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Boden schonend: Holzernte am 250 m langen Stahlseil © Dr. Stefan Peters

Am stählernen Faden

Ein Artikel von Dr. Stefan Peters | 05.12.2005 - 00:00
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Boden schonend: Holzernte am 250 m langen Stahlseil © Dr. Stefan Peters

Seit Mitte November rücken zwei Schweizer auf den Mittelgebirgs-Waldflächen des Niedersächsischen Forstamtes Seesen/DE: Der größere hört auf den Namen Forcar FC 200 und stammt aus dem Hause Herzog Forsttechnik, Zumholz/CH. Gesteuert wird er von Jörg Zahnd. Der gelernte Landwirt zeigte sich begeistert über die „einfach zu fahrende Maschine“ und sitzt in der 10. Woche an den Joysticks.Swiss made. Hinter dem Laser geschnittenen Text im feuerroten Lack verbirgt sich Tragschlepper mit sechs (wahlweise acht) Rädern, bestehend aus Vorder- und Hinterwagen in Rahmenbauweise mit dezentralem Knickgelenk. Er bringt es auf 14,8 t Gewicht, 10 t Nutzlast, 3680 mm Transporthöhe für Tieflader und Straßenfahrt (mit einem Loglift F 111).
Befeuert wird der Forcar von einem Cummins QSB 5.9 – der sechszylindrige Diesel mit direkter Einspritzung, Turbolader, Ladeluftkühlung sowie elektronischem Motormanagement leistet 142 kW. Eine Mehrkreis-Hydraulikanlage versorgt Fahrantrieb, Arbeitskreis, Lenkung und Hangwinde – für den Arbeitskreis werden bis zu 270l/min gefördert. Je zwei Fahrstufen erlauben bis zu 40 km/h auf der Straße – was leichtes Umsetzen ermöglicht.
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Variabel: Bei voll ausgelenktem Stirngitter und hinterem Rungenpaar misst die Lagefläche 5,04 m © Dr. Stefan Peters

Synchronisiert. Im hinteren Rahmen montierte das Team um Unternehmensgründer Klaus Herzog die hydraulisch angetriebene Hangwinde mit 250 m langem und 16 mm starken Seil – diese läuft synchron zum Fahrantrieb.
Wie Herzog erläuterte, bringt es der Forcar auf eine Zugkraft von insgesamt 205kN. Diese Kraft lässt sich zweistufig verteilen (für die Fahrt bergauf in der Regel mit voller Kraft sowie mit halber für die Fahrt bergab). An der Winde selbst lässt sich die Kraft stufenlos regeln. Damit sei es möglich, eine voll beladene Bergauffahrt bei 50% Steigung ohne Schlupf zu absolvieren. Eine noch stärkere Zugkraft insbesondere an den Rädern hält er nicht für sinnvoll: Je nach Substrat und Zustand des Bodens brächten Räder 55 bis 60 kN auf den Boden – dann sei Schluss.
Bestechend. Genau dieses Prinzip ist nach Auskunft von Forstdirektor Henning Geske, Leiter des Niedersächsischen Forstamtes Seesen und zugleich Obmann im Forsttechnischen Prüfausschuss des Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF), Arbeitsausschuss „Schlepper und Maschinen“, das „bestechende“ an dem im April erfolgreich FPA-geprüften Forcar. So erzeuge der Tragschlepper während der Fahrt hangauf- sowie hangabwärts „relativ wenig Schlupf“, sei damit „ausgesprochen Boden schonend auch unter schwierigen Bedingungen“ und weise eine gute Manövrierfähigkeit auf. Der Einsatz im Forstamt Seesen solle unter den Bedingungen des Harzes die Leistungsfähigkeit des Forcar ausloten.Tiltbar. Das Laden und Transportieren der Sortimente im 11° seitlich tiltbaren Rungenkorb kann technisch hangauf- und abwärts erfolgen – ökonomisch je nach der kürzesten Transportentfernung. Unten angekommen, kann die Winde bei ausreichend Traktion der Rädern abgeschaltet werden. Zum Entladen kreuzt der Forcar Lkw-fähige Wege oder biegt auf ihnen ab.
Behaglich. Im Prüfbericht attestierte das KWF dem Forcar eine große, helle sowie Kabine mit guter Sicht, gute Klimatisierung durch die kombinierte Heiz- und Klimaanlage sowie sehr geringe Bedienkräfte. Der Fahrer nimmt Platz auf einem um 220° drehbaren sowie horizontal und vertikal verstellbaren Fahrersitz – dieser lässt sich zudem auf der stufenlos elektrisch neigbaren Sitzkonsole um 22° neigen. Ein elektronisches Steuer-, Kontroll- und Regelsystem befindet sich im zentralen Steuerrechner mit CAN-Bus-Architektur.
Noch bis Weihnachten soll der Forcar in Seesen arbeiten – damit die Rückfahrkamera auch dann noch klare Bilder von der Winde sowie vom rückwärtigen Weg liefert, wird sie von insgesamt elf Arbeitsscheinwerfern unterstützt.

Herzog-Facts

Gegründet: 1992 von Klaus Herzog
Unternehmenssitz: Zumholz/CH
Produkte: Forst- und Baumaschinen, Fahrzeugbau und Hydraulik: Gebirgsharvester, Kippmasten, Hangforwarder, Raupenwinden, Funksteuerungen
Mitarbeiter: 12