Holzmarkt Österreich

Ziemlich alleingelassen

Ein Artikel von Gerd Ebner | 06.09.2017 - 08:01
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© Land&Forst Betriebe Österreich/APA-Fotoservice/Rossboth

„Egal, ob Säge-, Papier- oder Plattenindustrie – alle unsere Abnehmerbranchen haben heuer ein sehr gutes Jahr mit toller Mengennachfrage und erfreulichen Preisen“, freut sich Felix Montecuccoli, Präsident Land & Forst Betriebe Österreich. „Davon wollte die heimische Forstwirtschaft im zweiten Halbjahr profitieren. Leider kam es noch im Juni zu den unverständlichen Käferholzeinkäufen in Bayern. Zu diesem Zeitpunkt war für jeden klar, was uns heuer an Schadholzaufkommen erwartet wird. Trotzdem wurde billiges Käferholz importiert“, beklagt Montecuccoli.
In den Windwurf- und Käferholzregionen ist die Aufarbeitung nun in vollem Gang. Jetzt gilt es zu vermeiden, dass der Käfer nochmals ausfliegen kann.


1 Mio. fm ein Problem?

Aus einer „überschaubaren Situation“ kam man laut Montecuccoli nun dahin, „dass sich 1 Mio. fm in zwei Monaten zu einem vermeintlich unbewältigbaren Problem auftürmten. Wir sind schwer enttäuscht von einer Industrie, die jedes Jahr behauptet, 2 bis 3 Mio. fm zu wenig zu erhalten. Die Zellstoff- und Plattenindustrie fand nicht einmal Zeit für eine Besprechung der Lage.“ (Anmerkungen: laut FHP mögliche Holzernte in Österreich: 22 Mio. fm; um 5 Mio. fm mehr als 2016).


So früher Aufnahmestopp wie noch nie
Ist Montecuccoli schon mit dem Verhalten der Sägewerke in Ober- und Niederösterreich unzufrieden, so fehle ihm „endgültig jegliches Verständnis dafür, dass eine Holzindustrie am Tag nach dem Windwurf in Kärnten einen Aufnahmestopp über die betroffene Region verhängt. So etwas hat es noch nie gegeben. Das ist ein einzigartiges Vorgehen.“ Das Problem dehnte sich für ihn weiter aus, als andere Unternehmen diesem Beispiel folgten.
Der Forstwirtschaft bleibe im Falle eines Käferbefalls nur, das befallene Holz umgehend zu ernten, weitab des Waldes zu entrinden oder mit erlaubten Insektiziden zu behandeln. „Wenn das Holz nicht abgeführt werden kann, müssen wir alle erlaubten Schutzmaßnahmen im Wald anwenden“, formuliert es Montecuccoli.


Wo möglich, Zeit lassen mit Aufräumen
Beim Windwurf rät Montecuccoli zur Gelassenheit. „So es die Höhenlage zulässt, soll geworfenes Holz an der Wurzel belassen und später aufgearbeitet werden.“ Dass es viele Bäume geworfen und nicht gebrochen hat, entlastet den Markt etwas.
Frischholz verbilligt – aber gesucht
Ein widersprüchliches Verhalten ortet Montecuccoli auch im Nachfrageverhalten der österreichischen Sägeindustrie: „Diese benötigt hochwertiges Frischholz für ihre Aufträge, senkt aber undifferenziert alle Preise. Ich fürchte, das wird im Herbst nicht zum gewünschten Angebot führen“, sagt Montecuccoli voraus. „Diese Enttäuschung werden wir wohl mit in die Preisverhandlungen des IV. Quartals 2017 und I. Quartals 2018 nehmen.“


Umtriebszeit zu lang
Als Lehre aus der Käferkalamität nimmt Montecuccoli mit, dass „wir in den Käfer-Risikogebieten bei der Fichte die Umtriebszeit stark verkürzen müssen. Die Fichte wird nicht mehr das Alter erreichen, das in den Operaten steht. Auch muss wohl früh eine Durchforstung für eine entsprechend lange, astreiche Krone sorgen. Die zweite Durchforstung liefert dann schon dünnes Blochholz.“ So werden einmal Biomasse und danach schon sägefähiges Holz anfallen – In-
dustrieholz fällt künftig weniger an. „Bei 38 €/fm kann ich nicht anfangen zu sortieren“, ergänzt er noch. Die Forstschutz-Probleme beschränken sich derzeit nicht auf die Fichte. Die Weiß- und Schwarzkiefer (Nematoden, Trockenschäden) und die Esche (flächiges Sterben) muss Montecuccoli weiters anführen.


Haselnuss statt Wald?
Angesichts der derzeitigen Forstschutzsituation verweist Montecuccoli darauf, dass die nötigen Biomasseheizwerke gefährdet seien. Stichwort: Ökostrom-Gesetz. „Erst die Biomasse brachte die Erlöse, Forstschutz-Prophylaxe zu betreiben. Das könnte künftig aus politischen Motiven fehlen. Es geht um die Zukunft des Waldes – oder will man künftig Robinien, Zerreichen und Haselstauden statt der gewohnten Wälder?“
Für die Laubholzbetriebe könnte es nach dem längeren Winter mit guten Erntemöglichkeiten heuer für ein durchschnittliches Jahr reichen. „Die Eiche ist gefragt – auch in Qualitäten, die passen und uns eine akzeptable Ausbeute bieten“, spricht Montecuccoli das aktuelle Qualitäts-Downsizing an: „Äste werden ja von den Möbelherstellern teilweise schon künstlich produziert. Wir brauchen also nicht nur astreine Ware erzeugen.“


Buche zufriedenstellend
Belastet wird alles vom Eschensterben. Im Frühjahr nahm der Markt noch Eschenholz auf, auch energetisch gab es noch Bedarf. Ahorn ist weiterhin gefragt. Der Buchenabsatz wäre zufriedenstellend, wenngleich der Verkauf zu einem Quartals- und Monatsgeschäft wurde. „Die Laubholzpreise müssen jetzt aber rauf. Außer bei der Eiche werden die Preise seit zehn Jahren nur fortgeschrieben."