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Immer im Kreis: der Mitarbeiter inmitten der Produktion (Pfeil) wendet die Stämme, der im Vordergrund entscheidet über die Stärke © Schneider

Kalkulierbare Buche

Ein Artikel von Administrator | 17.05.2003 - 00:00
Vor einigen Jahren umfasste eine Buchenschnittholz-Lieferung nach China noch 80 Container, heute bedeuten 80 Container ebenso viele verschiedene Kunden in aller Welt”, beschreibt Geschäftsführer Ralf Pollmeier die veränderte Markt-Situation für das Buchen-Sägewerk Pollmeier, Creuzburg/DE.
Interessanter Kunde für Waldbesitzer. Der beinahe Zusammenbruch des asiatischen Marktes hat Pollmeier im vergangenen Jahr kalt erwischt: Es mussten größere Mengen auf Nasslager gelegt werden. Da der Buchenschnittholz-Absatz Anfang diesen Jahres besser als erwartet angelaufen ist, wird nun verstärkt frisches Rundholz geordert.
Im Umkreis von 150 km bezieht Pollmeier die Buche, wobei weniger als 20% der eingesetzten Ware A-Qualität ist. Mehr ist allerdings nicht nötig: Durch selektiven, brettweisen Einschnitt können auch aus minderen Qualitäten hochwertige Zuschnitte gewonnen werden. Die anfallende Kernware geht in die Herstellung von Paletten für die chemische Industrie.
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Immer im Kreis: der Mitarbeiter inmitten der Produktion (Pfeil) wendet die Stämme, der im Vordergrund entscheidet über die Stärke © Schneider

Unsortiert in die Produktion. Im Gegensatz zu herkömmlichen Sägewerken werden die Buchen-Stämme in Creuzburg unsortiert der Kappung übergeben. Dabei optimiert ein Scanner die Stämme auf Länge, bevor sie über einen Metall-Detektor zur Entrindung und Stammfräse transportiert werden.
3 parallele Pufferstränge führen anschließend zu den beiden baugleichen Säge-Linien. Bei den „Hattrick”-Blockbandsägen wird der Stamm mittels Laser 3D-erfasst und durch parallele Schnitte ein Model vorbereitet, bei dem das nächste Brett eine Mindestbreite von 10 cm aufweist.
Ringel-Spiel mit tangentialem Einschnitt. Die Model werden so lange im Kreis den beiden „Resaw”-Bandsägen zugeführt bis der Buchen-Kern frei liegt.
Dabei sind je 2 Sägeführer im Einsatz: Der inmitten der Produktion sitzende Mitarbeiter begutachtet das Model und entscheidet, welche Seite als nächstes an der Bandsäge eingeschnitten wird, der 2. gibt in der Kabine die optimale Stärke des Brettes ein.
Im Anschluss wird das Schnittholz mit sauberen Kanten direkt zur Sortierung gefördert. Bretter, die noch mit Waldkante versehen sind, nehmen einen Umweg über die Besäumung. Diese wurde im Sommer 2002 erneuert.
Nach einem Sauberkeitsschnitt mit fußweiser Einteilung erfolgt die Sortierung nach Länge und Stärke in 12 Etagen.Höhere Bandbreite. Ab Mitte des Jahres kann zusätzlich nach der Breite sortiert werden: Derzeit wird eine 40-Etagen-Sortierung von Hanses, Meschede/DE - einem Unternehmen von Pollmeier - installiert. Investitions-Volumen: 10 Mio. €. Pollmeier verspricht sich dadurch ein umfassenderes Warenangebot mit noch kürzeren Lieferzeiten.65 Trockenkammern. Um die Trockenkammern schnellstmöglich zu füllen, beschränkt sich die Arbeitsvorbereitung auf den Einschnitt von 2 Stärken pro Schicht .
Durch die eingesetzten Stapelleisten aus Aluminium treten beim Trocknen keine Verfärbungen der Buche auf. In Creuzburg kommen 65 Kombi-Kammern mit Volumina von je 200 m³ zum Einsatz. Mit ihnen kann sowohl gedämpft als auch getrocknet werden.
Pollmeier hat sich auf eine definierte Farbe der gedämpften Buche festgelegt. Da die Trockenkammern von 3 unterschiedlichen Herstellern geliefert wurden, mussten durch Tests unterschiedliche Dämpf-Programme ausgearbeitet werden.
Nach jeder Trocknung durchläuft die Ware abermals einen Lichtscanner, der die Farbe kontrolliert. So können Pollmeier-Kunden über das Jahr hinweg immer mit dem gleichen Farbton rechnen.
Die Konditionierung des Schnittholzes erfolgt auf Holzfeuchten zwischen 7% und 9%. Dies beruht auf Erfahrungswerten aus dem Pollmeier-Massivholzplattenwerk in Rietberg/DE: Die Holzfeuchte sollte beim Einsatz von Hochfrequenz-Pressen nicht über 10% liegen, da sonst die Leimfugen verbrennen.
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Lars Schmidt und Ralf Pollmeier (re) © Schneider

