Debarking Heads

Entrindungsköpfe stärken das Ökosystem

Ein Artikel von Philipp Matzku (für holzkurier.com bearbeitet) | 11.08.2020 - 15:31
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Umgerüstetes John Deere-Aggregat mit modifizierten inneren und äußeren Vorschubwalzen sowie einem anderen Messrad © HSWT

 In Anlehnung an diese Technik lief von 2014 bis 2017 ein Projekt an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) und dem Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF), bei dem sogenannte Debarking Heads unter mitteleuropäischen Waldverhältnissen modifiziert und getestet wurden.

Das Hauptaugenmerk lag dabei auf der Minimierung des Nährstoffaustrages bei der Holznutzung. Dazu wurden Entrindungswalzen statt konventioneller Vorschubwalzen entwickelt, deren Umrüstung an allen Aggregaten möglich ist. Der Stamm wird in voller Länge durch das Aggregat gelassen, durch die Entrindungswalzen mit schräg angebauten Stegen wird die Rinde aufgedrückt und durch das Entastungsmesser abgetragen. Die Entrindungsprozente liegen im Saftfluss im Sommer im Mittel bei 84 %, im Winter lediglich bei 56 %. Die Vorteile der Aggregate sind vielfältig. Die Rinde und somit die rindengebundenen Nährstoffe bleiben im Bestand und werden nicht aus dem Ökosystem Wald ausgetragen. Durch die insektizidfreie Borkenkäferprävention des Verfahrens entspannt sich der Absatzdruck bei der Holzabfuhr und -vermarktung. Die Holzverbrennung erfolgt vollständiger als die von Rinde und es entstehen weniger Asche und Feinstaub. Nicht zuletzt werden Transportmasse und -volumen reduziert und dadurch wird Kraftstoff eingespart.

Besonders in Borkenkäferjahren bringt der Einsatz von Debarking Heads große Vorteile. Die von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) aus Waldschutzgründen empfohlene Entrindung bei weißen Stadien ist mit den Entrindungsaggregaten einfach umsetzbar. Durch die Entrindung wird den rindenbrütenden Insekten der Brutraum entzogen, sie entwickeln sich nur begrenzt weiter und fliegen nicht aus.

„Manche Holzabnehmer sträuben sich gegen entrindetes Holz, so steht der Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband (DeSH) Debarking Heads sehr kritisch gegenüber“, erklärt Stefan Wittkopf von der HSWT. Verschiedene Argumente werden gegen den Einsatz von Entrindungsaggregaten ins Feld geführt. „In den vergangenen Jahren wurde die Rinde ohne Mehrkosten an die Abnehmer mitgeliefert, um beispielsweise Trocknungsanlagen in Sägewerken zu heizen, oder die Rinde wurde zu Rindenmulch verarbeitet und verkauft“, informiert Wittkopf. Derzeit sind deutschlandweit rund 40 Debarking Heads im Einsatz. Nach Abschluss des Gesamtprojektes sollen auf der nächsten KWF-Tagung im Sommer 2021 praktische Demonstrationen eines Debarking Heads erfolgen sowie die Gesamtergebnisse präsentiert werden.