Mit rund 40 Mitarbeitern ist Hauck Hausbau ein mittelständisches Familienunternehmen. Abgesehen von der Größe ist „mittel“ aber sicherlich der falsche Begriff, um den im Baden-Württemberg ansässigen Familienbetrieb zu beschreiben. Über die Jahrzehnte entwickelte sich der Holzbauer von der klassischen Zimmerei hin zum Bauunternehmen für schlüsselfertige Holzbauprojekte. Mit eigenem Ingenieurbüro, Rohbauern, Gipsern sowie einigen weiteren Gewerken im eigenen Unternehmen realisiert Hauck heute Ein- und Mehrfamilienhäuser ebenso wie Gewerbebauten und Objektbauten bis hin zur Gebäudeklasse 4 – von der Planung bis zur Schlüsselübergabe.
Bemerkenswert ist insbesondere der Digitalisierungsgrad, den der Juniorchef persönlich kontinuierlich weiter in die Höhe schraubt. So ist eine integrale Planung bei Hauck bereits seit über zehn Jahren Usus. „Unser integrales Planungsmodell beinhaltet beispielsweise die gesamte, detailgetreue TGA und geht bis zur Inneneinrichtung einzelner Räume und der Modellierung der Parkplatzentwässerung oder auch der Sicherheitstechnik“, nennt Sebastian Hauck ein paar Beispiele und ergänzt, dass dabei einzelne Bauteile mit bis zu 150 Eigenschaften versehen werden. Auf der Baustelle setzt das Unternehmen bereits seit 15 Jahren auf eine digitale Vermessung.
Gemeinsame Entwicklungsarbeit
Während Sohn Sebastian die Digitalisierung stetig vorantreibt, kümmert sich Vater Jürgen vorrangig um den Maschinenpark, der in erster Linie aus Hundegger-Anlagen besteht. Aktuell sind das eine SPM2, ein Wallmaster 3600, eine Robot-Max 1300 sowie eine K3, die in den kommenden Monaten gegen eine K2-Industry 650 getauscht werden wird.
SPM steht bei Hundegger für Speed-Panel Machine und benennt das flexible Durchlaufcenter für die Plattenbearbeitung der Hawangener Maschinenbauspezialisten. Die SPM2 kann Platten aller Art nicht nur formatieren, sondern komplett mit allen benötigten Bearbeitungen schnell und präzise einbaufertig herstellen. Somit ist die Maschine insbesondere als leistungsstarke Lösung für die Wandfertigung im Holzrahmenbau und für den Fassadenbau geeignet. Darüber hinaus leistet sie auch Schalungsbauern, Innenausbauern sowie Verpackern gute Dienste. Bei Hauck wird die SPM2 automatisch von einem Plattenlager beschickt, wodurch aus dem Durchlaufcenter eine flexible Fertigungszelle wird.
„Wir haben bereits vor Jahren unsere SPM1 gegen die SPM2 getauscht, wobei wir bei der Entwicklung der Anlage intensiv mitgearbeitet haben“, berichtet Sebastian Hauck und fügt hinzu, dass man mittlerweile vier Hundegger-Prototypen im Haus hat: „Wir dürfen immer mitgestalten und unsere Ideen einbringen. Natürlich lassen in der Entwicklungsphase alle Beteiligten ein paar Federn, aber das Verhältnis bleibt dabei immer partnerschaftlich und auf Augenhöhe. Und am Ende ist es immer wieder cool zu sehen, was man gemeinsam auf die Beine gestellt hat.“
Bewährter Prototyp
Der Wallmaster 3600 ist einer von vier Hundegger-Prototypen, der bei Hauck Hausbau im Einsatz ist © Günther Jauk
Beim Wallmaster 3600 handelt es sich um eine Bearbeitungsbrücke für die Elementefertigung, die Hundegger auf speziellen Wunsch von Hauck entwickelte. „Wir wollten eine möglichst einfache Nagelbrücke, die auch flocken kann, und waren von den am Markt erhältlichen Lösungen nicht überzeugt“, erinnert sich Sebastian Hauck, der 2018 den ersten Wallmaster in Betrieb nahm. „Wie alle unsere Hundegger-Anlagen ist auch der Wallmaster eine massive Industriemaschine, die tadellos läuft“, zeigt sich der Geschäftsführer zufrieden.
