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Prof. em. Dr. Dr. h.c. Horst Dieter Brabänder, Göttingen/DE © Peters

Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung ergänzen

Ein Artikel von Dipl.-FW Dr. Stefan Peters | 26.11.2004 - 00:00
Forstliche Inventuren lieferten bisher meist nur quantitative Aussagen auf wenigen Ebenen. Um den Faktor Wert erweitert, auf zusätzliche Ebenen ausgedehnt sowie als permanente Aufgabe interpretiert, könnten sie deutlich stärker der strategischen Ausrichtung der Forstbetriebe dienen.
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Prof. em. Dr. Dr. h.c. Horst Dieter Brabänder, Göttingen/DE © Peters

Anlässlich des 75. Geburtstages von Prof. Dr. Dr. h.c. Horst Dieter Brabänder, seit September Ehrendoktor der Fakultät für Forst- und Holzwissenschaften in Sopron/HU, veranstaltete das Institut für Forstökonomie der Georg-August-Universität am 17. November in Göttingen/DE ein Kolloquium zum Thema „Waldinventuren und Holzaufkommensprognosen - Folgen für forstbetriebliches Handeln”.Kiefer bewirtschaften. Prof. Dr. Wolf-Henning von der Wense, Fachhochschule Eberswalde/DE, fokussierte auf Bundeswaldinventur (BWI²) und neue Bundesländer. Aus den Daten der BWI² liessen sich keine betriebwirtschaftlichen Kennziffern für die neuen Bundesländer ableiten. Die Wälder im Osten, im Durchschnitt jünger sowie zu zwei Dritteln einschichtig, im Bundesland Brandenburg von der Kiefer dominiert, weise im Vergleich zum Bundesdurchschnitt mit 320 m³/ha um 120 m³/ha niedrigere Vorräte sowie um 100 €/ha/J geringere Erlöse aus. Von der Wense empfahl, Nutzungspotenziale auszuschöpfen, Betriebe zu vergrößern, kostengünstige Verfahren zu wählen, Produkte zu diversifizieren und regionale Vermarktungsketten aufzubauen.
Während der Volkswirtschaftler Prof. Dr. Volker Bergen davon ausging, dass die BWI² „keine wesentlichen Auswirkungen auf den Holzmarkt haben” werde, schlug Prof. Dr. Andreas W. Bitter, Institut für Forstökonomie und Forsteinrichtung der Technischen Universität Dresden/DE, zusätzliche Merkmale vor: Um einen Forstbetrieb strategisch auszurichten, bedürfe es neben Informationen über Vorrat und Zuwachs auch solche über Behandlungskonzepte, Zieldurchmesser, Kapitalintensitäten sowie die Nachfrage der Holzindustrie. „Wir könnten viel mehr wissen bei entsprechenden Inventuren”, formulierte er und hoffte auf ein künftiges, gegliedertes Informationssystem auf der Ebene von Betrieb, Land und Bund.Daten referenzieren. Am Beispiel des Bundeslandes Sachsen stellte er für die Baumarten Fichte und Kiefer die GIS-gestützte Regionalisierung von BWI²-Daten auf Basis relevanter Parameter örtlicher Strukturdaten (Forstämter) vor. So liesse sich über die Nutzungspotenziale je Forstamt die betriebliche Absatzplanung in Abhängigkeit von Lage und Entfernung potenzieller Kunden ermitteln. Aus Sicht des Abnehmers bedeute dies zugleich eine optimierte Rohstoffbeschaffung. Vertreter der Holzindustrie im Auditorium begrüßten eine solche „Georeferenzierung von Strukturdaten”.
Bitters Resümee: BWI²-Daten plus regionale Daten bieten „durchaus eine interessante Grundlage für weitergehende Informationen”. Zusätzlich zu den betrieblichen seien daher Landesinventuren ebenso zu fordern wie eine BWI³ auf Bundesebene.Permanenter Kraftakt. Diese Aussage unterstrich der Jubilar grundsätzlich: Brabänder, von 1974 bis zur Emeritierung 1995 Leiter des Göttinger Instituts für Forstökonomie, betonte, dass bisherige Inventuren lediglich quantitativ erfassen. Diese müssen um den Faktor „Wert” erweitert werden, um gerade auch Eingang in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung zu finden. In Bezug auf die BWI² wies er auf die „Vergänglichkeit einer Inventur” hin: Sie dürfe kein „einmaliger Kraftakt” bleiben, sondern sei als regelmäßige Aufgabe zur dauernden Überwachung forstlicher Ressourcen zu verstehen.