11054698609262.jpg

Tannen-Kindergarten in Julbach © Scheiblhofer

Weißtanne

Ein Artikel von Dipl.-Ing. Anton Sprenger | 22.10.2004 - 00:00
11054698609262.jpg

Tannen-Kindergarten in Julbach © Scheiblhofer


Die Weißtanne wäre mit einem Anteil von 20% von Natur aus die drittwichtigste Baumart in Oberösterreich. Heute ist sie in Jungwüchsen nur mehr mit 1% vertreten. Trotz vergleichbarer Holzeigenschaft wird sie am Markt weniger geschätzt als Fichte. Mit 1 Mio. Vfm/J Nutzung müsste ähnlich wie bei Lärche eine eigene Verarbeitungs- und Vermarktungsschiene für das Tannenholz eingerichtet werden. Ökologisch wichtig. Bei der Fachtagung Ende September im Stift Schlägl, die von der OÖ. Landesforstdirektion, der Akademie für Umwelt- und Naturschutz und dem Möbel- und Holzbau-Cluster veranstaltet wurde, wies Univ.-Prof. DI Dr. Josef Spörk auf die wichtigen Aufgaben der Weißtanne im Ökosystem Wald hin. Die hohe Schattenbedürftigkeit der Verjüngung verlangt kleinflächige Verjüngungsverfahren. Kahlschlagwirtschaft und der hohe Schalenwildverbiss haben den Tannenanteil stark zurückgedrängt. Im heimischen Wald steht ein Weißtannenvorrat von 40 Mio. Vfm. Davon sind 32 Mio. Vfm in Beständen älter als 80 Jahre anzutreffen. In Jungwüchsen ist der Tannenanteil auf ein Fünftel ihres Anteils in Altbeständen über 100 Jahre zurückgegangen. Richtige Behandlung gefragt. Weißtannenholz wird als „lästiges“ Anhängsel der Fichtensortimente gehandelt. Für Prof. DI Johann Blinzer, Holztechnikum Kuchl, ist der häufig auftretende Nasskern ein wesentlicher Grund dafür, dass die Tanne in der Praxis so wenig geschätzt wird. Bei richtiger Behandlung ist sie aber der Fichte mindestens ebenbürtig. Die Vorteile der Tanne (lange astfreie Ware, keine Harzgallen und bessere Imprägnierbarkeit) überwiegen gegenüber den Nachteilen (längere Trocknungs- und kürzeren Standzeit der Bearbeitungswerkzeuge). Technische Vorteile. Seit zehn Jahren setzt Franz Silber, Mistelbach, im Fensterbau auf Tannen, das keine Harzgallen hat und besser tränk- und beizbar ist als Fichte. Manfred Hemetsberger, Nußdorf am Attersee, nutzt die Wetterbeständigkeit und das positive Image des Tannenbaums für eine eigene Marketingstrategie für Gartenmöbel.
Ein Beispiel für gemeinsame Vermarktung und Weiterverarbeitung von Tanne in der Steiermark zeigten Josef Friesenbichler und Siegmund Spandl auf. Unter dem Markennamen Tanno haben sich Waldbauern sowie ein Sägewerk und einige regionale Verarbeitungsbetriebe zusammengeschlossen. Produziert werden Holzhäuser, Möbel und Saunen aus Tannenholz. Aus dem Plenterwald. Bei der Exkursion wurde das so genannte Tannenhaus in Julbach besichtigt. In diesem nach ökologischen Kriterien errichteten Kindergarten wurden 350 fm Tanne aus den umliegenden Plenterwäldern eingebaut. Der bäuerliche Verein „Julbach aktiv“ plante, finanzierte und setzte dieses Pilotprojekt um.
Der Vorrat in den besichtigten Fichten-Tannen-Buchen-Plenterwäldern von Julbach hat sich binnen 45 Jahren verdoppelt, so eine Studie des Bundesamt und Forschungszentrum für Wald (BFW). Der hohe Vorrat gefährdet die Plenterwaldstruktur, da schwache Durchmesserklassen bereits unterrepräsentiert sind. Die Verjüngung wird zudem durch den hohen Verbissdruck beeinträchtigt. Eine natürliche Verjüngung der Tanne war in den vergangenen 50 Jahren nicht mehr möglich.
Anhand einer 3 ha großen Versuchsfläche erläuterte Spörk die Vorteile der Plenterwirtschaft. Durch die Entnahme von Strauch- und Mittelholz (100 Efm/ha) wurde versucht, die Verjüngung zu forcieren. Ein Teil der Fläche wurde geräumt, um die Auswirkungen des Verbissdrucks auf der Kahlfläche zeigen zu können. Die Entnahme des Überschusses im mittelstarken Holz und die Senkung des Verbissdruckes sind unbedingte Voraussetzung für die Erhaltung der Plenterwaldstruktur und der Tanne.