Die EU-Bodenschutz-Richtlinie wurde bisher von Deutschland gebremst – sie liegt aber in der Schublade und könnte doch noch schlagend werden. „Kommen solche neuen Richtlinien, gilt es immer zu vermeiden, dass die Forstwirtschaft an den Pranger kommt“, meint Seeling und fügt pragmatisch hinzu: „Aufgabe des KWF ist es auch, den Ball flach zu halten. Wir können vermitteln, was die Forstwirtschaft erfüllen kann und was nicht.“ So finden in Groß-Umstadt/DE regelmäßig Expertenrunden statt, in denen Trends diskutiert werden.
Entwicklungshilfe
Traktionshilfswinde Herzog: KWF-FPA-geprüfter Hangforwarder Forcar FC200 ermöglicht im Übergangsgelände (30 50 % Hangneigung) mithilfe einer im Heck eingebauten Traktionsseilwinde ein schlupffreies und somit bodenpflegliches Rücken © KWF
Da ist es nicht weit zur Entwicklung von Wirtschafts-Kennzahlen. „Aufgabe des KWF ist es auch, mit neuen Maschinen Verfahren zu optimieren“, so Seeling. Sie erwähnt diesbezüglich die Traktionshilfswinde – die ein Hang-Forwarder ermöglicht (sh. Holzkurier Heft 44, S. 18). Für solche Verfahren werden Kennziffern entwickelt. „Diese dienen Lohnunternehmen vielfach als Basis für ihre Angebote.“
IT aus Groß-Umstadt
Eigene KWF-Produkte gibt es etwa im IT-Bereich. „Es bestand der Wunsch nach normierter Datenübergabe. Da erging dann der Ruf: Das soll das KWF machen. Heraus kam das ELDAT. Auch beim Navlog gab es einen hohen Input durch uns. Namentlich erwähnen möchte ich diesbezüglich Dipl.-Forstwirt Bernhard Hauck, der auch ab 1. Jänner mein Stellvertreter sein wird“, berichtet Seeling. Ihr Institut beschäftigt 30 Personen, darunter sechs Ingenieure und 12 Forstleute.Der Hybrid-Harvester oder auch selbstfahrende Harvester-Aggregate sind laut Seeling weitere Beispiele, bei denen man in der Entwicklung mithalf. „Vielleicht weniger spektakulär, aber sehr hilfreich ist auch der neue Helm von Peltor. Eine kleine, UV-empfindliche Stelle zeigt an, ob der Helm noch einsetzbar ist oder nicht mehr“, erklärt Seeling (sh. Beitrag S. 26). Dieser Helm wurde in einem frühen Stadium vom KWF getestet. Für solche Tests arbeitet man etwa mit Waldarbeiter-Schulen zusammen, wo „echte Profis“ (Seeling) bis zu 1000 Stunden mit der Bekleidung oder mit Werkzeugen arbeiten und diese bewerten.
Qualitätssiegel
Dafür gibt es das KWF-Test-Zeichen, das als Wegweiser für Qualitätskäufer gelten kann. So erhalten Waldarbeiter in deutschen Bundes- und Landeswäldern ihren Bekleidungszuschuss häufig nur, wenn KWF-geprüfte Produkte erworben wurden.War bisher insbesondere das Prüfen von Schutzausrüstung und Werkzeug für den professionellen Waldarbeiter ein Thema, so erkennt Seeling mit der vermehrten Brennholz-Nutzung im Wald verstärkten Bedarf auch bei der Prüfung von Schutzausrüstung für den semiprofessionellen Bereich. „Das ist dringend nötig. Bei der jüngsten Gruppenprüfung von kleinen Holz-Spaltern gab es zum Teil gravierende Mängel. Dass die erbrachte Leistung nicht der Nennleistung entsprach, war noch der harmloseste Makel“, graut Seeling. Auch ein europaweit standardisierter Motorsägen-Schein, für den Grundkenntnisse im Umgang mit der Motorsäge erforderlich sind, wäre aus ihrer Sicht wünschenswert, um die „Holzernte der Amateure“ sicherer zu machen.
Höherer Maschineneinsatz, weniger Opfer
Starker Kran-Vollernter: Sicherer und auch gerade bei Flächenwürfen kostengünstiger ist das Abstocken und Aufarbeiten mit dieser Maschine © KWF
Jetzt nach dem Arbeitshoch nach Kyrill und Emma sowie den Folgen des wirtschaftlichen Abschwungs „ist es besorgniserregend, wie viele vorher verleaste Maschinen bei den Herstellern am Hof stehen“, erkennt Seeling. „Da bleibt vielfach nur der Verweis, dass das nachhaltige Produkt Holz eine große Zukunft vor sich hat – und sich die Zeiten wieder ändern werden.“
Rekorde im Stimmungshoch
Noch vor dem Abschwung konnte im Juni eine Rekord-KWF-Tagung abgehalten werden. Mit über 43.000 Besuchern wurde ein neuer Rekord aufgestellt, 6000 besuchten die Exkursionen, 2000 waren am Kongress. Neben der Sturmholz-Aufarbeitung erkannte Seeling auch großes Interesse an neuen Pflanzverfahren oder der Frage, wie Verfahren auszugestalten sind, um der Klimathematik gerecht zu werden. „Es könnte ja mittelfristig völlig andere Hiebsperioden geben“, blickt Seeling voraus.Die deutsche Forstwirtschaft sieht Seeling in Bezug auf die europäischen Nachhaltigkeitskriterien ganz gut aufgestellt. „Da muss man sicher das Bewusstsein für den verbleibenden Bestand oder die Hiebsvorbereitung nennen“. Bekannt gewordene Fälle von Missständen in Süddeutschland wie etwa metertiefe Furchen nach einer Nutzung seien durch Schulung der Unternehmen und geänderten Vergaberichtlinien abstellbar. „Holzernte geht nicht ganz ohne Spuren – wir können nicht über die Rückegasse schweben. Aber die Schäden sind minimierbar. Wir erarbeiten Checklisten für das deutsche Bundesgebiet – diese könnten länderweise adaptiert werden“, berichtet Seeling.
Mit der Bundeswaldinventur 2 (BWI2) wurden die hohen Reserven im Kleinprivatwald bekannt. Seither ortet Seeling eine Renaissance des Rücke-anhängers – „der war vorher überhaupt nicht gefragt.“
2009 ist das KWF Partner auf der Weltholzmesse Ligna. „Wir organisieren einen Trendpavillon“, so Seeling. Zu sehen sein wird etwa der Hybrid-Harvester. Beratender Partner ist man auch auf der Elmia Wood Anfang Juni in Jönköping/SE.
Im kommenden Jahr wird auch eine Technik-Plattform zum Thema Mobilisierung online gehen. „Damit können engagierte Waldbesitzer beurteilen, was man selber machen kann und welche Leistung man zukaufen sollte“, erläutert Seeling vorausblickend.
Zu einem Abschluss will man auch die „QS-Harvester“ bringen – also Qualitätssicherung bei der Harvestervermessung. Laut Seeling gibt es hier noch eine große Streuung der Messergebnisse, „aber sobald man regelmäßige Kontrollmessungen macht und die Mitarbeiter schult, wird das Resultat erheblich besser“.
2009 wird man auch erstmals Hacker prüfen, nachdem man heuer entsprechende Prüfkriterien erarbeitet hat. „Unser Fachwissen wollen wir auch einem breiten, nicht alleine forstlichen Kreis zur Verfügung stellen und testen vermehrt Outdoor-Bekleidung“, führt Seeling weiter aus.