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Biomasseheizkraftwerk in Amstetten versorgt sowohl Umdasch als auch das Fernwärmenetz © Urbas

Effizienz im Mittelpunkt

Ein Artikel von Dr. Johanna Kanzian | 19.12.2006 - 00:00
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Biomasseheizkraftwerk in Amstetten versorgt sowohl Umdasch als auch das Fernwärmenetz © Urbas

Alle Hochdruckdampfkessel-Anlagen in St. Andrä im Lavanttal, Gmünd und Amstetten übergeben und im Vollbetrieb - darüber freut man sich bei Urbas, Völkermarkt. Bei der Errichtung fungierte der Kärntner Anlagenbauer als Generalunternehmer für die jeweils baugleichen Biomasse-Heizkraftwerke. Anlagenerrichter in Gmünd sowie St. Andrä ist die BioMa Energie, Salzburg, in Amstetten der Bioenergieverbund Amstetten.
„Die Aufträge umfassten die Lieferung von schlüsselfertigen, Biomasse-Heizkraftwerken und der erforderlichen Gebäude sowie Außenanlagen”, berichtet Geschäftsführer Josef Urbas. „Die Hochdruckdampfkessel bis 72 bar zeichnen sich durch einen besonders hohen Wirkungsgrad aus”, erläutert Urbas weiter.Anlagenauslegung und Brennstoff. Die zwei BioMa-Anlagen sind zur Verwertung von Waldhackgut geringer Qualität hinsichtlich Körnung und Feuchtigkeit insbesondere aus Durchforstungen und Schlagabraum ausgelegt.
Weiters können Sägerest-hölzer wie Rinde, Hackgut und Späne sowie Grünschnitt in Stückgröße G30 bis G100 (gemäß Önorm M 7133) verfeuert werden. Sämtliche eingesetzten Brennstoffe sind unbelastet und naturbelassen.Vorlagerung und Puffer. Bei den Anlagen können 1000 srm Brennstoff direkt vom Lkw in die Unterflur-Brennstoffbunker gefüllt und gepuffert werden. Weiters stehen jeweils eine überdachte Brennstofflagerhalle für 7000 srm und ein großer Freilagerplatz für die Vorlagerung beziehungsweise als Puffer zur Verfügung. Durch dieses Beschickungskonzept kann eine effiziente Brennstofflogistik mit geringem Personaleinsatz sichergestellt werden.Biomasse-Versorgung sichergestellt. 600 srm pro Tag werden beispielsweise in St. Andrä benötigt. Um die Versorgung sicherzustellen, wurde mit der Papierholz Austria, St. Gertraud, ein Einkaufsvertrag abgeschlossen. Jede Lieferung wird beprobt und in der Halle gelagert. Die Anlage wird mittels Lkw und Radlader beschickt.
Das Heizkraftwerk in St. An-drä im Lavanttal befindet sich in der Nähe des stillgelegten Kohlekraftwerkes. Die bestehende Infrastruktur kann somit genutzt werden.
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Jeweils zwei baugleiche Linien © Urbas

Hauptsächlich auf Späne ausgelegt. Einziges Unterscheidungsmerkmal beim Heizkraftwerk des Bioenergieverbundes Amstetten ist der Brennstoff. Daraus resultierend wird das Feuerungskonzept auf einem Unterschub-Kombirost aufgebaut.
Die Anlage ist überwiegend auf Späne aus der Produktion von Umdasch, Amstetten, ausgelegt. Der Gesamtbrennstoff-Bedarf liegt bei 200.000 srm/J. Ergänzend wird Hackgut über die Partnerschaft mit den ÖBf aufgebracht. Waldhackgut wird einerseits gehackt angeliefert, andererseits aber auch am eigenen Rundholzlager vor Ort erzeugt.
Die Produktionsrückstände von Umdasch gelangen über eine Hochdruckleitung in die drei Hochsilos mit einem Lagervolumen von 6000 srm. „Das Heizkraftwerk ist über eine 200 m lange Rohrbrücke mit der Umdasch-Produktion verbunden, wobei die Querung der Westbahn eine besondere Herausforderung darstellte”, berichtet Urbas. Insgesamt werden drei Kesselanlagen betrieben. Davon zwei nach dem Dampfkreis-Prinzip, eine als Heißwassser-Spitzenlastkessel.
Die Grundlast für die Wärmeversorgung (Umdasch und Fernwärme Amstetten) wird alleine durch die Wärmeauskopplung des Kraftwerkes abgedeckt. Die Wärmelieferung teilt sich in 50.000 kWh für Umdasch und 30.000 kWh für Fernwärme Amstetten auf.
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Montagearbeiten im Biomasse-Heizkraftwerk St. Andrä © Urbas

