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Mag. Evi und Komm.-Rat DI Friedrich Rumplmayr im Kreis der Familie © Rumplmayr

30 Jahre an der Donau

Ein Artikel von DI (FH) Martina Nöstler | 30.10.2006 - 00:54
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Mag. Evi und Komm.-Rat DI Friedrich Rumplmayr im Kreis der Familie © Rumplmayr

Zu Beginn des großartig geratenen Festes Ende September, zu dem die jungen Geschäftsführer der Donausäge Rumplmayr nach Enns geladen haben, stand die Eröffnung ihres zweiten Biomasse-Kraftwerkes. Dazu konnte DI Friedrich Rumplmayr jun. vor beeindruckender Kulisse rund 500 Gäste aus der Forstund Holzwirtschaft, Honoratioren aus Politik und Wirtschaft sowie Betriebsangehörige begrüßen. Nach den Würdigungen durch den Präsidenten der WKOÖ Dr. Rudolf Trauner und den Obmann des Fachverbandes der Holzindustrie Dr. Erich Wiesner wurde das Kraftwerk durch Abt Gotthard vom Stift Lambach gesegnet.

Gelungenes Kraftwerk. „Der Gesamtwirkungsgrad”, erläuterte DI Rudolf Rumplmayr in seiner Projektdarstellung, „liegt bei über 85%. Die Stromproduktion von mehr als 41 GWh entspricht dem Verbrauch von 22.500 Haushalten. Die bei der Kraft-Wärme-Kopplung entstehende Nutzwärme von 148 GWh wird zur Gänze für die technische Holztrocknung abgenommen.” Zur Einsparung von über 500 kWel Eigenverbrauch wird der Brennstoff unzerkleinert und unsortiert eingesetzt. Transport und Feuerraum sind so gestaltet, dass abgerissenes Bruchholz, Biomasse im Bund und Steine kein Hindernis darstellen. „Designerbrennstoff mit vorgeschriebener Körnung und Holzfeuchte wird man sich im Wettbewerb mit der Pellets-Produktion künftig nicht mehr leisten können”, ist Rumplmayr überzeugt. Die Feuerung ist im Verhältnis zu herkömmlichen Anlagen mit mehr als der doppelten Rostfläche ausgestattet.
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DI Rudolf Rumplmayr erläutert das neue Kraftwerk © Rumplmayr

Zeit danach mitberücksichtig. Mit der Speicherkapazität des großen Schamottmauerwerks sowie der dynamischen Rostund Luftsteuerung hat Kessellieferant Bertsch, Bludenz, die Biomasse von 10% Wassergehalt (Hobelspäne) bis 65% (Rinde) im Griff. Für die „Zeit danach” ohne Ökostromtarif beherrscht die Steuerung der Anlage einen energieautarken Inselbetrieb der Donausäge.

Ökostrom-Pioniere. Mit dem ersten, vor 25 Jahren in Enns gebauten Rinden-Kraftwerk konnten bislang 378 GWh Strom und 1889 GWh Wärme CO2-neutral erzeugt werden. Alternativ dazu hätten 226.000 t Heizöl mit einem CO2-Ausstoß von 600.000 t verbrannt werden müssen. Der notwendige Brennstoff, rund 350.000 rm Rinde pro Jahr, ist am Sägewerksstandort prozessbedingt verfügbar.
„Hier liegt auch einer der Effizienzunterschiede zu vergleichbaren industriefernen Verbrennungsanlagen”, bringt es Wiesner, selbst Vorreiter in der Biomasseverstromung, in seiner Rede auf den Punkt. Solche Anlagen vergleichbarer Größe benötigen für eine eigene Versorgungs-Logistik jährlich 250.000 l Diesel für 4500 Lkw-Ladungen. Darüber hinaus gewährleistet die holzindustrielle Einbindung eine ganzjährige Abwärmenutzung als künftig entscheidendes Effizienzkriterium.
Rumplmayr-Kraftwerk
  
 
Wärmeleistung32 MW20 MW
Dampftemperatur500° C420° C
Dampfdruck75 bar40 bar
E-Leistung7,5 MW2,7 MW
Nutzwärme28 t/h20 t/h
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WKÖ-Präsident Christoph Leitl (li.) mit Präsident Felix Montecuccoli © Rumplmayr

Würdiger Fest-Verlauf. Der stimmungsvolle Festakt wurde von Mag. Severin Rumplmayr auf geistvolle und prägnante Weise verbunden mit einer Laudatio an seinen Vater moderiert. WKÖ-Präsident Dr. Christoph Leitl bezeichnete in seiner Festrede die Donausäge Rumplmayr als eines der führenden Sägeindustrie-Unternehmen Österreichs und „als ökosozialen Vorzeigebetrieb”, bei dem Ökonomie und Ökologie vorbildlich vorgelebt werden. Leitl: „In den vergangenen zehn Jahren wurden 58 Mio. € in moderne und hinsichtlich ihrer technischen Konzeption für die Branche anerkanntermaßen richtungweisende Produktionsanlagen investiert.”
Komm.-Rat Rudolf Trauner, Präsident der WK Oberösterreich, würdigte „das funktionierende Miteinander im Familienunternehmen, das Miteinander unter den Generationen”.
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Abt Gotthard, Stift Lambach, mit Mag. Severin Rumplmayr (v. re.) © Rumplmayr

