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Blick ins Innenleben des Heizwerkes: Rohstoff- und Wasserkreislauf

Biomasse-Heizwerk

Ein Artikel von Administrator | 18.01.2001 - 00:00
Forssan Energia-Facts
Inbetriebnahme: 1996
Mitarbeiter: 43
Nennleistung: 65 MW
Elektrische Leistung: 17,3 MW
Brennstoffe: Holz, Torf
Feuchtegehalt: 40 bis 50%
Investitionen: Kraftwerk 218 Mio. S, Fernwärmenetz 19 Mio. S
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Blick ins Innenleben des Heizwerkes: Rohstoff- und Wasserkreislauf

Waldhackgut für bis zu 300 Heizwerke erzeugt Biowatti, Espoo/Fin, ein Tochterunternehmen von Metsäliitto mit Hauptsitz in Helsinki, einer der drei großen finnischen Forstindustriekonzerne, der 130.000 privaten Waldbesitzern gehört und genossenschaftlich organisiert ist. Weiters wird auch Rohmaterial aus Restholz von Mesäliitto und privaten Sägewerken zu Holzbrennstoffen verarbeitet.Mobile Hacker. Bei der Studienreise nach Finnland mit dem Österreichischen Biomasseverband vom 27. bis 30. Dezember zum Thema „Vertikale Integration der finnischen Forstbetriebe” wurde die Erzeugung von Waldhackgut mit einem mobilen Hacker vor Ort begutachtet.
Ein Kran mit Zange greift Zweige und Restholz auf und hebt sie in den 803 CT-Hacker von Bruks, Abra/S, mit Niederlassung Waldburg, Wolfegg/D. „Der Hacker, der direkt am LKW montiert ist, hat eine Einzugsöffnung von 780 mal 620 mm”, so Bruks-Exportmanager John-Erik Eriksson. Der LKW, an dem man einen Anhänger ankuppeln kann, ist mit einem Hakenliftgerät ausgerüstet. Das Hackgut kann entweder seitlich neben dem Hacker oder direkt in die abstellbare Mulde (am LWK montierbar) geblasen und so zu den Kraftwerken transportiert werden.
Kosten des mobilen Hackers: 4,6 Mio. S. Die Maschine wird in Finnland mit Arbeitskraft mit 1273 S/h verrechnet. Biowatti will im Laufe des nächsten Jahres noch fünf weitere „Spezialfahrzeuge” anschaffen.
Grundsätzlich wird das Holz der Waldbesitzer, die mit Metsäliitto einen Abnahmevertrag haben, am Stock verkauft - um 240 bis 280 S/fm, Restholz und Zweige für Waldhackgut inklusive.
Rasante Steigerung. Biowatti erzeugt und vermarktet landesweit seit sechs Jahren Bioenergie. „In den vergangenen drei Jahren konnten wir die Produktion von Waldhackgut von 50.000 m3/J auf 500.000 m3/J steigern”, so Entwicklungschef Fredrik Pressler stolz. Bis 2006 will man 5 Mio. m3 erzeugen.
Einer der Abnehmer ist Forssan Energia, Forssa/Fin. Es ist das erste große Biomasseheizkraftwerk Finnlands, das nur mit Holz betrieben wird. Bis 1998 war Forssan Energia vollständig im Besitz der Stadt Forssa, dann hat Vapo, Forssa/Fin, die Gesellschaft übernommen.
Mit 65 MW Nennleistung können 5000 Haushalte versorgt werden. Die Stadt Forssa hat 20.000 Einwohner, mehr als 65% zählen zu den Abnehmern. Jährlich werden 400.000 m3 Brennmaterial benötigt.Richtiger Feuchtegehalt gemischt. In vier Aufgabelinien werden die Brennstoffe je nach Feuchtegehalt gemischt, bis 40, höchstens 50% Wassergehalt erreicht sind. Eine Hammermühle mit Metallabscheider sorgt für die Nachzerkleinerung.
Mittels 1200 Düsen wird Verbrennungsluft in den 24 m hohen Kessel eingeblasen. Optimale Temperatur: 800° C.
Wenn die Außentemperatur nicht unter -20° C fällt, wird das Heizwerk bis zur Spitzenleistung gefahren. Für noch tiefere Temperaturen stehen zwei mit Öl betriebene Heizwerke nahe der Stadt Forssa mit 36 und 24 MW Nennleistung zur Verfügung. Diese können mittels Fernsteuerung problemlos in Betrieb genommen werden.
Gas kam nie in Frage. Ursprünglich war das Heizwerk bei der Errichtung auf Torf ausgelegt. Durch den Konkurrenzvorteil für Holz durch Biowatti wurde aber umgerüstet. Außerdem erhielt man eine Investitionsförderung von 232 Mio. S. Gas als Brennstoff stand nicht zur Diskussion.
In das Heizwerk wurden 218 Mio. S investiert, zuzüglich 18,5 Mio. S für das Fernwärmenetz, das in den Jahren 1991 bis 1998 um 11 km auf 53 km erweitert wurde.Biomasse leicht zu vermarkten. Momentan ist es sehr einfach, Biomasse-Fernwärme in Finnland zu verkaufen. Der Abnehmer bezahlt 340,21 S/MWh, hingegen bei Heizöl 763,72 S/MWh, also mehr als doppelt soviel.Aufholjagd? „In Österreich beträgt der Anteil der erneuerbaren Energie derzeit 12%. Dazu kommen noch 13% für Energien aus Wasserkraft”, so Dkfm. Ernst Scheiber vom Österreichischen Biomasseverband. In Finnland ist man jetzt bei 20%. Sollte ein Ausbauprogramm möglich sein, könnte in Österreich bald die 20%-Marke - mit Wasserkraft über 30% - erreicht werden.
Ziel des Biomasseverbandes ist es, diese Quote in einem Zeitraum von zehn Jahren zu erreichen. In der Praxis bedeutet das, dass 40% des Wärme-, 4% des Treibstoff- und 4% des Strombedarfs durch Bioenergie gedeckt werden sollen.MN
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Holzverkauf am Stock zu 240 bis 280 S/fm – Restholz und Äste inklusive © Nöstler

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Biowatti: Aufstockung von einem mobilen Hacker auf 5 geplant © Nöstler