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Christoph Kulterer, Peter Fercher, Stefan Kulterer, Peter Seppele jun., Peter Seppele sen. (v. li.) vor den beiden neuen Werken © Kanzian

Biomasse-Zentrum

Ein Artikel von Dr. Johanna Kanzian | 07.07.2003 - 00:00
Transportkostenersparnis durch Tür an Tür liegendes Biomasse-Heizkraftwerk und Pelletswerk - das wurde in Sachsenburg realisiert.
Das Oberkärntner Biomassezentrum wurde am 25. Juni in Sachsenburg feierlich eröffnet. Das Projekt entstand in Kooperation der Hasslacher-Drauland Holzindustrie, Sachsenburg, und Peter Seppele, Feistritz/Drau. Angrenzend an das Sägewerk nahm Hasslacher ein Biomasse-Kraftwerk mit einer Kraft-Wärme-Kopplung in Betrieb. Das Kraftwerk hat eine Leistung von 3,5 MW elektrisch und 14 MW thermisch. 12 Mio. € investierte Hasslacher in die Anlage.
Tür an Tür mit dieser Anlage startete Seppele die Pelletsproduktion. „In Österreich wurden bisher nur wenige vergleichbare Projekte realisiert. Für Kärnten kann man von einem echten Vorzeigeprojekt sprechen, in dem Kreislaufwirtschaft verwirklicht wurde”, erläuterte Geschäftsführer Christoph Kulterer.Rekordbauzeit. Nur 11 Monate dauerte es von der Entscheidungsfindung bis zur Fertigstellung des Biomasse-Kraftwerks. Am 18. Dezember 2003 ging der erste Kessel in Betrieb. Es werden 250.000 srm/J Biomasse verheizt. Der Großteil ist Rinde. Daneben kommen 30% Wald- und Industriehackgut zum Einsatz. 70% des Sägerestholzes war bisher schon im Betrieb vorhanden. „Derzeit wird für den zugekauften Schüttraummeter 8 bis 9 € bezahlt. In Planung ist eine Wiegevorrichtung mit Atro-Übernahme”, so der Betriebsleiter und technische Koordinator Peter Fercher. Die Rinde wird direkt vom Rundholzplatz mit dem 250 m langen Rohrgurtförderer von Rudnick & Enners, Alpenrod/DE, zu den 2 Bunkern geliefert.
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Christoph Kulterer, Peter Fercher, Stefan Kulterer, Peter Seppele jun., Peter Seppele sen. (v. li.) vor den beiden neuen Werken © Kanzian

