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DI Erwin Stampfer © DI Martin Heidelbauer

Neue Ernte-Ideen

Ein Artikel von DI Martin Heidelbauer | 04.12.2006 - 00:00
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DI Erwin Stampfer © DI Martin Heidelbauer

Obwohl es schon in den vergangenen fünf Jahren eine Produktionssteigerung von 20% im österreichischen Seilsektor gab, rechnet DI Erwin Stampfer, Forsttechnikleiter Steinkogl, ÖBf, mit einer weiterem Steigerung von 10 bis 15% für die nächsten Jahre. Verbesserungspotenziale sieht er in der Aus- und Weiterbildung, da derzeit ein Arbeitskräftemangel bei professionellen Harvesterfahrern und Seil-Maschinisten gegeben ist. Es dauert drei Jahre bis die Forstmaschinen-Neulinge effiziente Nutzungen durchführen.Trend zur vollmechanisierten Ernte. Effizienzvorteile in der Holznutzung können weiters durch neue Arbeitsverfahren und technische Weiterentwicklungen (Kunststoffseile, Highlander, Seilforwarder, ...) erreicht werden. „Der Trend geht zur voll- und hochmechanisierten Ernte mit einem Anteil von 63% oder 380.000 fm bei der Forsttechnik Steinkogl”, so Stampfer. Wichtige Produktivitätsfaktoren im Harvestergelände sind neben der Holzmasse, die Bodenverhältnisse, die Rückedistanz, die Ausformung (keine 3 m-Sortimente, da 20% weniger Ladungsvolumen-Auslastung), und der Biomasseanfall. Als „finanzielle Schmerzgrenze” für Erstdurchforstungen mit Harvester und Forwarder nennt Stampfer 28 €/fm Holzerntekosten. Für eine wirtschaftliche Seilbringung ist vor allem eine kontinuierliche oder tägliche Holzabfuhr entscheidet, um Stehzeiten zu vermeiden.Bodenschonender Seilforwarder. „Ein pflegliches und leistungsstarkes Holzerntesystem im Übergangsbereich zwischen Ebene und Seilgelände (35 bis 55%) entwickelte die Arge Forst, Weilbach”, so Ing. Anton Streif. Hierfür kommen der Snake-Harvester und die zum neuen Seilforwarder umgebaute Gremo-Forstmaschine zum Einsatz. Mittels einer Spillwinde wird der Radschlupf beim Forwarder vermieden und die Traktion verbessert. Das Seil dient als Aufstiegshilfe für Gassenlängen bis 350 m.
Die Einsatzgrenze ist dort gegeben, wo die Maschine beladen ohne Seil sicher steht. Bei der Praxisvorführung im Lehrforst Pichl zeigten sich trotz vernässten Bodens geringe Bodenverwundungen. Auch eine Diplomarbeit an der Universität für Bodenkultur ergab bis zur Hälfte reduzierte Einsinktiefen durch den seilunterstützten Forwarder. Zu beachten sei aber der erhöhte Planungs- und Vorbereitungsaufwand.
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Josef Konrad © DI Martin Heidelbauer

Universeller Highlander. „Auf Forschung und Entwicklung legen wir großen Wert. 7% unseres Betriebsergebnisses werden dafür aufgewendet”, betont Josef Konrad, Preitenegg. Neben dem Harvesterkopf Woody, die Kombinationsmaschine Mounty und das Seilkransystem Woodliner stellte er den neuartigen Radharvester Highlander vor. Im unwegsamen Gelände kann diese Maschine durch synchrone Schreit- und Fahrbewegungen Hindernisse überwinden. Mittels zweier Teleskope kann die Gerätelänge von 4,8 auf 6,8 m erweitert werden. Eine endlos drehbare Kran-Kabine erleichtert den Richtungswechsel. Die Fällung erfolgt mittels Woody-Aggregat. Es gibt auch die Kombinationsvariante mit einer Winde (15 t) und Klemmbank für Langholz-Rückung. „Für kleinere Einschlagsmengen kann so der Arbeitsablauf (Harvester, Forwarder) mit einer Maschine rationell erledigt werden”, erklärt Konrad.
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Highlander mit Klemmbank kann im unwegsamen Gelände gleichzeitig Harvester- und Forwarderarbeiten verrichten © Konrad

Gute Highlander-Erfahrungen machte Forstunternehmer Krenn, Tragöss, bei der Windwurf-Aufarbeitung in der Slowakei. Er arbeitete mit unterschiedlichen Ernte-systemen wie Highlander-Klemmbank, -Mounty oder -Woodliner. Damit konnte er 65.000 fm aufarbeiten. Die Leistung auf meist ebenem Terrain betrug bis zu 14 fm/h. Als neue Vision plant Konrad ein laufwagenähnliches Gefährt mit Bodenkontakt.
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Ing. Johannes Loschek © DI Martin Heidelbauer

Weniger Gewicht - mehr Leistung. Ein um 80% leichteres Kunststoff-Ankerseil (Stratos Anchor) für Kippmastgeräte und Langstreckenbahnen im Vergleich zu Stahlseilen entwickelte Teufelberger, Wels, so Entwicklungsleiter Ing. Rudolf Kirth. Außerdem verkürzt sich die Ankerzeit um 50% und das Faserseil verringert die Verletzungsgefahr. Während man für das Stahlseil drei Arbeiter benötigt, kann das Stratos Anchor-Kunststoffseil von nur einer Person gezogen werden.
Teufelberger konzipierte einen Seilaufbau mit der Kern-Mantelkonstruktion, um die Dyneemafasern vor mechanischen Abrieb, Schmutz, Überdehnung, Verdrehung, Überdehnung, Beschädigung, Sonneneinwirkung, Reibungshitze zu schützen.Praktisches Kunststoffseil. Über die praktischen Erfahrungen mit dem Stratos Anchor-Ankerseil berichtete Ing. Johannes Loschek, Mayr-Melnhof, Frohnleiten. Kürzere Montagezeiten mit weniger Personal und mehr Holzanfall erbrachten im steirischen Forstbetrieb einen jährlichen Produktivitätsgewinn von 9576 €.Leichtes Seil-Spleißen. Das Kunststoffseil Dynatec T12 zur windenunterstützten Holzbringung erläuterte Ing. Karl Köck, Grube Forst, Laakirchen. Als Vorteil gegenüber dem Stahlseil besitzt das Polyethylenseil ein besseres Aufspulverhalten und geringeres Gewicht. Zudem lässt es sich leicht spleißen, wenn Teile ausgetauscht werden müssen. „Falls das Seil reisst, fällt es sofort zu Boden”, so Köck.