1228147686.jpg

Mit Kompetenz und Wissen: FM Dr. Norbert Weigl (li.) steht Georg Adam Starhemberg zur Seite © DI Andreas Fischer

Botschafter des Holzes

Ein Artikel von DI Andreas Fischer | 01.12.2008 - 16:47
1228147686.jpg

Mit Kompetenz und Wissen: FM Dr. Norbert Weigl (li.) steht Georg Adam Starhemberg zur Seite © DI Andreas Fischer

Nicht als typischer Forstmann, sondern als ein Mensch, dem die Zukunft der Wertschöpfungskette Forst&Holz am Herzen liegt, beschreibt sich das Familienoberhaupt der Starhemberg‘schen Familienstiftung, Georg Adam Starhemberg. „Die heimische Forst- und Holzwirtschaft gehört zur Weltspitze und die gesamte Branche leistet einen wichtigen Beitrag im ländlichen Raum. Der Allgemeinheit ist diese Bandbreite viel zu wenig bewusst. Man müsse geschlossen daran gehen, das zu verbessern”, fordert Starhemberg.
Neben seinem Engagement als proHolz-Obmann von Oberösterreich und diversen Verpflichtungen in verschiedensten Gremien unterstützt er zahlreiche soziale und kulturelle Projekte. „Meine Aufgaben gehen über den Forstbetrieb hinaus, weil ich versuche, für die Anliegen des Umfeldes da zu sein”, vermerkt Starhemberg. Zu seiner Freude ist er auch sportlich interessiert: „Am absoluten Tiefstpunkt des LASK habe ich dem oberösterreichischem Traditionsklub gerne meine Hilfestellung angedeihen lassen - es ist schließlich unsere oberösterreichische Fussball-Nationalmannschaft”, schmunzelt Starhemberg, der treuer Wirtschaftsbeirat und Ehrenpräsident des Linzer Athletiksportklubs ist.

Fair sein und richtige Balance finden

Mit Bezug auf die schwierige wirtschaftliche Ausgangslage von Forst- und Holzindustrie appelliert Starhemberg zu Fairness und Augenmaß. „Auf der einen Seite werden Einschnitte zurückgefahren und Werke zugesperrt. Auf der anderen Seite wird Frischholz gebraucht: eine Situation, die gegenseitiges Verständnis braucht. In dieser Zeit muss man auch den Kleinwaldbesitzer verstehen. Mit Preisen wie vor 40 Jahren hat dieser keine große Motivation, in den Wald zu gehen.” „Wenn man die Zusammengehörigkeit in der Branche leben will, gibt es zwei wesentliche Kriterien, auf die man achten muss: Erstens Fairness - niemand darf seine Position ausnützen - und zweitens Augenmaß, die richtige Balance zu finden zwischen dem Erfordernis der Marktpartner und dem, was auf den Waldflächen nach den Kalamitäten noch möglich ist”, stellt dazu Wirtschaftsführer Dr. Norbert Weigl klar.

Größtes Kapital sind Mitarbeiter

1228147672.jpg

Verlass auf gute Mitarbeiter, sie nehmen auch Aufgaben rund um die Gebäude- und Straßenerhaltung wahr und unterstützen bei Veranstaltungen © DI Andreas Fischer

Die Betriebsfläche des Starhemberg´schen Forstbetriebes gliedert sich in zehn Reviereinheiten, die sich über die Bezirke Eferding, Urfahr-Umgebung, Freistadt und Krems erstrecken. Die Gesamtlänge der Revieraußengrenzen beträgt rund 450 km. Aufgrund der historisch bedingten Weitläufigkeit setzt die Betriebsphilosophie auf einen „möglichst hohen Mitarbeiterstand”.
„Mit jedem Förster und Mitarbeiter wird auch das Revier mit Leben erfüllt. Es gibt damit vor Ort für jedermann einen Ansprechpartner. Das äußert sich auch positiv in der Selbstwerber-Statistik”, freut sich Starhemberg. „Jedes Jahr sind mehrere 100 Interessenten in verschiedensten Revierteilen beschäftigt. Jeder von ihnen fördert damit nicht nur die Waldpflege, sondern auch die nachbarschaftlichen Beziehungen und Kontakte. Wenn irgendwo ein Käferbaum, ein Straßenschaden oder sonst etwas auftaucht, dann gibt man uns Bescheid - so etwas ist für uns unschätzbar wertvoll”, betont Starhemberg.
Abgesehen von den vielen forstlichen Aufgaben führen die Mitarbeiter auch Reparaturarbeiten an Gebäuden sowie die laufende Erhaltung des forstlichen Wegenetzes durch. Dazu werden betriebseigene Maschinen und Geräte (Unimog, Grader, Rüttelwalze, Mulcher) zur Verfügung gestellt.

Forstbetrieb mit vielen Facetten

1228147635.jpg

Waldbau: Alternative Nadelhölzer zur Fichte sind Tanne, Lärche, Douglasie und Thuje © DI Andreas Fischer

