren kann. Architekten, Planer, Forscher, Immobilienentwickler und ausführende Unternehmen berichteten von herausragenden Holzbauten rund um den Globus. Eines dieser vielen guten Beispiele war die neue Unternehmenszentrale der Swatch-Group in der Schweiz. Blumer-Lehmann realisierte dort nach einem Entwurf von Shigeru Ban eine extravagante Dachkonstruktion mit einem Geflecht aus 4600 frei geformten BSH-Trägern.  

Der Holzkurier wird über weitere spannende Vorträge des IHF in den kommenden Ausgaben noch eingehend berichten.