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 Johann Gruber und Jane-Beryl Simmer von SIHGA haben für das Bauen mit Brettsperrholz einige interessante Lösungen in der Pipeline © Günther Jauk

SIHGA

Schluss mit dem „Plättchenwahnsinn“

Ein Artikel von Günther Jauk | 15.11.2024 - 10:28
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 Modulix kann auch Holz mit Beton verbinden, wobei das System auch die Ausnivellierung des Untergrundes übernimmt © Sihga

Nicht nur im Prüflabor und schon gar nicht ausschließlich im Büro entstehen die Ideen für neue Entwicklungen der Befestigungsspezialisten von SIHGA. In der Regel kommen die Herausforderungen direkt von der Baustelle, wobei es darum geht, genau hinzuhören, Probleme zu erkennen und entsprechende Lösungen zu entwickeln. Eine der Herausforderungen ist der „Plättchenwahnsinn“, wie ihn Johann Gruber, Holzbaumeister und bei SIHGA unter anderem zuständig für das Produktmanagement, nennt. Die Rede ist dabei vom Ausgleichen der Bodenunebenheiten des Betons vor dem Einheben der BSP-Wände. „In der Regel werden hierfür Distanzplättchen aus Kunststoff aufgestapelt und anschließend in mühevoller Arbeit verklebt, was dem Montagetrupp teilweise einen ganzen Tag kostet“, umreißt Gruber die Problemstellung, für die SIHGA künftig gleich zwei patentierte Lösungen im Portfolio haben wird.

Die erste ist ein Nivellieranker, der die Befestigung und Nivellierung einer Fußschwelle in einem Arbeitsgang vereint, aber auch direkt in den Beton eingebracht werden kann. „Die stufenlose Einjustierung erfolgt dann über ein intelligentes, mechanisches System, wobei die Monteure das passende Niveau mittels Laservermessung ermitteln und die Nivellieranker dann mit wenigen Handgriffen präzise einrichten können“, erläutert Gruber die bereits in der Praxis erprobte Idee, ohne jedoch auf die technischen Details weiter eingehen zu wollen, da SIHGA das System erst im Frühling 2025 regulär auf den Markt bringen wird. „Verglichen mit der Plättchenmethode, spart sich der Montagetrupp damit teilweise einen ganzen Tag auf der Baustelle, da unsere Nivellieranker problemlos am selben Tag der Montage gesetzt und eingerichtet werden können“, fasst Geschäftsführerin Jane-Beryl Simmer den wesentlichen Vorteil des Systems in einem Satz zusammen.

Genau in der Wandachse

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Der Modulix, den SIHGA noch nicht im Detail zeigen möchte, wird im Werk in den BSP-Elementen verankert und muss dann auf der Baustelle mit lediglich einer Schraube fixiert werden. Am Ende ist von der Verbindung nichts mehr zu sehen © Sihga

Als zweite Lösung in diesem Bereich entwickelte SIHGA das Verankerungssystem Modulix, bei dem das Ausnivellieren von Bodenunebenheiten allerdings nur einer von zahlreichen Vorteilen ist. Im Wesentlichen besteht Modulix aus zwei Teilen, die bereits in der Montagehalle in das Holz eingebracht und auf der Baustelle dann nur noch mit einer seitlichen Schraube verriegelt werden müssen. „Da das System, anders als herkömmliche Winkelsysteme, in der Wandachse sitzt, kann es Scher- und Zugkräfte besonders gut aufnehmen“, erläutert Gruber einen zentralen Vorteil dieser Neuentwicklung, die sich gerade im Zulassungsprozess befindet.

Zudem bringt Modulix eine enorme Zeiteinsparung auf der Baustelle mit sich, wie ein Rechenbeispiel für ein zweigeschossiges Wohnhaus mit 160 m2 Geschossfläche veranschaulicht: Während bisher rund 135 Winkelsysteme mit jeweils rund 30 Beschlagsschrauben oder Kammnägeln fixiert werden müssen, reicht bei den 86 benötigten Modulix-Elementen jeweils eine Schraube auf der Baustelle aus. Dementsprechend spart man sich auf dieser Baustelle knapp 1000 Schrauben, wobei der Modulix bereits im Werk mit jeweils acht Schrauben im Holz fixiert wird. Als weiteren Vorteil des Modulix nennt Simmer dessen vollständiges Verschwinden im Holz, was neben optischen auch brandschutztechnische Vorteile mit sich bringt. Darüber hinaus ist die Verbindung mit ebenfalls nur einer Schraube zu lösen, womit die Konstruktion ohne Beschädigungen vollends zurückgebaut werden kann. Neben der Verwendung als Holz-Holz-Anschluss für das nächste Geschoss kann Modulix auch Holzwände mit der Stahlbeton-Bodenplatte verbinden und dabei eben auch das Ausnivellieren von Unebenheiten übernehmen.

 

Kleine Helferlein

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Winkelix ist eine praktische Schraub- und Bohrschablone für das exakte Eindrehen von Vollgewindeschrauben ©  L+S Baucon

Sollte eine Montage mit den bekannten Winkelsystemen erfolgen, hat SIHGA-Produktentwickler Benedikt Kaiser-Mühlecker eine dritte Lösung zum Ausnivellieren der Wände parat. Der Distancer ist eine stufenlos einstellbare Justierscheibe, welche unabhängig von der Befestigung zum einfachen Ausgleichen der Unebenheiten verwendet werden kann. Somit gehören auch hier die unzähligen Plättchen der Vergangenheit an.

Für das einfache Einrichten von Modulix und Nivellieranker, ohne sich bücken zu müssen, empfiehlt SIHGA Orakelix. Ausgestattet mit Laserempfänger und präziser Messskala lassen sich damit die Grundflächen für BSP-Wände ebenso gut einrichten wie Terrassenstelzlager.

Da Vollgewindeschrauben aufgrund von statischen Vorgaben oftmals in unterschiedlichen Winkeln eingeschraubt werden müssen, entwickelte SIHGA mit Winkelix eine praktische Bohr- und Schraubschablone. Damit können 6,5-, 8- und 10 mm-Schrauben exakt eingedreht werden, wobei Winkel von 30 bis –30° möglich sind. „Damit vereinfachen wir wieder einmal die tägliche Arbeit der Zimmerer und machen den Holzbau zudem ein weiteres Stück sicherer“, erläutert Simmer die Vorteile der neuen Produkte und eigentlich auch die gesamte Unternehmensphilosophie mit wenigen Worten.