2 mal 10 MW für Strom und Wärme. 2 Urbas-Kessel mit 10 MW Brennstoffwärmeleistung sind am Standort installiert. Das Material wird über den Schubboden und Querförderer in den Kessel transportiert. 40 srm Brennmaterial pro Stunde wird derzeit verheizt. Die Verbrennung erfolgt auf der hydraulischen Stufenrostfeuerung. 22 t/h Dampf werden erzeugt. Der Dampf wird über den Überhitzer geführt und hat 28 bar und 470° C. Neben der Rauchgasreinigung ist auch ein Elektrofilter installiert.
Die Abwärme von der Rauchgas-Kondensationsanlage wird für die Spänetrocknung im Seppele-Pelletierwerk verwendet. Die Leistung beträgt 6 MW. Die Späne werden von Hasslacher geliefert. Derzeit werden sie noch mittels 15 Lkw pro Tag angeliefert. Der Transport soll jedoch in naher Zukunft ebenfalls mit einem Förderband bewerkstelligt werden.
Mit der Dampfturbine von B+V Industrietechnik, Hamburg/DE, wird Strom erzeugt, der ins Kelag-Netz eingespeist wird. Mit der Abwärme werden die Hasslacher-Trockenkammern betrieben und Sachsenburg und Möllbrücke mit Fernwärme versorgt.Zusammenarbeit Forst- und Holzwirtschaft. „Unser Ziel ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Holz- und Forstwirtschaft bei der Gewinnung von Energieholz. So etablieren sich in Oberkärnten gerade Unternehmen, die sich auf die Aufbereitung von Waldhackgut spezialisieren”, so Kulterer.
Das Kärntner Familienunternehmen wurde 1901 von Jakob Hasslacher gegründet. Heute führt sein Urenkel Christoph Kulterer die Geschäfte. „Mit 600.000 fm/J Einschnitt an den Standorten Sachsenburg und Arnoldstein sind wir das größte Sägewerk Kärntens”, freut sich Kulterer. Am Stammsitz in Sachsenburg werden 40.000 m3/J Hobelware erzeugt. Auch ein Holzfachmarkt und Noritec, Spezialist für Leimbinder und montagefertige Holzkonstruktionen, gehören zur Unternehmens-Gruppe. NTI, Norica Timber International, ist eine weitere Hasslacher-Tochter, die weltweit Holzprodukte vertreibt.
Hasslacher-Drauland-Facts
Gegründet: 1901 von Jakob Hasslacher
Geschäftsführer: Christoph Kulterer, der Urenkel des Gründers
Mitarbeiter: 250
Investitionsvolumen: 12 Mio. €
Einschnitt: 600.000 fm/J
Hobelware: 40.000 m3/J
BSH: 20.000 m3/J
Umsatz: 75 Mio. €/J
Standorte: Sachsenburg, Arnoldstein, Stall im Mölltal
Gesamt 60.000 t Pellets/J. Seppele erzeugt im Biomassezentrum Sachsenburg künftig bis zu 45.000 t/J Pellets und zählt damit zu den 3 größten Produzenten Österreichs. Unter der Marke Firestixx Premium-Pellets wird der Großteil der Produktion exportiert. Gesamt werden 60.000 t/J hergestellt, davon werden 10.000 t/J in Kärnten abgesetzt, der Rest geht nach Italien.
„5200 Pelletsöfen wurden 2003 installiert, der Boom hält an. Deshalb stehen wir in Zukunft einem guten Absatz gegenüber”, so Geschäftsführer Mag. Peter Seppele. In die Anlage wurden bisher 6 Mio. € investiert. Nur 10 Monate nach dem Spatenstich ging im April die Spänetrocknung und Pelletierung in Betrieb. Anfang August wird mit der Absackanlage auch das letzte Modul fertiggestellt sein.Trocknung von 50% auf 10%. Späne mit einem Wassergehalt von 50% werden verarbeitet. Gelagert werden die Späne in der 60 mal 25 m großen Halle. 3000 m3 können gelagert werden. Nach der Absiebung gelangen die Späne in den Bandtrockner. 10% Endfeuchte weisen diese am Ende des 20 m langen Trockners auf. Mit der Hammermühle werden diese nochmals zerkleinert.
In den 2 Pelletierpressen von CPM, Amsterdam/NL, werden die Späne unter Zugabe von 0,5% Mais oder Roggenmehl verpresst. Die Herstellung wird von der HFA, Wien, überwacht. 4 Silos stehen für die Lagerung des Endmaterials zur Verfügung. 6000 t Pellets finden darin Platz.
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Prominente Gäste bei der Eröffnungsfeier des ersten Oberkärntner Biomasse-Zentrums in Sachsenburg © Kanzian

Produktpalette abgerundet. „Wir runden mit dem neuen Werk die Produktpalette ab”, so Seppele. Das insgesamt 200 Mitarbeiter zählende Unternehmen erwirtschaftet einen Umsatz von 24 Mio. €/J vor allem in der Abfallwirtschaft und im Brennstoffhandel. Neben Holzpellets stellt Seppele auch Zellulosedämmstoff der Marke Thermofloc her.
„Das Holz ein guter Strom- und Wärmelieferant ist, das wurde nicht nur in unseren Breiten erkannt, sondern auch im Nachbarland Italien, einem der wichtigsten Abnehmer für Pellets aus unserer Produktion”, so Seppele.
Die Produktmarke FireStixx Premium-Pellets produziert Seppele als Lizenzpartner der deutschen FireStixx Holz-Energie, Vilsbiburg/DE. Daneben fertigt man am Standort Feistritz/Drau mit Heizinos-Holzpellets ein weiteres Produkt aus heimischen Hobelspänen. Öl-Preis wird sich auf hohem Niveau einpendeln. „Wir gehen davon aus, dass der Erdölpreis noch größeren Schwankungsbreiten unterliegt und sich auf hohem Niveau einpendelt. Damit werden Pellets noch interessanter”, so Seppele. Diesem Boom tragen auch viele Ofenhersteller Rechnung. Zur Werkseröffnung in Sachsenburg konnte man im Rahmen einer Sonderschau eine Palette an Pelletsöfen begutachten.Windrad versus Kraftwerk. Anlässlich der Eröffnung fand sich auch Landeshauptmann Dr. Jörg Haider in Sachsenburg ein: „Ich gratuliere den beiden Familien herzlich, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten weitblickend und mutig investiert zu haben. Biomasseanlagen haben große Zukunft. Haider fordert, dass nicht jedes Windradl gleich gefördert werden sollte wie Kraftwerke.
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Ringmatritze – Herzstück des Pelletierwerks sind die 2 Pressen, die 24 h im Einsatz sind © Kanzian

Seppele-Facts
Gegründet: 1929 von Hans Seppele
Geschäftsführer: Peter Seppele sen.
Mitarbeiter: 200
Produktion: 60.000 t/J Pellets
Investitionsvolumen: 6 Mio. €
Umsatz: 24 Mio. €/J
Standorte: Feistritz/Drau, Villach, Sachsenburg