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DI Andreas Amann im Klangholz-Bestand der Gemeinde Laterns © Gadenz

Klangholz sichern

Ein Artikel von KG aus Laterns | 31.10.2007 - 10:04
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DI Andreas Amann im Klangholz-Bestand der Gemeinde Laterns © Gadenz

Die gleichmäßig feinjährig strukturierte Fichte, die in ihrer Verarbeitung zu Musikinstrumenten, zum Beispiel Geigenböden, als Klangholz geeignet ist, gilt als wertvollstes Geschenk der Natur dieser Holzart. Die Standorte für die nachhaltige Erziehung dieses Wertholzes zu sichern ist die Kür forstbetriebswirtschaftlicher Arbeit durch Generationen.
Die Vermeidung schwerer Katastrophen ist der Beitrag der Natur zum Erfolg einer feinfühligen menschlichen Arbeit.
Der Wald der Gemeinde Laterns auf 574 ha östlich von Rankweil in Höhenlagen zwischen 1300 und 1600 m ist einer der wenigen Standorte in Österreich auf dem die Fichte in Klangholz-Qualität im Alter zwischen 120 und weit über 200 Jahren geerntet wird.
Seit Mai 2000 ist DI Andreas Amann Forstbetriebsleiter, der nach dem Forststudium an der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien und forstlichem Lehrauftrag an der Landwirtschafts-Schule in Hohenems, 1999 Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Schnifis im benachbarten Walgau ist. Beruflich ist Amann je zur Hälfte Bürgermeister und Forstbetriebsleiter in Laterns. Der Schnifner Gemeindewald von 50 ha - arg zerzaust vom Lothar-Windwurf - ist in die regionale Waldbewirtschaftung eingebunden.Weißes Holz. Im Gespräch mit dem Holzkurier im Laternserwald hob Amann hervor, dass die geringe Hangneigung im unteren Teil des Bestandes und die gute Wasserversorgung zu gleyartigen Böden geführt habe, die gleichmäßigen Wuchs und engjähriges, weißes Holz gedeihen lasse. Holzmerkmale wie Drehwuchs, Buchs, Harzgallen oder Rotfäule seien kaum vorhanden.
Der plenterartige Waldaufbau führte zu feinastigem Holz mit guter Astreinigung bis zu einem Baumalter von 350 Jahren mit über 60 cm Durchmesser. „Aufgewachsen mit Kaiserin Maria Theresia”, erinnerte Amann. Der Anteil an Haselfichten ist im Laternserwald relativ hoch. Der Haselwuchs ist auf verstärkte Markstrahlen zurückzuführen und erst unter der Rinde an kurzen Längsfurchen erkennbar. „Diese Spezialität ist besonders gefragt”, fügt Amann hinzu. Instrumentenbauer schätzen für Klangholz die Winterschlägerung in bestimmten Mondphasen. Die untersten 5 bis 10 m sind als Klangholz begehrt, den Mittelteil schätzen Fassbinder (heute meist für kunstgewerbliche Arbeiten), der obere, astige Teil des Stammes ist als zähes, langlebiges Bauholz gefragt. Übrigens haben die Binder (Kübler) aus Laterns ihre Holzgefäße mit Herkunftszeichen versehen, damit bei Reparaturen nach (langem) Gebrauch der Kunde den Hersteller ausfindig machen konnte.Ziele der Bewirtschaftung. Von der Waldfläche entfallen 39% auf Baumholz (25 bis 50 cm Durchmesser) und 38% auf Plenterwald. 84% sind Fichte, 11% Tanne. Amann sieht als vordringliches Ziel die Erhöhung des - überwiegend durch Wildverbiss verringerten - Laubholzanteils von Rotbuche, Bergahorn, Eberesche und Esche, die sporadisch in der Naturverjüngung vorhanden sind, aber ohne Schutz nicht aufkommen. „Der Rotwildstand ist derzeit noch zu hoch”, meint Amann.
Ein kleiner Pflanzgarten in einer Waldlichtung dient der Vermehrung vor allem von Laubhölzern aus eigenem hochwertigem Pflanzgut. Pflege über Frondienst der Nutzungsberechtigten wird zunehmend durch jugendliche Ferialkräfte ersetzt.
Bei einem Hiebsatz von 4700 Efm/J wäre nach 30 Jahren der Hektarvorrat von derzeit 515 Vfm auf 450 Vfm reduziert. Die Erschließung von 28 lfm/ha will Amann durch eine Fein-Erschließung mit traktorbefahrbaren Wegen ergänzen. Die Einzelstamm-Nutzung hat Amann mit Einsatz von Pferden örtlicher Tierhalter langfristig organisiert und leistet damit einen Beitrag zur Erhaltung des bäuerlichen Pferdebestandes bei pfleglicher Rückung im Bestand. Für Akutfälle werden Gemeindearbeiter eingesetzt, übrige Arbeiten werden an Akkordanten vergeben oder in Zusammenarbeit mit Maschinenringen erledigt.
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Feinjähriger Jahrring-Aufbau des Klangholzes © Amann

Wald- und Jagdwirtschaft gemeinsam. Die Gemeinde will einen jagdlich interessanten Rotwildbestand halten, der aber schrittweise auf ein nachhaltig und langfristig verträgliches Maß gesenkt werden soll. Diesem Zweck dient auch ein Wintergatter im Gemeindewald, in dem das Rotwild solange gefüttert wird, bis es in höheren Regionen wieder Äsung findet. Seit fünf Jahren zeigt sich, dass außerhalb des Gatters kaum noch Schälschäden entstehen und bei der Naturverjüngung Ansätze einer Optimierung zu erkennen sind. Mit der Verbesserung der Äsungsverhältnisse und dem verringerten Wildbestand soll langfristig das Gleichgewicht zwischen Wald und Wild an der problemlosen Verjüngung der gewünschten Baumarten sichtbar werden.
Darüber hinaus hat Amann in gutem Gesprächsklima von forstlicher Seite zugesagt, Wegsperren während der Rotwildbrunft, zeitliche Pilzsammelverbote sowie Waldpflege- und Holzerntearbeiten während des Jagdbetriebes zu vermeiden. Holz für Jagdeinrichtungen und zwei Wildäsungsflächen werden bereitgestellt. Mehr Licht auf den Waldboden sollen die Habitatqualität in Äsung und Deckung verbessern. Vorübergehendes Verbiss-Schutz-Spritzen im Sommer und Herbst.
Von jagdlicher Seite wurde die Pflanzung von Verbissgehölzen sowie Bereitstellung und teilweise Ausbringung von Verbiss-Schutzmitteln zugesagt. Bei gemeinsamen Begehungen sollen Schwerpunkt-Bejagungen sowie forstliche und jagdliche Maßnahmen besprochen werden. Der Jagdaufseher wird über Käferbäume und Schadholzanfall informieren. Mitarbeit bei Dickungspflege und Durchforstung wurde zugesagt, ebenso selbstständige Anbringung von Einzelschutz bei Laubgehölzen im Umkreis des Wintergatters. Die Erhöhung der Abschusszahlen über mehrere Jahre hindurch wurde vereinbart.
„Seit man miteinander redet und einander zuhört ist eine wesentliche Verbesserung der Verhältnisse eingetreten”, sagt Amann, der seine Erfahrungen auch als Obmannstellvertreter in Pro Silva Austria einbringt.