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20% mehr Ausstellungsfläche: Auf der Ligno Novum 2003 herrschte trotzdem ein nüchterner Ausblick auf die EU-Mitgliedschaft vor © Spannlang

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Ein Artikel von Administrator | 13.09.2003 - 00:00
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20% mehr Ausstellungsfläche: Auf der Ligno Novum 2003 herrschte trotzdem ein nüchterner Ausblick auf die EU-Mitgliedschaft vor © Spannlang

Keine große Euphorie, aber wohl doch eine Aufbruchstimmung war unter den Ausstellern auf der ungarischen Holzmesse in Sopron vom 10. bis 13. September am Vorabend des EU-Beitritts spürbar: Um satte 20% wuchs die Ausstellungs-Fläche der letzten Ligno Novum vor dem Beitritt des Landes zur Europäischen Union im Vergleich zum Vorjahr. Boom im Wohnungsbau. Mit 30.000 Einheiten gab es landesweit im vergangenen Jahr so viele neu errichtete Wohnungen wie schon lange nicht, betont Miklós Möcsényi, Generalsekretär des ungarischen Verbandes für Holzindustrie. Die davon ausgehenden Impulse für die Holzindustrie werden aber vielfach von der Politik der Förderungs-Streichung und Steuer-Erhöhung der gegenwärtigen Regierung konterkariert, fügt er hinzu.
Als positives Signal wertet Möcsényi die Bildung von Holzclustern nach österreichischem Vorbild im zurückliegenden Jahr.Glücksritter unterwegs. Für die 1. beiden Jahre der Mitgliedschaft Ungarns erwartet der Verbandssekretär auch in der Holzindustrie zahlreiche Unternehmens-Gründungen von risikofreudigen Investoren, die die Gunst der Stunde nutzen wollen, um gegebenenfalls bald wieder von der Bildfläche verschwinden.
Selbst bei erleichtertem Transport über die Grenze wird allgemein für die Zeit nach dem 1. Mai 2004 kein wesentlicher Anstieg der mit 50% ohnehin hohen Exportquote der Holzindustrie Ungarns gerechnet. Dem wirke schon die etwa zeitgleich eingeführte Straßenmaut in den EU-Hauptmärkten entgegen, so der Tenor unter ungarischen Produzenten.Rationeller fertigen. „Die Konkurrenz am ungarischen Markt wird heftiger, die Spannen werden kleiner”, stellt László Mayer, Geschäftsführer von Finnforest Ungarn, Biatorbágy/HU, fest. Im Vergleich zum Ausland zeiht Mayer die heimischen Holzbetriebe einer zu personalintensiven, zu wenig rationellen Produktionsweise. Die Tochter des finnischen Holz-Konzerns ist der größte Importeur russischer Sperrholz-Platten im Land. Nur Spezial-Sortimente würden direkt aus Finnland importiert, so Mayer.Italiener am Vormarsch. Viele der ungarischen Maschinenhändler verbuchen eine Zunahme italienischer Fabrikate in ihrem Angebot: Csiba, Köszeg/HU, holte den Hersteller von CNC-Bearbeitungszentren Busellato, Piovene Rochette/IT, ins Boot. Eigentümer Bela Csiba stellt aufgrund der Förderpolitik vergangener Jahre einen Anstieg der Investitionen in neue zulasten von gebrauchten Anlagen fest.
Auch Elmatrade, Budapest/HU, verkauft vorwiegend Maschinen von italienischen Herstellern wie Casolin, Torrebelvicino/IT, und Giben, Bologna/IT, an Kunden in der weiterverarbeitenden Industrie. Österreichische Anbieter seien schlicht zu teuer, pflichtet Ágota Hegedüsne von der Ungarn-Tochter des deutschen Mayschinen-Ausrüsters AKE, Bölingen/DE, bei.Deutsche Exporteure unter Druck. Durch den abgewerteten Forint sei es zunehmend schwierig, deutsche Produkte am ungarischen Neumaschinen-Markt zu platzieren, so Oskar Höfling, Weinig, Tauberbischofsheim/DE. Mittelfristig sieht er jedoch EU-weit gute Verkaufs-Chancen vor allem für Profilware aus Ungarn und daher seine Firmen-Gruppe gut im Rennen.Zeichen der Zeit. Viele ungarische Holz-Unternehmen haben die Zeichen der Zeit erkannt: Vielfältiges, flexibles Produktangebot. Der stark expandierende Holz-Großhandel Erdert, Budapest/HU, erreicht dieses Ziel durch eigene Veredelung. Der Holzhändler József Zatik vermarktet erfolgreich mit Strichcodes versehene Schnittware jeglicher Qualität, Holzart und Dimension über das Internet. Fensterkantel-Anbieter Hevit, Budapest/HU, hat mit Ware aus baltischer Kiefer und indonesischer Meranti vor allem wohlhabende Kundschaft im Visier.
Solcher Innovationsgeist in der kleinen aber feinen Holzindustrie Ungarns stimmt auch für die Zeit nach dem Beitritt zuversichtlich.