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Die Kanadische Lärche steht ihrer sibirischen Schwester um nichts nach © Holz-Henkel

Holz-Henkel

Drei kanadische Alternativen zur Sibirischen Lärche

Ein Artikel von Gerd Ebner | 11.12.2024 - 08:17
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Kunden prüfen genau: Passen Sortierung und Optik? © Holz-Henkel

Im Laufe der Jahrzehnte erreichte die Sibirische Lärche mit ihrer Optik und Eigenschaften insbesondere in Deutschland eine unglaubliche Popularität. Die Hälfte der in Europa abgesetzten 800.000 m3/J wurde dort benötigt. Damit ist seit den Sanktionen gegen Russland Schluss. Nun sind die letzten Lagerstände bald leer.

Langjährige Entwicklung eines geeigneten Substituts

Schon 2022 begann man sich daher bei Holz-Henkel nach Alternativen umzusehen. „Wir wussten, dass es in Kanada geeignete Holzarten gibt. Diese waren aber nie in den Dimensionen, den Mengen und den Sortierungen zu haben, die wir benötigten – aber da setzten wir an“, erläutert Geschäftsführer Torsten Herzel die Anfänge.

Jetzt, fast 2,5 Jahre später, sortiert etwa Tolko – einer der Hauptlieferanten von Holz-Henkel – das Rundholz schon im Wald vor. „Da steht am Stamm ,GER‘ für Germany. Das sind die geraden, nahezu fehlerfreien Bloche für unseren Einschnitt“, spricht Herzel Großes gelassen aus. Jeder, der Nordamerika kennt, weiß, welcher Traditionsbruch hier getätigt wurde: Das Holz wird üblicherweise im Sägewerk nur grob nach Holzartengruppen sortiert und nach angloamerikanischen Maßen eingeschnitten.

Es bedurfte eines Dutzends transatlantischer Besuche und Gegenbesuche, damit die Ware den europäischen Erwartungen entspricht: Sortierung, Qualität, Dimension, Mengen – und natürlich auch der Preis.

Höhere Wertschöpfung für Kanadier

„Unseren Lieferanten zahlen wir ein Mehrfaches, was in Kanada für diese Ware üblich ist. Dafür erwarten wir aber eine verlässliche Belieferung. Mittlerweile sind die Sägewerke drüben so weit, alles korrekt zu liefern“, freut sich Herzel. 

Holz-Henkel setzt insbesondere auf die Kanadische Douglasie aus dem Trockengürtel Britisch-Kolumbiens sowie auf die Kanadische Lärche. „Aber allein die geografische Lage ,Trockengürtel‘ ist zu unspezifisch –  das Rundholz wird bereits im Wald begutachtet, damit es passt.“

Genug für alle, aber wenige haben Workflows im Griff

Es gibt laut Herzel genug geeignetes Rundholz in Kanada, um ganz Deutschland mit Kanadischer Gebirgs-/Gewöhnlicher Douglasie (Pseudotsuga menziesii var. glauca), Kanadischer Lärche und etwas Western Red Cedar in einer gesundastigen Qualität („Thuja plicata“) versorgen zu können. 

„Wir sind auch inzwischen nicht mehr die einzigen, die mit einem Kanadaprogramm unterwegs sind. Allerdings sind wir von Anfang an dabei und haben als einzige ein Programm mit unseren Lieferanten entwickelt, das funktioniert und den Anforderungen des europäischen Marktes gerecht wird“, sagt Herzel nach über fast 20 Monaten Geschäftskontakten selbstbewusst. „Ohne das Vertrauen in uns und die Bereitschaft unserer drei Hauptpartner, Kalesnikoff, Tolko und Triad, auch ihre altbewährten Produktionsgewohnheiten über Bord zu schmeißen und mit uns Neues zu wagen, wären wir niemals so weit. Wir garantieren unseren Lieferanten: Das, was ihr schneidet, nehmen wir komplett ab. Dies gilt für alle bestellten Dimensionen und Qualitäten. Dieses große und breite Einkaufsvolumen ist ein Riesenvorteil.“ Als realistische Importmenge aus Kanada nennt Herzel 120.000 m³/J.

