Originalartikel: Säge oder Forst, wer gewinnt? Ein Dilemma!
Dauernder Angebotsüberschuss, steigender Nadelrundholz-Import und Verkaufsdruck aufgrund der „Verderblichkeit“ unserer Ware „Rundholz“ führen dazu, dass seit April selbst frisches Fichten-Sägerundholz für Preise unter 65 €/fm frei Forststraße „verramscht“ werden muss. Die jüngsten Betriebsergebnisse der Säge- und Holzindustrie beweisen, dass vor allem der Forst mit zu billigen Rohstoffpreisen die beispiellosen Gewinne ermöglicht. Mehr lesen ...
Im Prinzip kauft die Sägeindustrie ihren Rohstoff von der Forstwirtschaft auf Angebotsbasis. Je nach Marktverhältnissen ist einmal die Forstwirtschaft und einmal die Sägeindustrie in einer besseren Position. Dauernde, einseitig bessere Positionen haben in Ländern, wie z. B. Salzburg, oder Staaten, wie z. B. Italien, dazu geführt, dass die Sägeindustrie praktisch nicht in der Lage war, sich ähnlich zu entwickeln wie in anderen Bundesländern oder Staaten. Das Ergebnis in diesen Gebieten: eine Verminderung der Einschnittskapazität. Unser südliches Nachbarland Italien ist das beste Beispiel, wo die derzeitige Windwurfkatastrophe von der dort heimischen Sägeindustrie nicht zu bewältigen ist. Rundhölzer bester Provenienzen werden von Vermarktern zu geringfügigen Preisen frei österreichisches Sägewerk angeboten!
Ihr Angriff auf Sägebetriebe mit einer verlängerten Wertschöpfung, wie zum Beispiel Brettsperrholz, ist nicht nachvollziehbar.
Gerade jene Betriebe, die auf die neuen technischen Möglichkeiten und Entwicklungen gesetzt haben, bringen auch neue Möglichkeiten für den Forst. Wir haben mit der Brettsperrholz Erzeugung auch daran gearbeitet, dass gerade die anfallenden Seitenbretter für etwas anderes verwendet werden können als für die Betonschalung oder die „Verramschung“ in die Levante.
Durch Produktinnovationen wird der Baustoff Holz wieder zum Baustoff der Zukunft. Forschung, Entwicklung, Marketing und innovativer Einsatz haben dazu geführt. Und alle werden davon profitieren – die Industrie, der Forst, der Konsument, vor allem aber der Klimaschutz.
Mit großer Sorge sehen wir alle, wie die derzeit katastrophale Stimmung in der Forstwirtschaft am Brotbaum Fichte rüttelt. Was ist in Ihrem Umfeld in den vergangenen Jahrzehnten passiert? Nicht sehr viel … […] Auch der Forstwirtschaft würde also ein innovatives, wirtschaftliches und zukunftsgerichtetes Denken gut stehen.
Die berühmten Salzburger Fichtenbretter 0-III Tischlerware spielen am Markt überhaupt keine Rolle mehr. Tischler und Zimmerer bedienen sich an Halbfabrikaten, wie Tischlerplatten, KVH, Leimbindern und Kreuzlagenholz. […]
Auch die zu hohen Umtriebszeiten bei Nadelhölzern wurden teils auf Betreiben des Naturschutzes nicht zur Diskussion gestellt. Die derzeitige, in Teilen Europas wütende Käferkalamität ist teilweise hausgemacht. Ich erinnere an die politisch grün gefärbte Entscheidung, in Teilen des bayerischen Forstes dort angefallene Käferschäden nicht zu bearbeiten. Von dort aus hat die Katastrophe ihren Lauf genommen und man erwartet in diesen Ländern im heurigen Jahr zig Millionen Festmeter Schadholz. Auch in Österreich ist es augenscheinlich, dass viele, vor allem im staatlichen Besitz befindlichen Forste in erbärmlichem Zustand sind, weil Käferholz viel zu spät aufgearbeitet wurde. Fahren Sie jedoch durch Gebiete, die in erster Linie im Privatbesitz sind, ergibt sich oft ein anderes Bild. […]
Die Auswirkungen des Klimawandels, der ja seit mehr als 50 Jahren augenscheinlich ist, scheinen verschlafen worden zu sein.
[…] An gentechnischen Möglichkeiten ohne Manipulation wird in Mitteleuropa praktisch nicht gearbeitet, denn man schielt zu sehr auf die Kronen Zeitung oder besitzfeindlich eingestellten NGO.
Wir haben unter Österreichs Forstleuten zahlreiche Experten, die bewiesen haben, dass sie private Forschungsorganisationen erfolgreich führen können, und Experten, die mit Genetik auf Du und Du stehen.
Die Industrie wird neue Initiativen sicher fördern und aktiv unterstützen. […] Wenn Sie also öffentlich die Frage stellen: „Säge oder Forst, wer gewinnt?“, kann ich Ihnen nur sagen, dass es kein Entweder-oder, sondern nur ein Gemeinsam geben kann. Im Interesse der Holzindustrie und der Forstwirtschaft.
Beste Grüße
DI Hans Michael Offner