Kreuz der Handelsstraßen. Dir. Gottfried Kneifel, Präsident des Bundesrats, hob „Mut und Vision” bei der Standortwahl hervor. „Dieses erste industrielle Schwachholzsägewerk Mitteleuropas war auch die erste Betriebsansiedlung im heute boomenden Industriehafen.”
Die Anbindung an Wasserstraße, Westbahn und Autobahn A1 veranlassten Wiesner zur Feststellung, „dass dieser Standort logistisch nicht zu übertreffen ist”. Von einem „freilich auch entscheidenden Vorteil” spricht Komm.-Rat DI Friedrich Rumplmayr sen. mit Verweis auf das starke Wuchsgebiet in unmittelbarer Nähe und mahnt die Branche in seinem Ausblick: „Es wird den Holztourismus über hunderte Kilometer auf den Straßen nicht mehr geben. Wir werden uns auf den rationalisierten Weg des Holzes einschränken müssen.”
Betriebsleiter Helmut Steiner erinnerte in der Rede für seinen Chef „an die vielen technischen Premieren”, die in Enns abseits der ersten Rindenverbrennungsanlage noch statt gefunden haben, gemäß dem Leitspruch von Rumplmayr sen.: „Wir müssen besser sein als die anderen.” All dies sei zur Gänze aus eigener Kraft realisiert und finanziert worden.
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Komm.-Rat DI Hans Michael Offner bei seiner Festrede © Rumplmayr

Geistige Nahrung. Komm.-Rat DI Hans Michael Offner, Berufsgruppenvorsteher der Sägeindustrie, dankte für „die intensive Mitarbeit im Verband und die reichliche geistige Nahrung”. Rumplmayr sen. habe die Richtung und Politik der Branche maßgeblich beeinflusst und beigetragen, „dass eine Gesprächsbasis unter den Kollegen aufgebaut wurde, die ihresgleichen sucht”. Offner nutzte die Feier einmal mehr für die Botschaft, dass es unakzeptabel sei, dass aus dem Kleinwald nur 50% des Zuwachses geerntet werde. „Die angemessene Bewirtschaftung auch dieser Flächen muss sichergestellt werden, da sonst die Gefahr besteht, dass das gesamte ländliche Fördersystem von politischen Gegnern in Frage gestellt wird.”
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Das 21-köpfige Orchester beim Festakt © Rumplmayr

In der Festrede von DI Felix Montecuccoli, Präsident der Land & Forst Betriebe Österreich, bezog er sich unter anderem auf die jahrzehntelange gedeihliche Zusammenarbeit seines Forstbetriebes mit der Donausäge. „Fritz Rumplmayr ist ein zäher Verhandler, aber er weiß genau, wie weit er gehen kann, ohne das Gegenüber zu verprellen oder zu beschädigen. ‘Leben und leben lassen als gute Basis für die Zusammenarbeit von Forst und Säge’ - Rumplmayrs leben das vor.”
In seinem sehr persönlich gehaltenen Rückblick verband Rumplmayr sen. seinen Dank mit den drei tragenden Säulen der RURU-Philosophie: „Die Erneuerbarkeit von Rohstoff, Energie und Unternehmer-Generationen, der offene Wettbewerb um Vision und Realisierung und - als wohl wichtigstes Moment - das Vertrauen jenseits des merkantilen Austauschs von Ware gegen Geld, als Grundlage für nachhaltige, über Generationen währende Beziehungen.”
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Ununterbrochener Holzfluss: 200 Gäste nutzten die Gelegenheit zur morgendlichen Betriebs-Besichtigung © Rumplmayr

Exponentielle Kurve. In den vergangenen 30 Jahren wurden in der Donausäge mehr als 12 Mio. fm eingeschnitten. 2006 wird mit 172 Mitarbeitern in Enns und Altmünster ein Umsatz von 80 Mio. 2 erzielt. 75% der Schnittholzproduktion gehen unter dem Label RURU in den Export, vornehmlich in den EU-Raum, nach Japan und in die USA.

Branchen-Kaleidoskop. Unter dem Titel „Natur - Technik, Herausforderung Holz” wurde in den vergangenen Wochen ein Rumplmayr Branchen-Kaleidoskop verfasst. Namhafte Exponenten der Holzwirtschaft kommen darin zu Wort.