Das verfügbare Holz effizient und intelligent zu nutzen sowie gleichzeitig alle Waldfunktionen zu erhalten, sind Wunsch und Forderung der Umweltverbände, in der sich die Forst- und Energiewirtschaft sowie die Holz verarbeitende Industrie wiederfinden können.
Die Potenziale des Waldes, von Kohlenstoffsenke und -speicher, über Energiequelle bis hin zur Substitution von fossilen Brennstoffen müssten in einer Kreislaufwirtschaft stärker genutzt werden, forderten gleich mehrere Referenten. Das Credo: „Zuwachs ist wichtiger als Vorrat“, ist zwar innerhalb der Forstbranche mittlerweile etabliert, bedarf aber noch weiterer Gespräche und Diskussionen der politischen Interessenvertreter.
Holznutzung ist Klimaschutz
„Der Rohstoffverbrauch übersteigt die planetaren Grenzen“, erklärte Georg Rappold, Leiter des Geschäftsfelds Holzbasierte Wertschöpfungskette im Bundeslandwirtschaftsministerium. Die Wertschöpfung steige, wenn Holz in die Kreislaufwirtschaft integriert werde. „Bis 2050 wächst der Holzverbrauch um 27 %. Der Mehrverbrauch kann durch Holzmobilisierung, Vorratsabbau oder eine Mehraufforstung gedeckt werden“, gab sich Rappold zuversichtlich. Die Holzmobilisierung liegt in Österreich bei 89 %, seit 1960 sind 390 Mio. Vfm hinzugekommen. „Wälder sind keine Kohlenstoffmuseen“, brachte es Simone Schmiedtbauer, österreichische Abgeordnete zum Europäischen Parlament, pointiert auf den Punkt.
Laut der österreichischen Kreislaufwirtschaft-Strategie plant man, bis 2040 klimaneutral zu wirtschaften und bis 2050 komplett auf eine Kreislaufwirtschaft umzustellen. „Der Wald kann zu allen Teilen der Kreislaufwirtschaft beitragen. Waldrohstoffe können andere substituieren, Holz ist recyclingfähig und langlebig“, gab Georg Kanz vom Bundesumweltministerium zu verstehen.
Umweltschutz und Waldwirtschaft sind keine Gegensätze
„Die Forstwirtschaft ist vom Klimawandel besonders stark betroffen. Die nachhaltige Nutzung der Wälder habe einen entscheidenden Einfluss auf die Biodiversität“, bekräftigte Gerald Pfiffinger, Geschäftsführer des Umweltdachverbandes Österreich.
Die Umweltverbände fordern die Nutzung von heimischen, klimaangepassten Baumarten und den Schutz von hochgradig gefährdeten Regionen. „Wir haben in Österreich 70 bis 80 Waldtypen, die alle erhalten werden sollten, und nicht nur ein Fichten-Tannen-BuchenWald.“ Pfiffinger sieht wenig Sinn in einer Einschlagsreduzierung oder gar einem -stopp in Wirtschaftswäldern. „Wir haben Schutzwälder außer Ertrag, Moore oder – so weit vorhanden – urwaldnahe Bestände, die für eine Außernutzungsstellung besser geeignet sind und mehr geschützt werden sollten als ein nachhaltig genutzter Wirtschaftswald. Wir stellen seitens des Dachverbandes wissenschaftliche Ergebnisse nicht infrage“, betonte der Umweltexperte.
Holz ist nicht gleich Holz
Altholz hat aus Sicht von Thomas Trimmel, Geschäftsführer bei BioBase, St. Pölten, ein hohes Erweiterungspotenzial bei den Materialkreisläufen. So verarbeitet das Sägewerk Schuh in Wien Dachstühle und Altholzbalken, welche wieder im Holzbau Verwendung finden (s. Holzkurier Heft 39/2021, S.18–19).
Prof. Hubert Röder, Leiter des Fachgebietes für die Betriebswirtschaftslehre nachwachsender Rohstoffe an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in Bayern, plädierte dafür, Nadel- und Laubholz unterschiedlich zu betrachten und Nadelholzwälder so weit wie möglich stofflich zu nutzen, vor allem für den Holzbau. Laubholzwälder seien als Kohlenstoffspeicher besser geeignet, da deren stoffliche Verwendung im Vergleich zum Nadelholz limitierter sei. Die optimale Holzverwendung basiere auf den drei Faktoren: Holzart, -qualität sowie Dimension. 2022 wurden weltweit rund 50 Mio. t Pellets produziert. Aus Röders Sicht könnte Europa (Produktion 2021: 21,6 Mio. t) bis zur Hälfte der Weltproduktion allein aus dem vorhandenen Rohstoff der Sägewerke so viele Presslinge produzieren und die Platten- und Holzwerkstoffindustrie hätte trotz allem weiterhin genug Rohmaterial zur Verfügung. „Aus jetziger Sicht ist die CO2-Speicherfähigkeit nicht genutzter europäischer Wälder ab spätestens 2060 am Limit und sie sind keine Netto-Kohlenstoffspeicher mehr. Kahlschläge, aufgrund von Schad- und Kalamitätsholz hatten einen negativen Einfluss auf die Speicherfähigkeit, sind negativ für die Biodiversität sowie die Bodenfruchtbarkeit“, betonte der Universitätslehrer.
„Ohne Gaskraftwerke haben wir in Österreich im Winter eine Versorgungslücke. Wir brauchen das wertvolle Holz als Speicher, um durch den Winter zu kommen, und nicht, um es im Sommer zu verheizen. Holz ist eine wesentliche Stütze der Versorgungssicherheit bei Primärenergie. Speicherbare Energieträger, wie (Holz-)Biomasse, sind notwendig“, konstatierte Andrea Edelmann vom niederösterreichischen Energiekonzern EVN Augenmaß bei der Energiewende. Holzgaskraftwerken könne dabei eine wichtige Rolle zukommen, so Edelmann.