Als Bindeglied zwischen Industrie und Großhandel bietet Witasek Pflanzenschutz bereits seit mehr als 30 Jahren seinen Kunden hochwertige und auf den Anwendungsfall abgestimmte Baumschutzhüllen und Verbissschutzmittel an. Aber auch Pheromone und Fallen für unterschiedliche Holzschädlinge oder Reb- und Traubenschutzvorrichtungen gehören zu den Spezialgebieten des Kärntner Familienunternehmens.
Speziell im Bereich von Baumschutzhüllen sah man bei Witasek jedoch einen Aufholbedarf. „Wir sind schon seit mehr als zehn Jahren auf der Suche nach biologisch abbaubaren Materialien. Auf manufaktureller Ebene gibt es bereits Lösungen – keine davon ist jedoch für eine industrielle Fertigung geeignet. Hier wollten wir ansetzen“, beschreibt Lukas Maier, Vertriebsleiter bei Witasek, die Ausgangslage des Projekts.
Ein Wald voller Kunststoff?
Das Problem: Forstliche Jungpflanzen, speziell im Laubholzbereich, brauchen zumindest in den ersten vier bis fünf Jahren einen Schutz gegen Wildverbiss. Danach sind sie zumeist oberhalb des Äsers und außer Gefahr. Herkömmliche Baumschutzhüllen werden in der Regel aus Kunststoff hergestellt. Würden sie nach Ablauf ihres Einsatzes wieder aus dem Wald entfernt werden, bestünde kein Problem – da dies jedoch in vielen Bereichen nicht erfolgt, bleiben vielerorts riesige Mengen an Plastikmüll in den Wäldern zurück und tragen so zur Waldverwüstung bei.
Nichts außer Holz
Um hier Alternativen anbieten zu können, machte sich Witasek auf die Suche nach geeigneten Materialien und Partnern, mit denen das Projekt umgesetzt werden sollte. Fündig wurde man in dem nur rund 30 km entfernten Holzwerkstoff-Produzenten Fundermax und seiner Hartfaserplatte. Diese im speziellen Nassverfahren hergestellte Platte besteht aus einer Mischung aus Hart- und Weichholzfasern ohne jegliche zusätzliche Bindemittel.
„Die Biofaserplatte bringt alle Eigenschaften mit, die es für einen Einsatz als Baumschutzhülle braucht. Die für die Baumschutzhüllen eingesetzte Qualität ist vollständig leimfrei und somit zu 100 % biologisch abbaubar. Zudem lässt sie sich gut verarbeiten und ist auch unter Witterungseinfluss formstabil“, erklärt Michael Seebacher, zuständiger Projektleiter bei Fundermax.
Zwischen Unternehmergeist und universitärer Forschung
„Nach dem Erstkontakt im Sommer vergangenen Jahres wollten wir im folgenden Herbst mit dem Projekt im Rahmen einer Diplomarbeit an der Universität für Bodenkultur Wien richtig loslegen“, erklärt Maier und Seebacher ergänzt: „Nachdem die Rahmenbedingungen festgelegt waren und ein detailliertes Anforderungsprofil für die Baumschutzhüllen erstellt wurde, konnten wir im Rahmen meiner Abschlussarbeit bereits mit der ersten Prototypenserie starten“.
Anspruchsvolle Entwicklungsarbeit
„Die oberste Prämisse war und ist stets, dass es der Pflanze auch gutgeht und sie innerhalb der Hülle optimale Wuchsbedingungen vorfindet. Das Lochraster unserer Hüllen ist genau darauf abgestimmt, dass die Pflanze genügend Licht bekommt und unter besten mikroklimatischen Bedingungen wachsen kann“, erklärt Seebacher.
Eine der größten Herausforderungen im gesamten Entwicklungsprozess war jedoch die Suche nach einer geeigneten Lösung für die Eckverbindungen. „Das war eine unserer größten Aufgaben. Um die Handhabung der Hülle zu erhöhen, sollte sie aus einem Stück bestehen. Dafür braucht es jedoch knick- beziehungsweise verformbare Ecken, die gleichzeitig flexibel und auch stabil sind“, nennt Seebacher ein zentrales Thema im Entwicklungsprozess. Behoben wurde das Problem durch einen industriellen Nähprozess, ähnlich der Herstellung von Autositzen, in Kombination mit einem Baumwollband. Beides zusammen ergibt eine bewegliche, aber stabile Verbindung.
Die noch flächige Hülle kann somit einfach per integrierten Tragegriff mit in den Wald genommen werden. Gemeinsam mit einem Pflanzpflock ist sie an Ort und Stelle bereits einsatzbereit: „Es braucht keine zusätzlichen Hilfsmittel, wie beispielsweise Kabelbinder, mit im Wald. Mit der Hülle hat man bereits alles dabei, was man braucht. Man bricht einfach die kleinen Verbinder aus der Hülle und steckt sie fertig zusammen“, informiert der Projektverantwortliche.
Serienfertigung bereits in Planung
In einem nächsten Schritt wurde im Herbst mit einer Kleinserienfertigung gestartet. „Wir glauben, mit dem aktuellen Prototyp ein serienfertiges und gelungenes Produkt liefern zu können, das allen Anforderungen einer biologisch abbaubaren Baumschutzhülle entspricht. Wir sehen hier europaweit ein riesiges Potenzial, vor allem auch aufgrund politischer Zielvorgaben und Förderungen. Daher wollen wir bereits im Herbst kommenden Jahres mit der schrittweisen Marktkeinführung beginnen“, beschreibt Maier die weitere Vorgehensweise.
Witasek Pflanzenschutz
Standort: Feldkirchen in Kärnten
Geschäftsleitung: Peter und Martina Witasek
Mitarbeiter: 22
Produkte: Baumschutz, Pheromone und Fallen, Verbissschutzmittel, Reb- und Traubenschutz sowie Robinienholz
Absatz: europaweit, vorwiegend über Handel