Der Buche Kern

Ein Artikel von Alfred Riezinger (für timber-online.net bearbeitet) | 18.06.2007 - 15:18
Mit der „Buchen-Rotkern-Problematik” hat sich das Institut für Holzforschung an der Universität für Bodenkultur (Boku), Wien, in den vergangenen drei Jahren intensiv auseinandergesetzt. Diese Untersuchungen liefen im Rahmen des EU-Projektes „Innovation for Beech” (Innovationen für Buchen). Neben einer Marktanalyse beschäftigten sich die Projektpartner mit der Entwicklung opto-elektronischer Scannertechnologie zur Erkennung von Rotkern bei Schnittholz sowie der Dämpfung, Trocknung und UV-Behandlung zur Vereinheitlichung und Stabilisierung der Holzfarben. Weiters wurden neue Produkte, wie BSH, Thermoholz oder Designmöbel aus rotkerniger Buche, weiterentwickelt und auf ihre Markttauglichkeit hin durchleuchtet.
Umfrage bringt wichtige Erkenntnisse. Über die Buchenkern-Problematik befragten die Boku-Holzforscher im Herbst 2005 unter anderem Experten aus der Branche in Deutschland, Spanien, Ungarn und Österreich. Die Umfrage richtete sich an die Säge- und Furnier-Industrie, BSH- und Thermoholz-Hersteller sowie die Fußböden-, Fenster- oder Möbelindustrie.
Die Befragung zeigte eindeutig, dass das Baumalter und der Durchmesser die Haupt-Erkennungszeichen für Buchen mit Rotkern sind. Insektenbefall oder Totäste wurden ebenfalls vermehrt als Merkmal angegeben.
Schnittholz Klassifizierung. Die Hälfte der Betriebe klassifizieren Schnittholz nach eigenen Richtlinien, die aus Erfahrung stammen oder vom Käufer teilweise vorgegeben werden. Weiters werde die international gültige EN 975 „Schnittholz-Sortierung nach dem Aussehen für Laubholz” sowie die US-Richtlinien der „National Hardwood Lumber Association” herangezogen. Geringere Bedeutung fällt den ÖHU oder den Tegernseer-Gebräuchen zu.
Eine Mehrheit hat zu diesem Zeitpunkt dem rotkernigen Buchenholz nur eine Verwendung in der Verpackungsindustrie zugetraut. Potenzial für die Fußboden- und Möbelindustrie wurde aber gesehen.
Präsentation auf der Weltmesse in Hannover. Die Ergebnisse dieser Studie präsentierte das Institut für Holzforschung gemeinsam mit Partnern aus verschiedenen Ländern Mitte Mai auf der Ligna in Hannover/DE. Projektleiterin Dr. Ute Selling, Universität Freiburg/DE, moderierte das Seminar „Beech Timber - diversity and colour”. Für Fragen zu Rotkern-BSH standen zur Verfügung: Dr. Klaus Richter, Eidgenössische Materialprüfungsanstalt (EMPA) Zürich/
CH, Dr. Simon Aicher, Materialprüfungs-Anstalt (MPA) Stuttgart/DE, und M.Sc. Denny Ohnesorge, Universität Freiburg. DI Charlotte Helzle, Hema electronic, Aalen/DE, berichtete über die Fortschritte bei der automatischen Erkennung von Kernholz mittels Scanner-Technologie.
Der zweite Teil der Veranstaltung befasste sich mit der thermischen Dampf-Behandlung von Buche. DI (FH) Hermann Huber, von Mitteramskogler, Gaflenz, zeigte die Einsatzmöglichkeiten für die Hitzebehandlung. Dr. Christian Hansmann, Boku, und Dr. Robert Nemeth, Universität Sopron/HU, berichteten über die Forschungserfolge bei der Farb-Vereinheitlichung mittels Trocknung und Dämpfung. Die spanischen Wissenschafter Prof. José Vincente Oliver und Dr. Miguel Angel Abian, beide vom Technologie-Institut AIDIMA, Valencia/ES, präsentierten ihre Ergebnisse über die UV-Behandlung zur Farbstabilisierung und Designer-Möbel aus rotkerniger Buche. Eine Diskussion zeigte, dass das Thema als aktuell gilt und auf Grund neuer Modefarben in der Anwendung zunimmt.
40 Studenten des Bakkalaureats-Studiums „Holz und Naturfasertechnologie” begleiteten die Instituts-Mitarbeiter auf die Ligna.

Robert Stingl, DI Dr. Christian Hansmann, Institut für Holzforschung, Boku Wien.