„Die jährliche Holznutzung beträgt in Normaljahren etwa 42.000 fm, das entspricht einer durchschnittlichen Nutzungsintensität von 8,4 Efm/ha”, beziffert der Forstmeister. In der Baumartenverteilung dominiert die Fichte vor Buche, Eiche, Kiefer und Douglasie. Im mehrjährigen Durchschnitt entfallen etwa zwei Drittel des Jahreseinschlages auf Nutzungen im Eigenakkord. Die Rückung wird nahezu ausschließlich an Unternehmer und bäuerliche Akkordanten vergeben. Die Erschließungsdichte liegt bei 40 bis 50 lfm/ha Lkw-befahrbarer Forststraßen, das Rückewegenetz ist praktisch zur Gänze ausgebaut (150 lfm/ha).
Die waldbaulichen Gegebenheiten sind deutlich davon geprägt, dass Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1930er-Jahre die Begründung und Erziehung massenreicher Fichtenreinbestände als primäres waldbauliches (und damit auch Betriebs-) Ziel gesehen wurde. Über Naturverjüngung werden heute vermehrt artenreiche Mischwaldbestände gefördert. „Trotzdem wird die Fichte Hauptbaumart bleiben. Ziel ist ein produktiver Wirtschaftswald unter Ausnützung der von Natur aus vorhandenen Standortpotenziale”, betont Weigl. Einzelne Sonderstandorte werden nicht als Wirtschaftswald geführt, sondern wurden in den vergangenen Jahrzehnten aufgrund von standörtlichen, forstbotanischen, waldbaulichen oder nutzungsgeschichtlichen Eigenarten außer Nutzung gestellt. Manche dieser Waldorte sind heute Bestandteil des Österreichischen Naturwaldreservateprogramms (BMLFUW/BFW). Einige wurden dem Verein BIOSA ideell als „Naturjuwel” zur Verfügung gestellt. Teilgebiete werden auch in Kooperation mit dem Naturschutzbund beziehungsweise dem WWF erhalten. Diese Sonderflächen umfassen insgesamt rund 200 ha.
Die Eigenjagdgebiete werden in der Regel als Regiejagden geführt, wobei nur Rehwild als Standwild vorkommt. Schwarz- und (selten) Rotwild ist lediglich Wechselwild. Die Ausübung der Fischereiberechtigungen ist weitestgehend durch Pacht- oder Lizenzverträge vergeben. Die landwirtschaftlichen Nutzflächen sind größtenteils an Landwirte verpachtet.

Gut aufgestellt

1228147703.jpg

Windpark Sternwald: Sieben Windenergieanlagen (WEA), Nennleistung 2 MW pro WEA, Jahresleistung des Windparks etwa 27 Mio. kWh © Fürst Starhemberg´sche Familienstiftung, Vaduz

„Der Gutsbetrieb ist nicht nur bei Heizanlagen als Gesellschafter oder Anteilsinhaber involviert, es gibt auch einen Windpark”, so Starhemberg. Zusätzlich werden auch Kooperationen mit regionalen Wassergenossenschaften wahrgenommen. An Freizeitangeboten mangelt es nicht: „In unseren Betriebsflächen sind ein Skigebiet, Langlaufloipen, Klettergärten und ein weitläufiges Wander- und Reitwegenetz integriert.”
Gegenüber den Interessen der Gesellschaft zeigt sich Starhemberg offen: „Wir bemühen uns, die Angebote auf die steigenden Bedürfnisse der Gesellschaft abzustimmen - nur gibt es auch Grenzen.” Man stelle immer wieder mangelnden Respekt gegenüber dem Eigentum fest, das sei bedenklich. „Als forstlicher Dienstleister übernimmt der Forstbetrieb weiters in Nachbarbetrieben gewünschte Betreuungen, „zugeschnitten auf die Bedürfnisse unserer Geschäftspartner”, betont Starhemberg.

Herausforderung: Erhaltung und Entwicklung

1228147568.jpg

Schlösser und Ruinen: Verantwortung gegenüber Geschichte und Landeskultur – im Bild: Bergfried der Ruine Wildberg (seit 1198 im Besitz der Familie) © Fürst Starhemberg´sche Familienstiftung, Vaduz

Neben den forstlich genutzten Betriebsgebäuden besteht der Immobilien-Bestand überwiegend aus historischen und denkmalgeschützten Objekten. „Die bautechnische Erhaltung und Sicherung der Substanz ist unsere größte Herausforderung”, räumt Starhemberg ein, „gefolgt von der Entwicklung denkmalgerechter, behutsamer und zukunftsfähiger, wenn möglich auch Ertrag bringender Nutzungsformen für die an Geschichte und Tradition reichen Gebäude.”
Sechs Schlösser, zwei Kirchen, vier Gruftanlagen (-kapellen), acht Burgruinen und neun Forsthäuser sind zu pflegen und zu erhalten, teilweise in Kooperation mit örtlichen Vereinen oder privaten Bestandnehmern. Die bekanntesten unter den Immobilien sind: Schloss Starhemberg in Eferding, Schloss und Ruine Wildberg, Schloss und Ruine Waxenberg, Schloss Eschelberg, weiters die Burgruinen Schaumburg, Reichenstein und Dürnstein. „Im Moment sanieren wir, als ein Teilobjekt, das Forsthaus von Schloss Eschelberg - alleine hier belaufen sich die Kosten auf mehrere 100.000 €”, verrät Starhemberg. Um Investitionen wie diese zu tätigen, brauche es neben wirtschaftlichem Realitätssinn und Verantwortung auch Gottvertrauen - denn eines sei gewiss: „Eine Rendite ist zu Lebzeiten kaum zu erwarten.”

Forstbetrieb des Jahres 2009

Eigentümer:Fürst Starhemberg´sche Familienstiftung, Vaduz
Familienoberhaupt:Georg Adam Starhemberg, u. a. Obmann von proHolz OÖ
Wirtschaftsführer:FM Univ.-Doz. DI Dr. Norbert Weigl
Fläche:5663 ha (davon 5000 ha Wirtschaftswald)
Mitarbeiter:6 Förster, 1 Forstadjunkt, 1 Betriebswirt, 1 Buchhalterin, 1 Sekretärin, 19 Forstfacharbeiter, 2 Forstfacharbeiterlehrlinge, 3 Kulturdamen