Kärntens Wald o. k.

Ein Artikel von Administrator | 23.08.2001 - 00:00
Im mit 73% am dichtesten bewaldeten Bezirk Kärntens, in Friesach, hatten Forstrat h.c. DI Dietrich Senitza und Hofrat DI Kurt Scholz kürzlich in Flattnitz auf 1400 m Seehöhe das Treffen der Forstakademiker des ersten kompletten Boku-Inskriptionsjahrganges 1946/47 nach dem Krieg vorbereitet. Über 70 Teilnehmer samt Gattinnen waren dem Ruf gefolgt.Internationale Anerkennung. Landesrat (und Nachbar) Georg Wurmitzer, ressortzuständig u. a. für Land- und Forstwirtschaft, Nationalparke und Jagd, teilte sein Erfolgserlebnis mit, dass der Kärntner Teil des Nationalparkes Hohe Tauern im Herbst als erster Tauern-NP die internationale Anerkennung erhalten wird.
Gemeinsam mit dem früheren Kärntner Landesjägermeister Senitza, Nachfolger DI Dr. Ferry Gorton und den bäuerlichen Grundbesitzern war der Brückenschlag zum NP gelungen:
1) Den Abschuss erfüllen nur die ortsansässigen Jäger. Die NP-Verwaltung zahlt den Grundbesitzern die Jagdpacht.
2) Die Abschusspläne werden gemeinsam erarbeitet.
3) Die Reviere bleiben in den bestehenden Hegeringen.
4) Forstwirtschaft, Jäger und Naturschutz sind miteinander eingebunden.Große Forstbezirke mit viel Kleinprivatwald. Friesachs Bezirksforstinspektor, DI Gerd Freunschlag, führte die Forstsenioren durch das Metnitz- und Gurktal. Drei Forstaufsichtsstationen betreuen heute 66.000 ha Wald, zu 75% Kleinbesitze unter 200 ha. Der größte Waldeigentümer ist mit 8300 ha das Bistum Gurk, wozu noch 1400 ha des Domkapitels Gurk kommen.
Bei einem Holzvorrat von 243 Vfm/ha erreicht der Zuwachs 8 fm/ha, nur zu zwei Drittel genutzt bei einem Nadelholzanteil von 86%. Der Wald ist mit 52 lfm/ha Forststraßen gut erschlossen. Derzeit arbeitet man an der Feinerschließung, vor allem um die Durchforstungs-Rückstände von 2 Mio. Vfm allmählich abbauen zu können. Die wildbiologischen Bedingungen in diesem Rotwild-Kerngebiet werden derzeit unter Leitung von Univ.-Prof. DI Dr. Friedrich Reimoser erhoben.
Gläserne Jagd. Wurmitzer ist stolz darauf, dass Kärnten das erste Bundesland ist, das von seinen 1800 über GIS digital erfassten Jagdrevieren via Computer u. a. jederzeit den Stand der Abschüsse und der Waldschäden abrufen kann.
Als typischen Grundbesitzer auf 1000 m Seehöhe im oberen Metnitztal (seit 1736 in 8. Generation im Familienbesitz) besuchte die Gruppe Friedrich Sabitzer. Ähnlich wie die 53 anderen Bauern in Metnitz lebt die Familie mit 175 ha Wald, 25 ha Landwirtschaft und 5 ha Almen je zur Hälfte von der Land- und der Forstwirtschaft.
Das Verhältnis von Aufwand und Ertrag ist in der Forstwirtschaft günstiger. Auch die Jagd deckt mit ihrem Ertrag den Aufwand. Sabitzer nutzt 400 bis 500 fm/J. In der Gemeinde Metnitz mit 23.000 ha Gesamtfläche sind es 40.000 bis 50.000 fm. Das Industrieholz wird über zwei Waldwirtschaftsgemeinschaften, das Blochholz frei an alte Kunden verkauft. Die 5 bis 6 Sägewerke im Tal haben aufgegeben, heute findet man noch ein halbes Dutzend Tischler und drei Zimmereien.Mischwald macht Jagd schwieriger. „Wir stellen vom Kahlschlag auf Mischwaldpflege um, der Anteil von Lärche und Zirbe nimmt zu. Kehrseite: Die Bejagung wird schwieriger, Auer- und Birkhahn meiden den dichten Wald, an den Verbissschäden ist auch das Rehwild stärker beteiligt”, meint Sabitzer. Luchs? „Samma froh, wenn wir keinen sehen. Der passt besser dorthin, wo der Bär noch Lebensraum hat.”
Für Feriengäste. Neben dem Bauernhof entstand jüngst ein prächtiges Massivholzhaus für Feriengäste: „Außen und innen nicht gestrichen!” Alte Wehrkirchen erinnern an unruhige Türkenzeiten.
Im Städtchen Straßburg im Gurktal ging Landesforstdirektor DI Gerolf Baumgartner davon aus, dass Kärntens Waldzustand heute der Beste seit 500, vielleicht seit 1000 Jahren sei: „Als Forstbetrieb bezeichnen wir jene, die über 70% aus dem Wald erwirtschaften.” Von einem Jahreseinschlag von 2 Mio. fm (zwei Drittel des Zuwachses) entfallen 75% auf Fi, 12% auf Kie, Lä, Zi und 13% auf Laubholz. Auf 80% der Waldfläche gibt es keine Schälschäden, auf 8% wenig und auf 12% bis zu einem Drittel der Stammzahl. Der Verbiss an der Verjüngung erreicht stellenweise bis zu 90%.
Nach dem Wärmeoptimum im Mittelalter mit florierender Almwirtschaft schloss ein Zeitalter mit hohem Holzbedarf für Bergbau, Verhüttung, für Werk- und Brennholz bei extremer Beweidung an, das im 19. Jahrhundert die große Holznot auslöste. Nur zu 60% konnte der Holzbedarf aus eigenem Zuwachs gedeckt werde. Der Rest kam aus Überschlägerungen und benachbarten Waldregionen. 1848 hatte Kärnten nur noch 45% Wald, heute sind es wieder 60%.
Die Hitzewelle rollt. Seit 1992 habe die Jahresmitteltemperatur mindestens um 1 °C zugenommen, so Baumgartner. Direkt betroffen sind davon 20% der Waldfläche. Gegenmaßnahmen: Vorerst forciert man den Mischwald schon vor der Erstdurchforstung und die Nutzung auf kleinster Fläche. Auf einem Zehntel der Waldfläche erzeugen 47 Waldbesitzervereinigungen ein Zehntel des Einschlages. Die gesamte Nutzung Kärntens deckt nur 80% des Rundholzbedarfes der 180 Sägewerke (früher 400), so der Forstdirektor.
Der Personalstand im Landesforstdienst wurde seit 1995 um 15% verringert. Gleichzeitig arbeitet man an einer Erneuerung des Aufgabenbereiches. Ziel ist zusätzlich eine intensive Beratung jener immer größer werdenden Waldbesitzergruppen, die sich vom ländlichen Erwerbsbereich zum beruflichen Städter entwickelt und vielfach kaum noch Wissen über die Waldwirtschaft haben.
Der Landesforstdirektor dankte jenen Forstleuten, die in den 5 Jahrzehnten seit Kriegsende an der Bewahrung und Steigerung der Wertschöpfung im Wald mitgearbeitet und damit zum heute vergleichsweise geringen Sanierungsbedarf beitrugen. Direktor DI Dr. Hans Hufnagl kündigte das nächste Treffen dieser Gruppe für das Frühjahr 2003 im Osten Nordtirols an. KG