Schleifen vor der Sortierung. Nach einer Zwischenlagerung gelangt die getrocknete Ware zur Schleifmaschine. Diese ist mit 3 Aggregaten pro Seite ausgestattet. Der Vorschliff wird mit Korn 24, der Endschliff mit Korn 36 ausgeführt.
Durch Gebläse und Absaugung entfernt Pollmeier Schleifrückstände, die andernfalls bei der Weiterverarbeitung Probleme bereiten könnten.
Nach der Schleifmaschine beurteilen 6 Sortierer die Ober- und Unterseite des Schnittholzes. Dabei wird die amerikanische Norm NHLA zugrunde gelegt. Entscheidend ist die spätere Nutzlänge der Zuschnitte.
Eine Ausbaustufe, die in nächster Zeit in Angriff genommen wird, ist die Produktion von kundenbezogenen Zuschnitten.Fußboden-Deckschichten. Seit Mitte 2002 werden in Creuzburg Fußboden-Deckschichten hergestellt. Dabei trennen in Reihe geschaltete Blockbandsägen die Bretter auf. Anschließend werden die Lamellen auf Länge gekappt und geschliffen. Nach der Qualitätssortierung erfolgt die Abstapelung.
Die Buche-Deckschichten sind in Deutschland so gefragt, dass die Anlage schon im Mehrschichtbetrieb läuft. Das Produkt ist nach Angaben von Pollmeier lohnend, da die Fertigung durchoptimiert ist.
Die Produktion dieser Deckschichten ist ein Randbereich (10%), in den Pollmeier noch tiefer einsteigen möchte. Exporte gehen unter anderem nach Malaysia, Indonesien, Skandinavien und Spanien.
Pollmeier-Facts
Sägewerks-Standorte: Creuzburg/DE, Malchow/DE
Einschnitt-Kapazität Creuzburg: 600.000 fm/J
Einschnitt-Kapazität Malchow: 400.000 fm/J
Nasslager-Kapazität Creuzburg: 100.000 fm/J
Tagesproduktion Creuzburg: 800 m³ Buchen-Schnittholz
Mitarbeiter Creuzburg: 280
Sägewerk trägt das Verschnitt-Risiko. Durch die aufwändige Sortierung am Produktionsende übernimmt Pollmeier das Verschnitt-Risiko, das bisher beim Verarbeiter lag. Die Einteilung richtet sich vor allem nach der Länge des zu produzierenden Produkts. Als Beispiel führt Pollmeier den Treppenbau an: Für Handläufe benötigt man lange, fehlerfreie Stücke, bei Stufen genügen 1-seitig hochwertige Kurzlängen.
In Creuzburg erfolgt die Sortierung in Klassen:
- Superior: höchste Qualität beidseitig und über die Länge
- Superior 1 Face: spezielle Sortierung für 1-seitig sichtbare Anwendungen
- Cabinet: hochwertiges Schnittholz mit guter Ausbeute langer Längen und einem Anteil Kürzungen
- Superior Colour: Superior-Qualität mit Farbabweichungen
- Custum Shop: Sortierung mittlerer Qualität für Verarbeiter, bei denen neben längeren und mittleren Längen auch Kurzlängen zum Einsatz kommen
- Cabinet/Custom Shop 1 Face: Sortierung 1-seitig sichtbar
- Colour: gute bis mittlere Holzqualität mit Farbabweichungen
- Common Shop: untere Holzqualität für Kleinteile und für Anwendungen im nicht sichtbaren BereichHöhere Verarbeitungs-Stufe. „Unsere Verbraucher beginnen mit der Pollmeier-Buche auf einer höheren Verarbeitungs-Stufe”, erläutert Marketing-Beauftragter Lars Schmidt, „der Verschnitt kann stellweise um 30% bis 35% günstiger sein.” Auf Wunsch führt Pollmeier Wirtschaftlichkeits-Berechnungen bei Kunden durch, die vor dem rund 20%-igen Mehrpreis gegenüber Blockware zurückschrecken.
Auch der Holzhandel profitiert von den vorsortierten Brettern: Blockware auf Lager legen bedeutet höhere Einkaufskosten, zeitaufwändige Holzübernahmen sowie vermehrte Reklamationen. „Das ist nicht mehr zeitgemäß”, ist sich Pollmeier sicher.Druck aus Osteuropa. „Die Buchen-Schnittholzpreise bleiben auch langfristig weich”, so Pollmeier. Grund: Viele Osteuropäer drängen auf den Markt, da sie günstiger als deutsche Sägewerke produzieren können.
Der weltweite Vertrieb des Schnittholzes aus Thüringen wird derzeit weiter ausgebaut. Aktuell liefert Pollmeier neben Europa nach Asien, Nordafrika und Nordamerika. „Wir möchten eine weltweite Bekanntheit unserer Produkte erreichen”, umschreibt Pollmeier seine aktuellen Vertriebs-Ziele.