Der Forstbetrieb Fürst von Hohenzollern, Sigmaringen/DE, ist mit rund 14.800 ha der viertgrößte deutsche Privatwald. Was dort geschieht, findet in der Öffentlichkeit deshalb viel Widerhall. Es lag daher nahe, dem Betrieb mit der Kür zum Forstbetrieb des Jahres besondere Aufmerksamkeit entgegenzubringen.
Der Besitz verteilt sich über fünf Reviere. Eines befindet sich im Bayerischen Wald und umfasst mit dem Großen Arber den höchsten Berg der Region. Zu einem weiteren gehört der Wald rings um die deutschlandweit bekannte Burg Hohenzollern bei Hechingen/DE. Der Schwerpunkt der Flächen liegt ebenfalls im südlichen Baden-Württemberg. Der Nadelholzanteil an der Gesamtfläche beläuft sich auf 62 %. Rund 49 % entfallen auf die Fichte. Tannen, Douglasien, Kiefern und Lärchen stellen den Rest. Beim Laubholz dominiert mit 17 % die Buche. Ergänzt wird das Portfolio des Forstbetriebs um die Bereitstellung von Ökokontoflächen sowie die Veredelung und den Verkauf von Wildfleisch. Außerdem werden Ruheforste zur Bestattung sowie ein Stammbaum genanntes Konzept angeboten. Hierbei können Bäume zum Andenken an schöne Ereignisse erworben werden.
Die Risikovermeidung steht im Mittelpunkt
Seit Friderichs 2007 die Leitung des Forstbetriebs übernommen hat, steht die Reduktion waldbaulicher und damit ökonomischer Risiken im Zentrum seiner Tätigkeit. Diese Aufgabe geht er mit folgenden Maßnahmen an:
- Pflanzgutgewinnung in eigener Baumschule
- Züchtung klimaresistenter Fichten
- Betrieb einer Douglasien-Saatgut-Plantage
- Sicherung des Nadelholzanteils
- Fichten-Ziel-BHD 50 cm, bei Oberhöhenbegrenzung 30 m nach 50-60 Jahren
- Betrieb eines permanenten Nasslagers
- Entnahme überalterter, in die Entwertung wachsender Buchen
Forstpflanzen zieht der Betrieb seit 2006 teilweise in Eigenregie auf. So sind sie im Kalamitätsfall schnell verfügbar. Außerdem wachsen die jungen Bäume unter den klimatischen Bedingungen auf, mit denen sie auch nach der Pflanzung im Wald konfrontiert sind. In Umkirch/DE züchtet das Fürstenhaus zudem Saatgut für klimaresistente Fichten. In unmittelbarer Nähe liegt auch eine Douglasien-Saatgut-Plantage, welche die Hohenzollern 2012 von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, Freiburg im Breisgau, übernommen haben.
Ein Dorn im Auge vieler ist Friderichs Position zur Höhe des Laubholzanteils in der Verjüngung. Er hat jedoch ein gutes Argument, das dafürspricht: „Aus Gründen des Klimaschutzes brauchen wir möglichst Holzprodukte mit einer langen stofflichen Verwendung. Das ist aber nicht die Buche, die wird überwiegend verbrannt oder zu Zellstoff zerkocht. Deshalb brauchen wir für den Bau von Holzhäusern weiterhin Nadelholz.“ Langfristig plant er mit einem Douglasienanteil von rund 16 % und dem Anbau von Hybridlärchen. Auch die Fichte soll weiterhin eine bestimmende Rolle spielen.
Den für die sie angepeilten Zieldurchmesser erreicht Friderichs mit einer Z-Baum-Zahl von maximal 100 und deren konsequenter Freistellung. Im Rahmen der Erstdurchforstung werden pro Z-Baum im Schnitt sieben Bedränger entnommen. In den entsprechend großen Lücken etabliert sich schon früh eine gemischte Naturverjüngung. In einem Versuchsbestand glauben der Betriebsleiter und seine Mitarbeiter, den Ziel-BHD von 50 cm noch deutlich vor dem Alter 50 erreichen zu können. Die Ernte kann dann wie geplant vor Erreichen einer Höhe von 30 m erfolgen. Das ist wichtig, da ab diesem Zeitpunkt die Wahrscheinlichkeit eines Sturmwurfs stark zunimmt.
