Rheinland-Pfalz, mit einem Flächenanteil von 42% waldreichstes Bundesland, habe bereits seinen forstlichen Dialog gefunden, verkündete gut gelaunt Ministerpräsident Kurt Beck anlässlich der 61. Jahrestagung des Deutschen Forstvereins DFV am 25. September in Mainz/DE. Die 4-tägige Veranstaltung unter dem Motto „Forstwirtschaft im Dialog” lockte mit umfangreichen Angeboten über 700 Teilnehmer in die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt.
Reduzierte Denkmuster? Dringenden Reformbedarf attestierte DFV-Präsident Henning Graf von Kanitz dagegen der bundesdeutschen Forstpolitik. Die Forstwirtschaft sei „noch nicht auf Zukunft eingestellt” - Forstwirtschaft und Politik müssen sich dem gesellschaftlichen Dialog öffnen.
Forstwirtschaft verfalle weiter den alten, schwarz-weissen Denkmustern. So entstünde in der Öffentlichkeit der fatale Eindruck, privater Wald arbeite allein für ökonomische, öffentlicher Wald nur für soziale und ökologische Ziele. Diese künstliche Trennung von „guter” und „schlechter” Forstwirtschaft führe zu diffusen Bildern. Graf Kanitz sprach sich vehement gegen eine Trennung der Holzproduktion von weiteren Leistungen des Waldes aus.
Forstwirtschaft verfalle weiter den alten, schwarz-weissen Denkmustern. So entstünde in der Öffentlichkeit der fatale Eindruck, privater Wald arbeite allein für ökonomische, öffentlicher Wald nur für soziale und ökologische Ziele. Diese künstliche Trennung von „guter” und „schlechter” Forstwirtschaft führe zu diffusen Bildern. Graf Kanitz sprach sich vehement gegen eine Trennung der Holzproduktion von weiteren Leistungen des Waldes aus.
Gesellschaftliche Leistungen in Wert setzen. Eine deutliche Warnung erteilte er bundesdeutscher Forstpolitik: „Der Wald eignet sich nicht als Spielwiese für kurzlebige politische Scheinerfolge.” Deutschland brauche eine „Forstwende”, die der Forstwirtschaft helfe, ihre gesellschaftlichen Leistungen zu erkennen und sie integriert in Wert zu setzen. Dabei seien die Argumente von Umweltverbänden und Forstwirtschaft gleichrangig einzubeziehen - bisher fanden lediglich die - homogenen - Argumente der Umweltverbände Eingang in die geplante Novelle des Bundeswaldgesetzes. Keinesfalls dürften hier die Marktmechanismen ausgeschaltet werden. „Leitplanken” könne Graf Kanitz politisch akzeptieren, nicht jedoch ein Regulativ.
Naturschutz durch Nutzung. Genau in diese Richtung weisen bereits die forstpolitischen Leitlinien der rheinland-pfälzischen Umweltministerin Margit Conrad: „Naturschutz durch Nutzung” stünde dem Forst am besten und habe sich am längsten bewährt. Den Vorschlag, die Natur habe dort den höchsten Wert, wo sie nicht bewirtschaftet werde, bezeichnete die Ministerin als „Irrglauben”. So werde es in diesem Bundesland mit 140 Mio. € Umsätzen aus der Holzproduktion sowie 2500 Beschäftigten im öffentlichen Wald „keine Reservate” geben.
Als „Riesenherausforderung” bezeichnete die Ministerin das Holzmarketing, den Einsatz von Energieholz sowie eine „unideologische Zertifizierung”.Gigant statt Zwerg. Prof. Dr. Andreas Schulte, Universität Münster/DE, stellte Ergebnisse der 1500-seitigen Cluster-Studie „Forst und Holz” vor. So leistete der nordrhein-westfälische Cluster 2001 einen jährlichen Umsatz von 35 Mrd. €. Für ganz Deutschland rechnet er mit über 120 Mrd. € Umsatz - und damit signifikant mehr als bisher von offizieller Seite veröffentlicht. In der öffentlichen Wahrnehmung ein Zwerg, sei die Branche tatsächlich ein Gigant - dies gelte es, für neue Marketingkonzepte sowie einen erheblich verbesserte Stellenwert zu nutzen.Wirtschaften für mehr Natur. Die Podiumsdiskussion, moderiert von Volker Angres vom Zweiten Deutschen Fernsehen ZDF, Mainz/DE, offenbarte erhebliche Gegensätze zwischen Vorstellungen bundesdeutscher Forstpolitik und ökonomischer Realität. Wolfgang Reimer, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft BMVEL, Bonn/DE, warb für die Umsetzung „guter fachlicher Praxis” in Form von 17 Kriterien, erarbeitet vom Freiburger Institut für Forst- und Umweltpolitik. Das Beispiel Landwirtschaft zeige, dass „man damit leben” könne.
