Interview

Vom konventionellen Bau zur Holzmodulbauweise

Ein Artikel von Jakob Wassermann | 30.10.2024 - 09:35

„Man könnte Mod21 als Start-up mit 30-jähriger Erfahrung im Baubereich bezeichnen. Drei Jahrzehnte haben wir unsere Gebäude in konventioneller Bauweise gefertigt. Vor zwei Jahren entschieden wir uns schließlich dazu, ausschließlich in den Modulbau zu gehen“, erklärt Mod21-Geschäftsführer Theodor Kaczmarczyk und ergänzt: „Auslöser für den Sinneswandel war die energieintensive Bauweise in Deutschland. Als der konventionelle Bau durch COVID-19 nahezu stilllag, überlegten wir uns, wie das Bauen neu gestaltet werden könnte.“

Dabei profitiert Mod21 enorm von der bestehenden Unternehmensstruktur. Muttergesellschaft von Mod21 ist die Erbud-Gruppe, Polens größtes Bauunternehmen. Der gesamte Vertrieb, die technische Abwicklung und das Projektmanagement sind im nord-rheinwestfälischen Düsseldorf angesiedelt. Produziert werden die Module im polnischen Torun, zwei Autostunden südlich von Danzig, wo auch die Erbud-Gruppe ihren Sitz hat.

Namhafte Ausstatter

Die offizielle Werkseröffnung der modernen Holzmodulfertigung fand 2022 statt. Auf einer Fertigungsfläche von 22.000 m2 verfügt Mod21 über eine Produktionskapazität von 100.000 m2 Bruttogeschossfläche pro Jahr. Auf dem 15 ha großen Gelände besteht zudem noch ausreichend Platz zur Unternehmenserweiterung. Insgesamt könne man die Kapazität der vollautomatischen Produktionslinie langfristig verdreifachen, erläutert Marta Olejnik, technische Leiterin von Mod21, gegenüber dem Holzkurier.

Als der konventionelle Bau durch COVID-19 nahezu stilllag, überlegten wir uns, wie das Bauen neu gestaltet werden könnte, und landeten beim Holzmodulbau.


Theodor Kaczmarczyk, Geschäftsführer Mod21

Breites Produktportfolio

Als Rohmaterial für die Holzmodule kommt vornehmlich Kiefernholz zum Einsatz. „Bei Mod21 verfügen wir über zwei Produktionslinien. An diesen können wir sowohl KVH für Holzrahmenelemente als auch Module aus BSP herstellen. Darüber hinaus fertigen wir auch Hybridmodule. Diese bringen ein weiteres Maß an Flexibilität, da wir die besten Eigenschaften der jeweiligen Technologie einsetzen und so gute bauphysikalische Werte erreichen“, erklärt Olejnik.

Bei der Ausstattung des Holzmodulwerks setzte Mod21 ausschließlich auf namhafte Hersteller. So installierte man beispielsweise für die Riegelwerkstation Multifunktionsbrücken und Schmetterlingswender der Homag-Tochter Weinmann. Für den Abbund der BSP-Elemente kommt eine Hundegger-Anlage zum Einsatz. Erst kürzlich investierte das Unternehmen in eine Dämmstoffeinblasanlage, mit der Zellulosefasern und andere Dämmstoffe automatisch eingebracht werden können. Für die Lieferung zeichnet sich das Salzburger Unternehmen Isocell verantwortlich.

Die Inneneinrichtung wird ebenso bereits werksseitig installiert. So erreichen die Module einen Vorfertigungsgrad von bis zu 90 %.

Zufriedenstellende Auftragslage

Derzeit sei die Auftragslage, gerade bei kommunalen Projekten, nach wie vor zufriedenstellend, informiert Kaczmarczyk: „Unsere Auftragslage ist trotz der schwachen Baukonjunktur sehr gut. Wir konzentrieren uns auf den öffentlichen Bau und haben dort auch gute Aufträge. Gerade bei Schulen und Kitas liegt die Modulbauweise durch ihre um bis zu 70 % kürzere Bauzeit derzeit stark im Trend.“

Wir müssen daran arbeiten, den Holzbau in den Bauordnungen stärker zu verankern. Es wird viel gesprochen, aber wir sehen wenig Bewegung beim Bürokratieabbau.


Theodor Kaczmarczyk, Geschäftsführer Mod21

Unternehmen das Leben erleichtern

Im Holzkurier-Interview plädierte Kaczmarczyk dafür, den im Holzbaubereich tätigen Unternehmen das Arbeiten zu erleichtern: „Wir müssen daran arbeiten, dass Baugenehmigungen rascher erteilt werden und uns so das Leben erleichtert wird. Zudem sollte der Holzbau in den Bauordnungen stärker verankert werden.“„Gerade bei diesem Thema wird viel gesprochen. Bewegung beim Bürokratieabbau sehen wir jedoch wenig“, kritisiert der Mod21-Geschäftsführer abschließend.