Lokal katastrophal, überregional okay
Das grundsätzlich positive Resümee hat allerdings zwei Wermutstropfen: Das Schadholzaufkommen ist sehr lokal auf das Revier Waldviertel-Voralpen konzentriert. Ein Drittel der gesamten Menge stammt von dort. „Es sind erneut 90.000 fm auf nur 15.000 ha angefallen“, beschreibt Freidhager die Herausforderung nördlich der Donau. Ein hohes Schadholzaufkommen muss auch der ÖBf-Forstbetrieb „Steiermark“ hinnehmen.
Der zweite Wermutstropfen sind die ungewöhnlich hohen Lagerstände (260.000 fm), die man derzeit aufgebaut hat. Die Lager will man auflösen, sobald der Preis passt. „Wir verkaufen Frischholz sicher nicht zu den Preisen, die uns geboten werden. Ich gönne den Holzindustrien und Sägewerken zwar deren guten Absatzchancen. Gleichzeitig muss ich aber festhalten, dass die ausgezeichnete Konjunkturlage überhaupt nicht im Wald angekommen ist“, beklagt er.
Kommt Europapreis bei Fichte?
Obwohl viele ÖBf-Reviere fernab der Schadholzgebiete liegen, trifft sie der Preisdruck mittelbar. Als Grund macht Freidhager die mittlerweile europaweit agierenden österreichischen Holzindustrien fest: „Die jetzige Situation zeigt, dass wir am Weg zu einem europäischen Rundholzpreis sind. Es gibt nicht mehr so etwas wie einen nieder- oder oberösterreichischen Rundholzmarkt.“ Die Nadelrundholz-Importstatistik Österreichs nimmt Freidhager als Untermauerung seiner These: Im 1. Halbjahr stiegen die Einfuhren um 34 % – um +33 % aus Tschechien (1,7 Mio. fm) und gar um +70 % (knapp 1 Mio. fm) aus Deutschland.
110 Mio. fm stocken unter 600 m
Was Freidhager ebenfalls gelernt hat, ist eine Neubewertung der Topografie Österreichs: „Wir haben viele Gebirgsreviere. Was aufgrund der teureren Ernte und Bringung bisher ein 10 €/fm-Nachteil war, könnte sich aufgrund des Klimawandels als Vorteil erweisen.“ Und nicht nur das: „Die Fichte wird unter 600 m Seehöhe nicht mehr bestandesbildend vorkommen“, lautet eine Freidhager-Einschätzung mit Sprengkraft. Laut Österreichischer Waldinventur (ÖWI 2007/09) stocken 16% der Fichten in Österreich unter 600 m: Das sind 108 Mio. fm (s. Beitrag "913 Mio. fm Fichte unter 600 m"). In Summe beträgt der Holzvorrat unter 600 m rund 300 Mio. fm.
„Die Fichte hat in Tschechien und Deutschland in den Tieflagen zumindest dieselben Probleme wie bei uns“, zieht Freidhager einen weiteren Kreis. „So oder so: Unsere Reviere reichen bis in die Gipfelregionen. Die letzte österreichische Fichte wird also bei uns geschlagen werden – aber erst in vielen Jahrzehnten.“
Waldviertel ohne Fichte?
Im Waldviertel verabschiedet sich die Fichte „in hohem Tempo“. Die ÖBf überdenken bereits ihre Bestockungsziele. Zwischen 800 und 1000 m werde man künftig fünf bis sechs Zehntel Nadelholz anstreben. Der Rest sei Laubholz. „Je weiter wir dann runterkommen, desto mehr Laubholz kommt hinzu.“ Freidhager regt zum Nachdenken darüber an, was das für die Kunden in der Zukunft heißen werde: Was heute zu viel ist, ist morgen zu wenig.
Energiesektor wird immer profitabler
Die ÖBf leben mittlerweile zu weniger als der Hälfte vom Holzverkauf. Ein immer wichtigeres Standbein ist die erneuerbare Energie. „Lag der Preis vor gar nicht allzu langer Zeit bei 24 €/MWh, so liegen wir nun bereits bei 50 €/MWh.“ Davon profitiert man bei den Wasserkraftwerken. Das Schicksal des Wald-Biomassekraftwerks Simmering hängt laut Freidhager von der neuen Ökostromregelung ab. „Tut sich hier nichts, geht in Simmering im Juli 2019 das Feuer aus. Das wäre auch angesichts des hohen käferverseuchten Materials ein doppelter Schaden für uns beziehungsweise die ganze Forstwirtschaft.“