Vor zwei Jahren feierte der Laubholzspezialist Wibeba Holz, Wieselburg, das 50-jährige Bestehen des Unternehmens, 30 Jahre Massivholzplattenfertigung sowie ein Vierteljahrhundert Wibeba Hungaria. Seitdem hat sich wieder einiges getan: Die wohl größte Investition der Unternehmensgeschichte passiert derzeit in Wieselburg. Der unmittelbare Nachbar ist die Wieselburger Brauerei, die zur Brau Union gehört. Wibeba Holz liefert bereits seit vielen Jahren die Prozesswärme für die Gerstensaftproduktion. Nun hat man die Zusammenarbeit weiter vertieft, wie die beiden Wibeba Holz-Geschäftsführer Markus und Wolfgang Sunk berichten.
Win-win-Situation
Derzeit entsteht in Wieselburg eine Biomasse-KWK-Anlage, welche von dem neu gegründeten Tochterunternehmen Wibeba Energie betrieben wird. „Ab April 2025 erzeugen wir damit Sattdampf für die notwendige Prozesswärme der Brauerei. Dazu gibt es eine langfristige Liefergarantie unsererseits beziehungsweise eine Abnahmeverpflichtung der Brau Union“, informiert Markus Sunk. „Damit decken wir mehr als 90 % des thermischen Energiebedarfs der Brau Union in Wieselburg. Die restlichen 10 % sollen aus der Verwertung des in der Produktion anfallenden Restalkohols kommen“, ergänzt Wolfgang Sunk. Wibeba Holz versorgt das Biomasseheizkraftwerk zu 100 % mit eigenen Sägenebenprodukten. Die Kesselleistung liegt bei 8 MWth. Zudem gibt es eine Turbine mit 1 MW. Das nach der Turbine anfallende Warmwasser nutzt wiederum Wibeba Holz als thermische Energie. Zusätzlich baut man ein rund 15 km langes Fernwärmenetz für Wieselburg. Die ersten 50 Kunden sollen noch vor Weihnachten angeschlossen werden.
Außerdem hat Wibeba Holz sämtliche möglichen Hallendächer mit PV-Paneelen versehen, was einen weiteren Schritt in Richtung Energieunabhängigkeit bedeutet.
Herausfordernder Markt
Wibeba Holz fertigt unter anderem Massivholzplatten sowie Zuschnitte für die Parkett- und Möbelindustrie. „Auch an uns ist das schwierige Marktumfeld nicht spurlos vorbeigegangen, die Absatzmärkte haben sich verändert. Haben wir vor einigen Jahren noch etwa 40 % unserer Produkte in Österreich abgesetzt, sind es mittlerweile nur mehr 10 %. Uns schmerzen die Importe aus der Ukraine mehr als jene aus China“, bringt es Wolfgang Sunk auf den Punkt.
Aus diesem Grund hat man vor allem das Exportgeschäft vorangetrieben und dafür eine eigene Abteilung gegründet. Unter Export versteht man bei Wibeba Holz sämtliche Länder außerhalb Europas. „Wir liefern beispielsweise in den Mittleren Osten, nach Vietnam oder Nordafrika. Mittlerweile verlassen 1000 Container pro Jahr das Werk in Wieselburg“, informiert Jens Gutmann, bei Wibeba Holz zuständig für den Export. Künftig will man noch andere Märkte in Angriff nehmen und sich auch in Richtung Westen orientieren.
„Wir nehmen alles ab“
Bei Wibeba Holz legt man ein besonderes Augenmerk darauf, dem Forst alles – sprich sämtliche Rundholzdimensionen und -qualitäten bei Laubholz – abnehmen zu können. „Aus diesem Grund bieten wir vielfältige Endprodukte. Wir versuchen immer, das Passende aus jedem Stamm für unsere herauszufiletieren“, sagt Markus Sunk und führt aus: „Und ja, wir verkaufen beziehungsweise exportieren aus diesem Grund auch Rundholz, wenn wir sehen, dass wir den Stamm selbst nicht entsprechend aufarbeiten können. Wir exportieren nur Rundholz, für das es bei uns kein Schnittholzprodukt gibt.“ Das Ziel – und gleichzeitig der Erfolg – von Wibeba Holz: den eingesetzten Rohstoff bestmöglich zu verwerten. Mit rund 60.000 fm/J beziffert man den Einschnitt an allen drei Sägewerksstandorten (Wieselburg, Rönök/HU und Szenta/HU). Rund 25.000 fm davon werden selbst weiterverarbeitet. Das Sägewerk in Szenta gehört seit vier Jahren zu Wibeba – gelegen inmitten eines Eichenwaldgebietes und rund 100 km südöstlich von Rönök. Markus Sunk konnte durch Zufall eine kaum verwendete Gebrauchtanlage samt der kompletten Mechanisierung aus einer Insolvenzmasse in Tschechien erwerben und in Ungarn aufbauen. „Mittlerweile schneiden wir dort zweischichtig“, erläutert der Unternehmer. Außerdem errichtet Wibeba gerade in Szenta eine vollautomatische Zuschnittanlage. Weiters bietet Wibeba Hungaria mit eigenen Mitarbeitern in Ungarn für große Waldbesitzer die Forstbewirtschaftung mit an. Zudem entsteht in Heiligenkreuz derzeit eine automatische Beschickungsanlage samt Scanner und Mechanisierung für die Keilzinkenanlage.
In Wieselburg plant Wolfgang Sunk in den nächsten zwei Jahren die Investition in eine neue Plattenpresse samt Automatisierung. „Wir halten am Standort Österreich fest. Um konkurrenzfähig zu bleiben, liegt der Schlüssel in einer weitgehenden Automatisierung.“ Die keilgezinkten Produkte verkauft man an die Funktionstürenindustrie. Die Platten erfüllen dafür sämtliche ästhetische und brandschutztechnische Vorgaben. Demnächst will man bei den Massivholzplatten auf eine wasserbeständige Verleimung umstellen. Die keilgezinkten Platten verkauft Wibeba Holz in Deutschland und Österreich an den Handel, in der Schweiz vorwiegend an die Industrie. Der Vertrieb der Massivholzplatten erfolgt fast ausschließlich über den Fachhandel. Einen Jahresbedarf an Laubschnittholz hat Wibeba Holz ständig auf Vorrat. Damit kann man rasch auf Kundenanfragen reagieren.
Ein weiterer Punkt in Bezug auf den Erfolg liegt bei Wibeba Holz in den sehr schlanken Organisationsstrukturen: „Wir haben top Mitarbeiter, die uns seit vielen Jahren begleiten. Außerdem liegt das Know-how bei uns in Familienhand“, sind sich die Brüder sicher.
Wibeba Holz
Hauptsitz: Wieselburg
Gegründet: 1972
Geschäftsführer: Markus und Wolfgang Sunk
Weitere Standorte: Heiligenkreuz, Güssing, Rönök/HU, Szenta/HU
Mitarbeiter: 60 in Österreich, 85 in Ungarn
Einschnitt: 17.000 fm/J in Wieselburg, 40.000 fm/J in Ungarn an beiden Standorten
Produktion: 8000 m³/J Massivholzplatten
Exportquote: über 90 %