11054698493937.jpg

Die neue Flexiline-Dünnschnittbandsäge: Erstvorstellung auf der Trä & Teknik in Göteborg sowie auf der Holzmesse in Klagenfurt © Nöstler

Bandsäge für Lamellen

Ein Artikel von Administrator | 12.08.2002 - 00:00
Schnell, dünn und präzise - mit diesen 3 Worten lässt sich die neue Flexiline von EWD, Altötting/DE, kurz beschreiben. Doch was steckt dahinter?
Auf der Suche nach genauen und dennoch leistungsstarken Maschinen entschied man sich, die Bandsägentechnologie weiter zu entwickeln. Bandsägenspezialist bei EWD ist DI Jean Bergvall - in Person auch Entwickler sowie Export-Manager. Er ist seit über 30 Jahren in dieser Branche tätig und spielte natürlich auch bei der Flexiline eine maßgebliche Rolle.
Die Baureihe ist eine Dünnschnittbandsäge, die speziell für die Parkettboden- und Massivholzplattenbranche entwickelt wurde. Sie soll dort eingesetzt werden, wo die Schnittfuge eine große Rolle spielt und/oder aus Kanthölzern dünne Bretter oder Lamellen geschnitten werden.
11054698493937.jpg

Die neue Flexiline-Dünnschnittbandsäge: Erstvorstellung auf der Trä & Teknik in Göteborg sowie auf der Holzmesse in Klagenfurt © Nöstler

Dünne Schnitte. Mit einer Schnittfuge von 1,4 mm lassen sich hohe Ausbeuten erzielen. „Derzeit arbeiten wir mit einer Blattstärke von 0,8 mm, es geht aber sicher bald Richtung 0,6 mm”, meint Bergvall. Für ihn ist vor allem wichtig, eine möglichst hohe Maßgenauigkeit sowie eine schöne Schnittfläche zu erzielen. Schwingungen und Resonanzen - sowohl vom Sägeblatt als auch vom Rahmen - sind hier ein großes Thema. Mit Infraserv, Burgkirchen/DE, wurden gemeinsam an der Anlage Messungen hinsichtlich des Körperschalls durchgeführt. „Die Ergebnisse haben wir für die Optimierung von Blatt und Maschine herangezogen”, berichtet DI Günter Mayr, Leiter der Entwicklung.
11054698493934.jpg

Bergvall erläutert die Vorteile der Dünnschnittbandsäge am Prototyp in Altötting © Nöstler

Auch die Blattführungen sind für die Maßgenauigkeit verantwortlich. Der Abstand zwischen den Führungen steht in Abhängigkeit zur Schnitthöhe. Diese beträgt bei der Flexiline maximal 300 mm. Bei den Bandsägerollen setzt EWD Stahlgussrollen ein, die in der eigenen Gießerei in Altötting hergestellt werden. „Aber auch andere Materialien, wie etwa Ganzstahl, sind für die Rollen im Gespräche”, erläutert Bergvall. Bei der Flexiline sind Rollen mit einem Durchmesser von 1,2 m im Einsatz.
Auch hier investierte man viel Arbeit in Studien: Von Thilo Köder von der Universität Stuttgart/DE wurde eine Diplomarbeit für die Optimierung der Bandsägerollen mit Finite-Element-Methode verfasst.
11054698493936.jpg

Dünnschnittbandsäge auf Herz und Nieren getestet: Mayr, Beutler und Bergvall (v. l.) © Nöstler

Eigene Bandsägeblätter. Für eine bessere Holzoberfläche und eine geringere Rautiefe wurden die Zahnformen der Bandsägeblätter gemeinsam mit 2 Werkzeugherstellern aus Deutschland und Schweden optimiert. Hier arbeitete EWD auch mit einem Institut in Stockholm zusammen. Um die Zähne bei 0,8 mm dünnen Blättern stabil zu machen, muss der Zahngrund so breit wie möglich ausgeführt werden. Ebenso darf die Zahnhöhe nicht beliebig gewählt werden, sonst wird der Zahn instabil.
Mit den Schwingungen im Blatt befasst sich zur Zeit Manfred Beutler, ebenfalls ein Diplomant der FH Rosenheim/DE. An verschiedenen Stellen der Maschine sowie an den Blattführungen wurden Sensoren angebracht. Bei den Ergebnissen zeigt es sich deutlich, dass die Schweißnaht eine erhebliche Rolle bei der Schnittgüte spielt.
Die Schwingungen eines Blattes spielen sich normalerweise im Bereich von ±0,01 mm ab. Die Schweißnaht ist aber deutlich erkennbar, hier wurden Abweichungen von 0,015 mm gemessen. „Die Werkzeughersteller müssen noch viel genauer arbeiten”, appelliert Bergvall.
11054698493940.jpg

