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Führungsriege der Holzindustrie Lenzing: Hans-Günter Sturm, Josef Buchmaier, Johann Höfer und Friedrich Pfeifhofer (v. re.) © DI (FH) Martina Nöstler

Potenzial Massivholzplatten

Ein Artikel von DI (FH) Martina Nöstler | 05.05.2008 - 17:13
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Führungsriege der Holzindustrie Lenzing: Hans-Günter Sturm, Josef Buchmaier, Johann Höfer und Friedrich Pfeifhofer (v. re.) © DI (FH) Martina Nöstler

Den Ausstoß bei einschichtigen Massivholzplatten will die Holzindustrie Lenzing heuer um 20 % steigern. „Wir sehen bei diesem Produkt viele Marktchancen“, erläutert Geschäftsführer Dipl.-Kfm. Hans-Günter Sturm. Die Holzindustrie Lenzing (HIL) gehört seit 1989 zur Sturm-Gruppe, Herbrechtingen/DE. Seit 2004 ist das deutsche Familienunternehmen 100 %-Eigentümer der HIL.

Investitionen 2008 und 2009

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Auf großformatige, einschichtige Massivholzplatten wird bei der Holzindustrie Lenzing künftig fokussiert © HIL

Im Plattenwerk sollen heuer und auch die nächsten Jahre Investitionen getätigt werden, um auf der einen Seite den Ablauf rationeller zu gestalten und andererseits den Ausstoß zu erhöhen. So wird etwa 2009 eine neue Presse gekauft. Mittelfristig sieht Sturm eine Kapazitäts-Verdoppelung von knapp 20.000 auf 40.000 m3/J für möglich.
Die Rohware für die Platten und Hobelwaren stammen zu 95 % aus dem eigenen Sägewerk. „Teilweise kaufen wir aber auch aus Herbrechtingen oder von österreichischen Kollegen die Rohware ein“, berichtet Sturm. 250.000 fm wurden im Vorjahr in Lenzing geschnitten. Auch für heuer wird sich die Menge auf diesem Niveau einpendeln. „Im Februar und März wurden allerdings einige Schichten abgestellt, da der Schnittholzmarkt nicht aufnahmefähig war“, erklärt der Unternehmer. Generell soll in Lenzing der Einschnitt nur moderat ausgebaut werden. „Bis 2010 peilen wir durch gezielte Rationalisierungen 300.000 fm/J an.“

Speziell zwei Holzarten im Visier

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Auch bei Hobelware stark: Etwa 27.000  m³ werden jährlich bei der HIL erzeugt © HIL

Hinsichtlich der Massivholzplatten sieht Sturm vor allem Potenzial bei nordischer Kiefer und sibirischer Lärche. „Wir wollen diese Holzarten forcieren und unsere Energie in deren Beschaffung stecken, da der Markt vorhanden ist“, ist er überzeugt.
„Bei Massivholzplatten und Baulatten sind wir einer der führenden Hersteller. Wir erzeugen eine gute Qualität und haben uns einen Namen gemacht“, ist sich Sturm sicher. Immerhin habe man darin seit über 20 Jahren Erfahrung. Der Verkauf der großformatigen Platten erfolgt über den Fachhandel an die Tischler sowie an industrielle Verarbeiter. Die Platten sind – je nach Programm und Holzart – von 18 bis 52 mm Stärke erhältlich. Die Längen reichen von 4 bis 6 m in den Breiten 1040, 1220 sowie 1250mm. Zuschnitte können auf Anfrage produziert werden.

Enge Beziehung

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Keilgezinkte oder lamellierte Baulatten in verschiedenen Dimensionen sind von 3 bis 6 m Länge erhältlich © HIL

Die Holzindustrie Lenzing gehörte bis 1989 zur Lenzing AG. „Wir stehen in einer sehr engen Geschäftsbeziehung mit dem ehemaligen Eigentümer“, erzählt Sturm. Die für das Sägewerk benötigten Fichten-Abschnitte werden von der Lenzing AG für die HIL mit eingekauft. „Die Lenzing AG ist der größte Buchen-Einkäufer in Österreich“, meint der Geschäftsführer. „Wir profitieren von der starken Stellung der Lenzing AG beim Waldbesitz und im Transportbereich. Die Lenzing AG erhält im Gegenzug unsere Sägenebenprodukte“, lobt Sturm die über Jahrzehnte gewachsene strategische Partnerschaft mit dem weltweit führenden Faserhersteller.
Die Holzindustrie Lenzing ist am Ablauf des Attersees, an der Ager, angesiedelt. 25 % des Strombedarfs für die Produktion deckt man mit einem eigenen Wasserkraftwerk ab. „Wir planen auch, ein Biomasse-Kraftwerk zu errichten, da Teile der Trockenkammern noch mit Gas beheizt werden“, erklärt der Geschäftsführer. Mit dem Bau soll spätesten 2009 begonnen werden. Mit 6 bis 7 MW thermischer sowie 1 bis 1,5 MW elektrischer Leistung beziffert Sturm das Kraftwerk. Lieferant stehe aber noch keiner fest.

Neue Führungsmannschaft

Mit Josef Buchmaier als kaufmännischen Leiter, Friedrich Pfeifhofer als technischen Leiter und Johann Höfer als Verkaufsleiter des Leimholzwerkes hat die Holzindustrie Lenzing eine neue Führungsmannschaft. „Diese Konstellation hat sich sehr gut eingependelt, daran werden wir vorerst auch nichts ändern“, meint Sturm, der zwei Mal im Monat einige Tage in Lenzing ist und vor Ort die Geschicke des Unternehmens leitet.
Die Holzindustrie Lenzing wird komplett getrennt vom deutschen Unternehmen geführt. „Wir bedienen mit den beiden Betrieben auch unterschiedliche Märkte“, unterstreicht Sturm. Während der Exportanteil – über alle Produkte – der HIL bei etwa 70 % liegt, bleiben die Erzeugnisse aus Herbrechtingen zum überwiegenden Teil in Deutschland. Italien ist für die Holzindustrie Lenzing mit 33 % mit Abstand der wichtigste Exportmarkt, gefolgt von der Schweiz (16 %), Deutschland (15 %) und Osteuropa (10 %). „Der Italien-Anteil lag aber schon bei über 50 %“, berichtet Sturm. Dieser ging durch die Umsatzausweitung am Heimmarkt Österreich nun wieder zurück.
„In Herbrechtingen erzeugen wir hauptsächlich BSH-Lamellen – und dafür sitzen die wichtigsten Kunden in Deutschland und Österreich“, informiert der Geschäftsführer. Die Übernahme der Holzindustrie Lenzing begründet der Geschäftsführer mit dem Absatzinteresse in Italien. „Der Betrieb war damals schon gut im Süden vertreten. Für uns war das eine gute Möglichkeit für den Markteintritt in Italien und Osteuropa.“ MN

Holzindustrie Lenzing

Gründung: 1787
Eigentümer: Sturm-Gruppe, Herbrechtingen/DE
Geschäftsführer: Dipl.-Kfm. Hans-Günter Sturm
Mitarbeiter: 95
Umsatz: 32  Mio.  € (2007)
Produktion (2007):252.000  fm Einschnitt (Fi); 45.000  m³ Weiterverarbeitung, 80.000  m³ Trocknungskapazität
Produkte: einschichtige Massivholzplatten (Fi, nord. Kie, sib. Lä), Hobelware (Profilbretter), Leimbinderlamellen, trockene Seitenware
Export: 70 %