Dagegen warnte Weine Genfors, Stora Enso, Düsseldorf/ DE, den Staat davor, in „ökologischen Idealismus” zu verfallen. Dr. Jens Borchers, Leiter der Fürstlich Fürstenbergischen Forstbetriebe, Donaueschingen/DE, befürchtet sinkende Leistung bei Bürgern, die vom Staat reguliert und in ihrer Freiheit beschnitten werden.Horrorszenarium? Besonders kernige Aussagen contra „gute fachliche Praxis” lieferte das Auditorium: Wenn privater Waldbesitz - mit 50%igem Anteil - Naturschutz-Leistungen an den Staat verkaufen wolle, sieht er sich einem 4-jährig wechselnden, stets insolventen Geschäftspartner gegenüber. Die Sozialpflichtigkeit des Eigentums solle bewußt aufgeweicht werden, damit der Staat nicht für Leistungen on-the-top zahlen müsse.
Neu in die Diskussion eingebracht: Wer soll denn die Einhaltung der „guten fachlichen Praxis” kontrollieren? Muss hier gar eine neue Behörde etabliert werden? So lautete das vorläufige Resümee von Moderator Angres, auch angesichts des inhaltlich-argumentativen Notstands des Regierungsvertreters: Die 17 „Horrorkriterien” zerstören die Waldbesitzer.
Als „Riesenherausforderung” bezeichnete die Ministerin das Holzmarketing, den Einsatz von Energieholz sowie eine „unideologische Zertifizierung”.Gigant statt Zwerg. Prof. Dr. Andreas Schulte, Universität Münster/DE, stellte Ergebnisse der 1500-seitigen Cluster-Studie „Forst und Holz” vor. So leistete der nordrhein-westfälische Cluster 2001 einen jährlichen Umsatz von 35 Mrd. €. Für ganz Deutschland rechnet er mit über 120 Mrd. € Umsatz - und damit signifikant mehr als bisher von offizieller Seite veröffentlicht. In der öffentlichen Wahrnehmung ein Zwerg, sei die Branche tatsächlich ein Gigant - dies gelte es, für neue Marketingkonzepte sowie einen erheblich verbesserte Stellenwert zu nutzen.Wirtschaften für mehr Natur. Die Podiumsdiskussion, moderiert von Volker Angres vom Zweiten Deutschen Fernsehen ZDF, Mainz/DE, offenbarte erhebliche Gegensätze zwischen Vorstellungen bundesdeutscher Forstpolitik und ökonomischer Realität. Wolfgang Reimer, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft BMVEL, Bonn/DE, warb für die Umsetzung „guter fachlicher Praxis” in Form von 17 Kriterien, erarbeitet vom Freiburger Institut für Forst- und Umweltpolitik. Das Beispiel Landwirtschaft zeige, dass „man damit leben” könne.
Dagegen warnte Weine Genfors, Stora Enso, Düsseldorf/ DE, den Staat davor, in „ökologischen Idealismus” zu verfallen. Dr. Jens Borchers, Leiter der Fürstlich Fürstenbergischen Forstbetriebe, Donaueschingen/DE, befürchtet sinkende Leistung bei Bürgern, die vom Staat reguliert und in ihrer Freiheit beschnitten werden.Horrorszenarium? Besonders kernige Aussagen contra „gute fachliche Praxis” lieferte das Auditorium: Wenn privater Waldbesitz - mit 50%igem Anteil - Naturschutz-Leistungen an den Staat verkaufen wolle, sieht er sich einem 4-jährig wechselnden, stets insolventen Geschäftspartner gegenüber. Die Sozialpflichtigkeit des Eigentums solle bewußt aufgeweicht werden, damit der Staat nicht für Leistungen on-the-top zahlen müsse.
Neu in die Diskussion eingebracht: Wer soll denn die Einhaltung der „guten fachlichen Praxis” kontrollieren? Muss hier gar eine neue Behörde etabliert werden? So lautete das vorläufige Resümee von Moderator Angres, auch angesichts des inhaltlich-argumentativen Notstands des Regierungsvertreters: Die 17 „Horrorkriterien” zerstören die Waldbesitzer.