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Symbolbild Wald © Adobe Stock

Die Herausforderung

Ein Artikel von Gerd Ebner | 27.03.2018 - 15:32

„Unsere wichtigste Klientel in der Beschaffung sind die Kleinprivatwald-Besitzer“, eröffnete AGR-Geschäftsführer Denny Ohnesorge den Rohstoffgipfel am 14. März in Würzburg. Davon gibt es in Deutschland 1,8 Millionen, hauptsächlich durch Vererbung kommen jedes Jahr 65.000 neue hinzu.

Erlöse aus Wald „nicht so wichtig“

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Einfluss der Zertifizierung auf das unternehmerische Risiko – am AGR-Rohstoffgipfel diskutierten Zahnen (WWF), Hassan (Pollmeier Massivholz), Dr. Rilling (Pfleiderer) mit Dr. Ohnesorge (AGR) (v. li.) © Gerd Ebner

Dr. Björn Seintsch vom Thünen-Institut erhob in 1200 Befragungen, wie der deutsche Kleinwaldbesitzer tickt. Allein aus der Struktur – 96 % sind kleiner als 20 ha – ergebe sich schon, dass die Einkommensgenerierung für die meisten „nicht so wichtig ist“. Anreize durch den Holzpreis ziehen also nicht wirklich. Die kleineren Eigentümer entnehmen in Deutschland rund 5,8 Efm/ha/J gegenüber 7 Efm/ha/J aus allen Besitzarten.

In der Befragung wurde auch erhoben, was künftige Eingriffe im eigenen Wald bewirken sollen. Waldpflege, Naturschutz und Klimaschutzmaßnahmen hatten dabei die höchsten Prioritäten.

Die Eigentümer kommen lieber zu uns auf die Homepage als zur FBG-Versammlung in den Gasthof ,Goldener Hirsch‘


Markus von Willert, wald-wird-mobil.de

Klassische Themen ziehen kaum noch

„Nur maximal die Hälfte der Waldbesitzer ist über klassische Themen, wie Einkommen oder Durchforstung, erreichbar“, stellte Seintsch fest. „Mehr Naturschutz zulasten der Nutzung wird hingegen von vielen akzeptiert.“ 70 % der kleinen Waldbesitzer sind in Deutschland nicht in FBG organisiert. „Daran wird sich kaum etwas ändern. Viele können sich eine solche Teilnahme auch gar nicht vorstellen.“ Die öffentlichen Forstbediensteten sind bei wichtigen Entscheidungen für 48 % der Kleinwaldbesitzer die zentralen Ansprechpartner. Dies sollte bei allen Strukturänderungen nach der Kartellklage berücksichtigt werden, war eine Forderung des Auditoriums in Würzburg.

Den digitalen Kanal wählte wald-wird-mobil.de, um die deutschen Waldbesitzer zu erreichen. „90 % sind ideell motiviert. Das wollen wir nutzen“, erläuterte Markus von Willert, wald-wird-mobil.de. „Die Eigentümer kommen lieber auf die Homepage als zur FBG-Versammlung in den Gasthof ,Goldener Hirsch‘“.

Holz wächst auf Holz zu. Das ist richtig. Qualitätsmäßig kann es bei Starkholz aber zu bösen Überraschungen kommen.


Bertil Burian, Hochschule Rottenburg

Starkholz mit eigenen Tücken

Der Landesforstbetrieb ForstBW hat seinen Erntezieldurchmesser von 60 cm auf nun 50 cm abgesenkt. „Das hat zur Folge, dass wir statt bisher 60.000 fm künftig 120.000 fm/J Starkholz ernten werden“, sagte Axel Winking von ForstBW voraus.
Starkholz wird in ganz Deutschland mehr: 5 % waren es bis 2005 – jetzt sind es bereits 18 % des Inlandsangebots.

Die erschwerten Produktionsbedingungen beim Starkholzeinschnitt erläuterte Bertil Burian, Hochschule Rottenburg: „Der Qualitätsmix beim erzeugten Schnittholz wird größer.“ Mit den neuen waldbaulichen Vorgaben, wie geringerer Stammzahl und besserem h/d-Verhältnis, werden etwa die Äste häufiger. „Man muss fragen: Wer braucht solche Produkte?“

Bisher war unter den Waldbesitzern immer noch die Meinung vorherrschend: Holz wachse auf Holz zu. Werde länger gewartet, so sei das prinzipiell gut. „Es gilt, den Waldbesitzern zu vermitteln, dass das so nicht mehr korrekt ist. Es hat sowohl bei den Produkten als auch in der Normung Änderungen gegeben“, lautete eine Forderung aus dem Publikum. Bei der Schnittholznormung hätten sich „die Skandinavier“ durchgesetzt. Was sich insbesondere an den Abschlägen bei Ästen und Reaktionsholz bemerkbar mache. 

Starkholz hat seine Tücken! Im Riftschnitt hat man bei starken Kanthölzern rasch einen Verzug drinnen – daher muss viel weggehobelt werden.


Peter Fickler, Säge- & Hobelwerk Waltenhofen

Zertifizierung erhöht Deckungsbeitrag

„Zertifiziertes Holz liefert uns einen signifikant höheren Deckungsbeitrag als nicht zertifizierte Ware“, betonte Dr. Tilman Rilling von Pfleiderer, Neumarkt/DE. „Ich sehe die Zertifizierung nicht nur als höheren Aufwand, was sie auch ist, sondern als Chance. Bald wird die Zertifizierung auch bei Sägenebenprodukten ein Thema werden.“

Dass zertifiziertes Holz mehr Erlös bringt, kann Buchen-Gigant Pollmeier Massivholz nicht nachvollziehen. Marketingchef Jan Hassan: „Wir wollten für FSC um 1,5% höhere Preise – danach kaufte keiner mehr. Ja, die Kunden wünschen zertifiziertes Holz. Sie sind aber nicht bereit, dafür zu zahlen. Mich stören die unterschiedlichen Maßstäbe innerhalb von FSC enorm. Südamerikanisches Plantagenholz soll ökologischer sein als deutsches Holz ohne Label. Da wird Falsches suggeriert. Das ist eine Fehlentwicklung, die dringend korrigiert gehört“, schimpfte Hassan.

Dass es noch „Verwerfungen“ gibt, gestand auch Johannes Zahnen, WWF Deutschland, ein. Er verwies aber darauf, dass angesichts des Klimawandels und Artensterbens zertifizierte Label immer wichtig werden. „Holz hat viel Kommunikationspotenzial“, lautete sein Abschlussstatement.

Südamerikanisches Plantagenholz soll mit dem FSC-Siegel ökologischer sein als deutsches Holz ohne Label. Da wird Falsches suggeriert.


Jan Hassan, Pollmeier Massivholz