Nachdem sich Hundegger in den vergangenen Jahren intensiv um die Weiterentwicklung von Stab- und BSP-Bearbeitungszentren kümmerte, ist man jetzt wieder verstärkt auf den Holzrahmenbau fokussiert. Dabei wird ebenso ein neuer Wallmaster, der auch sägen und fräsen kann, eine zentrale Rolle spielen.
Neue Abbundanlagen
Das jüngste gemeinsame Projekt beinhaltet die komplette Automatisierung des Zuschnittbereichs, inklusive des Tausches zweier in die Jahre gekommener Abbundanlagen. Dabei soll ein Balz-Vakuumroboter beide Maschinen automatisch mit Rohware beschicken und die fertig abgebundenen Teile zu lade- und transportfähigen Paketen zusammensetzen. Die Automatisierung erstreckt sich dabei von der Übernahme der Konstruktionsdaten bis zur Paketierung der fertigen Bauteile nach den Maschinen.
Hierfür ersetzt eine K2-Industry eine K3 und eine Robot-Max ein älteres Robot-Modell. Zum einen konnten die in die Jahre gekommenen Anlagen aufgrund fehlender, für diese Modernisierung aber erforderlicher Steuerungsschnittstellen nicht für das geplante Projekt verwendet werden und darüber hinaus verlief der Materialfluss der parallel aufgestellten Anlagen gegenläufig.
Zahlreiche Vorteile
Anders als bisher am Markt verfügbare Automatisierungslösungen betrachtet jene bei Hauck nicht jede Maschine als separate Fertigungszelle mit eigenem Materialaufgabe- und -abnahmebereich, sondern beide Maschinen und den dazugehörigen Kran als eine Einheit. „Mit dieser von meinem Vater stammenden Idee steigt der Komplexitätsgrad der Programmierung exponentiell an“, betont Hauck und fügt hinzu, dass sich dieser Aufwand letztlich aber allemal bezahlt machen werde. Für eine möglichst reibungslose Inbetriebnahme tauschte Hundegger vorerst nur die Robot-Max, nach deren Anbindung an den Kran in wenigen Monaten die K2-Industry folgen wird.
Mit der Robot-Max vergrößerte Hundegger seine Robot-Linie speziell für große Querschnitte bis zu 1300 mal 610 mm. Herzstück der Anlage ist ein 6-Achs-Aggregat für die Bearbeitung aller sechs Bauteilseiten mit bis zu 32 frei wählbaren Werkzeugen in einem Durchlauf. Das Robot-Aggregat verfügt über eine Leistung von 29 kW und einen stufenlosen Drehzahlbereich von 0 bis 15.000 U/min. Zudem ist die Robot-Max mit einem 5-Achs-Säge-Schlitz-Markiergerät ausgestattet. „Das Segment der Starkquerschnitte wird für uns immer wichtiger. Mit der Robot-Max und der gesamten Balz-Mechanisierung, die ebenfalls dafür ausgelegt ist, sind wir bestens gerüstet“, betont Hauck. Während die Robot-Max bei Hauck künftig für die großen und komplexen Bauteile zuständig sein wird, soll die Hochleistungsanlage K2-Industry weniger aufwendige Bauteile mit deutlich höherer Durchlaufgeschwindigkeit bearbeiten. Der maximale Querschnitt liegt hier bei 300 mal 650 mm.
Mit dieser komplexen Automatisierungslösung stellt Hauck den Pioniergeist seines Unternehmens ein weiteres Mal eindrucksvoll unter Beweis. Zudem zeigt der Holzbauer, dass Digitalisierung und Automatisierung Themen sind, die nicht nur großen, sondern auch mittelständischen Unternehmen beträchtliche Wettbewerbsvorteile bringen können – Stichworte: Effizienzsteigerung, Facharbeitermangel, Qualitätssteigerung, Anlagenauslastung und Wirtschaftlichkeit.