Der Einzug erfolgt über leicht geneigte Vorschubwalzen © Nöstler

Den Vorteil der Flexiline gegenüber Dünnschnittgattern sieht Bergvall in den höheren Vorschüben. Je nach Holzart und Schnitthöhe können Vorschübe bis 100 m/min gefahren werden. Außerdem seien die Standzeiten des Werkzeugs viel höher und die Hersteller können flexibler arbeiten (Bergvall).
Bei der Flexiline wurden im Probebetrieb stellitierte Sägeblätter eingesetzt. Untersuchungen aus Schweden ergaben mit dieser Variante Standzeiten bis zu 16 Stunden - abhängig von Holzart und Vorschub.Frequenzgeregelte Einstellungen. Die Blattgeschwindigkeit - auch diese wurde in umfangreichen Kontrollen getestet - liegt bei 75 m/sec. Vorschub und Blattgeschwindigkeit lassen sich aber frequenzgeregelt individuell einstellen.
Der Einzug der Kanthölzer erfolgt auf der linken Seite über schräg gestellte Rollen. Durch die Neigung sind keine extra Vorschubwalzen an der Oberseite mehr notwendig. Auf der rechten Seite befinden sich Walzen, die das Holz in der Lage fixieren sollen. Die Bandsägen können hintereinander beliebig oft aufgestellt werden. „Normal sind 6 bis 7 Schnitte, daraus ergeben sich also 7 oder 8 Brettlamellen”, so Bergvall.
Mit der Flexiline können Querschnitte bis zu 300 mm Breite und 150 mm Höhe aufgetrennt werden. Der Abstand zwischen den einzelnen Maschinen beträgt 1,5 m. Am Ende der Linie fallen die aufgetrennten Bretter alle auf einmal in einen Querförderer zur weiteren Bearbeitung weg.
Das Einstellen der einzelnen Sägen erfolgt manuell mittels Handrad und Skala. Optional kann auch ein Servoantrieb geordert werden. Dies empfiehlt sich aber nur, wenn der Einschnitt mehrmals täglich umgestellt werden muss.
11054698493935.jpg

Einfacher Blattwechsel: die Schutzhaube fährt auf Knopfdruck seitlich weg © Nöstler

Aktiv Sägen. Im Werk in Rottenburg arbeitet EWD zur Zeit an einer weiteren neuen Anlage. Die aktive Bogensäge Arcoline befindet sich in der Testphase. Bei dieser Maschine wird das Holz fest am Kettenbett gehalten und fährt so durch den Zerspaner.
Das Besondere: Der Spanerkopf lässt sich seitlich bewegen und ist schwenkbar, so dass ein Bogen bis zu 70 m Radius gesägt werden kann. Model bis 280 mm Höhe lassen sich bearbeiten. Vorschub: 180 m/min.
Bergvall sieht den Einsatz der Arcoline hauptsächlich in Skandinavien für Kiefer oder in (Süd-) Amerika für Plantagenholz. „Für die österreichischen Betriebe ist die Anlage wahrscheinlich weniger interessant”, analysiert Bergvall. Warum? „In Österreich wächst das Holz viel zu gerade.” Die Model werden mit einem 3D-Rahmen genau vermessen, die Nutzfläche an der und Unterseite wird errechnet und die optimale Ausbeute ermittelt. Hier arbeitet man viel mit Microtec, Brixen/IT, zusammen. Aber auch EWD-Mitarbeiter beschäftigten sich mit den Berechnungen.
11054698493939.jpg

Gatter nicht wegzudenken – 2 werden demnächst nach Texas geliefert © Nöstler

Gatter wichtiger Bestandteil. Vor kurzem wurden 2 Gatter nach Texas ausgeliefert, 2 weitere befinden sich in Altötting in der Produktion und sollen in Kürze montiert werden.
„Die traditionellen Sägewerks-Maschinen sind bei uns nicht wegzudenken”, erläutert Bergvall. Vor allem das Ersatzteilgeschäft macht in der Jahresbilanz einen großen Bestandteil aus.Aktuelle Projekte. Derzeit befindet sich eine Quadrolinie bei Schmidt, Aspang, in der Montage. Auch Esterbauer, Pischelsdorf, darf sich noch in diesem Monat über eine neue Bandsäge freuen.
Alle Anlagen werden vor der Auslieferung in Altötting auf Herz und Nieren getestet. „So bleiben wir vor bösen Überraschungen im jeweiligen Unternehmen verschont und können schnell auf eventuelle Fehler reagieren”, so Bergvall.Zukunft des Unternehmens. Der Insolvenzverwalter Dr. Volker Grub, Stuttgart/DE, kümmert sich während der Insolvenzphase um die Finanzen von EWD (sh. Holzkurier Heft 12, S. 3). „Er ist bemüht, Investoren zu finden”, so Bergvall. „Wir sind guter Dinge und hoffen, dass in den nächsten Monaten Klarheit geschaffen wird. Vor allem die Mitarbeiter sind interessiert, wie es in Zukunft mit EWD weiter gehen soll.
Flexiline-Facts
Maschine: Dünnschnitt-Bandsäge
Einsatz: Parkett- und Massivholzplatten-Produktion
Blattstärke: 0,8 mm
Schnittfuge: 1,3 bis 1,4 mm
Vorschub: bis 100 m/min
Schnittgeschwindigkeit: 75 m/sec
Querschnitt: maximal 300 mm Breite und 300 mm Höhe
Rollendurchmesser: 1,2 m
Einstellung: Handrad oder Servoantrieb