Dennoch anfallendes Schadholz kann im auf Dauer angelegten Nasslager untergebracht werden. Die eigentlichen Gründe für den permanenten Betrieb des Lagers sind jedoch die Schonung der Abfuhrwege und der Verzicht auf Pestizide. Um diese Ziele zu erreichen, wird die Pufferfläche jeden Winter aufgefüllt. Befahren werden die Waldwege dann meist nur in gefrorenem Zustand.
Für die Entnahme alter Buche erntet Friderichs Kritik von Naturschützern, Politikern und verbeamteten Kollegen. „Die Buche ist nicht klimaresilient und in unserem Forstbetrieb inzwischen die Problembaumart Nummer eins. Nach extremer Sommerhitze haben wir ein Jahr später den Zunderschwamm am Stamm, das Holz ist dann nicht mehr stofflich verwertbar“, rechtfertigt der Betriebsleiter sein Vorgehen.
Naturschutz muss man sich leisten können
Ausschließlich für ein „Werk zur Befriedigung von Akteuren des Naturschutzes“ hält Friderichs die Förderrichtlinie für klimaangepasstes Waldmanagement. Forciert wurde sie von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. „Uns stört, dass wir gezwungen werden sollen, 5 % der Produktionsfläche zusätzlich stillzulegen und künftig den Rückegassenabstand auf 30 m zu vergrößern“, so seine Bedenken. Die Fördergelder sind seiner Meinung nach zudem so knapp bemessen, dass der Ertragsausfall in keiner Weise gedeckt ist.Bei den Hohenzollern setzt man stattdessen auf freiwilliges Engagement. Alle Kosten, welche die Naturschutzmaßnahmen in dem Privatwald verursachen, werden aus Holzerlösen finanziert. Prominentee Beispiele sind die drei Totholzpyramiden, die der Forstbetrieb im Wildpark Josefslust errichtet hat. Insgesamt beliefen sich die Kosten hierfür auf 15.000 €. In dem Naherholungsgebiet gibt es zudem unzählige Habitatbäume. Entlang der Spazierwege sind diese mit Plaketten gekennzeichnet.
Holzeinschlag und -vermarktung auch für Dritte
2011 gründete Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern die HZF Hohenzollern Forstdienste, Sigmaringen/DE. Ziel war es, im Zusammenspiel von Waldbesitz und Holzverarbeitern eine professionelle Mittlerrolle zu übernehmen. Laut Prokurist Christian Schröter ist das auch gelungen: „Die Waldbesitzer vertrauen uns. Wir kommen vom Waldbesitz und wir denken für den Waldbesitz.“
Die Schwerpunkte der HZF-Aktivitäten liegen in den Regionen Oberschwaben, Schwäbische-Alb, Schwarzwald und seit einiger Zeit auch im Odenwald. Dort und anderswo selbst geworbenes oder für Mandanten eingeschlagenes Holz vermarktet das Unternehmen europaweit. „Wir können eine Bahnlogistik anbieten, die ansonsten nur von den BaySF erreicht wird“, erklärt Schröter stolz. Für den Holzeinschlag werden von der motormanuellen Aufarbeitung über den Harvestereinsatz bis hin zu Seilkraneinsätzen alle Varianten angeboten. Bei den Kunden handelt es sich meist um kleine Kommunen sowie Privatwälder kleiner und mittlerer Größe. Weil deren Mengen über die Verträge des hohenzollerischen Forstbetriebes vermarktet werden, kann die HZF für ihre Mandanten gute Preise erzielen.