Es ist nie einfach, Gewohnheiten aufzubrechen. Die Sibirische Lärche ging immer. Hinlegen und es passte. Jetzt haben wir zwei, drei Holzarten – die je nach Einsatzzweck mindestens gleich gut sind.


Torsten Herzel

Händler müssen Endkunden überzeugen

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Torsten Herzel © Holz-Henkel

Laut Herzel verstehen die zukaufenden Verarbeiter und Händler die holztechnischen Vorteile – aber die Endkunden wollten vielfach noch die Sibirische Lärche. Damit sei nun Schluss. „Für 2025 gibt es nichts mehr. Die Kunden müssen sich jetzt für das Frühjahr entscheiden, was sie wollen“, sagt er voraus.

„Wir haben ja auch riesige Hobelkapazitäten. Da haben wir selber gesehen, wie gut sich die Douglasie hobeln lässt und wie gering die Ausschussraten sind“, betont Herzel. Ist die Douglasie einmal getrocknet, nimmt sie nur noch ganz zögerlich Wasser auf. Was im Außeneinsatz ein Riesenasset ist. „Das kommt zu den tollen Eigenschaften on top.“ Die Holzfestigkeiten seien ebenfalls „hervorragend – das wissen wir aus Vorberichten der Holzforschung Austria“.

Mittlerweile gibt es zumindest sieben bis acht Substitute zur Sibirischen Lärche. „Thermohölzer sind knapp, außerdem gehen die vorwiegend in den Fassadenbereich und kaum im konstruktiven Einsatz. Die Kesseldruckimprägnierung ist verpönt, die heimische Lärche und Douglasie ist viel zu knapp und qualitativ oft nicht ausreichend“, zählt Herzel als weitere Gründe für die drei nordamerikanischen Hölzer auf.

Riesiges Handelsvolumen

Holz-Henkel macht 50 % des Umsatzes im Holzhandel. Die andere Hälfte erwirtschaftet man unter anderem als Produzent von Hobelware. Auf fünf Hobellinien verarbeitet das engagierte VEH-Mitglied in Göttingen/DE jährlich rund 120.000 m³ Schnittholz im Zweischichtbetrieb zu Fassaden- und Terrassenprodukten, Profilware oder Massivholzdielen. Man ist seit 2002 Teil der Cordes-Gruppe. Durch diese Integration ergeben sich logistische Vorteile. So hat man am Firmengelände in Bremerhaven/DE ein großes Lager direkt am Pier. Die Logistik ist also niemals der begrenzende Faktor. Als einzelnes Unternehmen würde es uns ohne ein großes Mutterunternehmen oft schwerfallen, so Riesenmengen zu schultern, meint er und verweist auf rund 150.000 m³/J Handelsvolumen.

„Die Kunden im Bereich Holzhandel und Holzverarbeitung schätzen es sehr, dass wir für sie die Sortimente in den gesuchten Holzarten alle auf Lager haben. Er bestellt und erhält binnen einer Woche z. B sowohl die gehobelte Kanadische Douglasie und Lärche, wenn er will, als auch Schnittholz in Thermofichte und -kiefer sowie andere skandinavische Hölzer. Wir haben alles“, zählt Herzel auf. Zur typischen Kundenklientel für die Hobelware zählen der Holzhandel in Deutschland und unter anderem in Polen und Tschechien sowie bekannte große Baumarktketten. 

Mit der Kanadischen Douglasie und Lärche werden bereits von Beginn an zahlreiche namhafte Hobelwerke in Deutschland und Österreich regelmäßig beliefert.

Für Letztere agiert man faktisch als Importeur und liefert just in time aus Lagerbestand.

Holz-Henkel

  • Gegründet: 1888 
  • Mitarbeiter: 149 
  • Gesamtvolumen: 250.000 m³/J
  • Zielvolumen für Kanada: 120.000 m³/J
  • Sortimente: Schnittholz, Hobelware, Holzwerkstoffe, Brennstoffe