Leistungen der Anlagen. „Die maximal mögliche Feue-rungswärmeleistungen der Dampfkessel-Anlagen beträgt für den Nennlastfall pro Heizwerk 24,1 MW. Diese Leistung wird durch jeweils zwei baugleiche Linien erreicht. Ein kontinuierlicher Turbinenbetrieb wird somit ebenfalls sichergestellt”, erläutert Urbas. Die Stromerzeugung ist auf eine Leistung von 5 MWel ausgelegt.
„Diese Nennleistung wird bereits bei einer Dampfmenge von 20,9 t erzielt”, beschreibt Urbas. Die Turbinen lieferte B+V Industrietechnik (BVI), Hamburg/DE. Die Hauptverfahrenskette besteht aus der Holzbrennstoffannahme inklusive Wiegung, der Brennstofflagerung für mehrere Tage und der Brennstoffzuführung. Weiters wurden eine Feuerung, die Dampferzeugung, eine Entstaubung, die Rauchgasreinigung, Entaschung und der Energieteil geliefert. Als Bunker-Austragungen sind Schubstangen im Einsatz. Die weitere Materialförderanlage ist als Obergurt-Trogkettenförderer ausgeführt. Damit wird der Brennstoff zum Feuerungseinschub befördert. Die Zuteilung auf die beiden Feuerungen erfolgt dann über ein Dosier-Förderband, welches grundsätzlich beide Kesselanlagen bedienen kann. Die Einschubstempel mit Schneidvorrichtung sind ähnlich ausgeführt wie bei bewährten Rindenverbrennungsanlagen.Geringer Wartungsaufwand der Anlage. Als Verbrennungsrost wurde ein hydraulisch betätigter Treppenrost gewählt. Dieser ist in eine Trocken-, Brenn- und Ausbrennzone gegliedert. Der Kessel besteht aus Strahlungsteil, Konvektionsteil und oben liegender Verdampfungstrommel. „Dabei dient der Strahlungszug als Kühlschirm mit Rauchgas-Zuführung zum Konvektionsteil nach der Feuerung und dem Überhitzer. Der Konvektionsteil besteht aus einem stehenden Rohrwendel-Wärmetauscher und ist dadurch relativ wartungsfrei”, weiß der Geschäftsführer.
Die Verdampfungstrommel ist obenliegend angebracht und mit Fall- und Steigrohren mit den einzelnen Strahlungs- und Konvektions-Heizflächen verbunden. Zur Erreichung der geforderten Schalldämmwerte sind die Heizhäuser als Stahlkonstruktionen mit doppelschaliger Akkustik-Blechverkleidung ausgeführt.
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Wärmetauscher aus Werksfertigung vor der Endmontage © Urbas

Für die Zukunft gerüstet. In Zukunft möchte der Kärntner Anlagenbauer seinen Markt verstärkt auf Nordeuropa ausweiten. „Skandinavische Unternehmen setzen mehr und mehr auf österreichische Feuerungstechnik”, heißt es. So konnten erste Anlagen in Finnland erfolgreich installiert werden.
Forschung und Entwicklung wird groß geschrieben - beispielsweise hat Urbas anlässlich eines Ideenwettbewerbes in Kärnten in der Kategorie Gewerbe mit dem Projekt Holzvergasungsanlage gewonnen. „Es wurde speziell die Gasreinigung für den Dauerbetrieb in stationären Gasmotoren entwickelt”, erklärt Urbas.

Hochdruck-Dampfkessel:

Brennstoff: Winterfeucht Wassergehalt von 55%
Feuerungswärmeleistung: 24.140 kW
Brennstoffverbrauch: 12,9 t/h
Frischdampf-Parameter: 65 bar/480° C
Frischdampfmenge:24,75 t/h
Turbinen-Nennleistung:5000 kW
Wärmeauskopplung: 10.000 kW
Generatorklemmenleistung im Nennlastpunkt: 5000 kWel
Abdampfdruck Entnahme HD:
1,7 bar
Abdampfdruck ND-Turbinenaustritt Sommer: 0,15 bar
Abdampfdruck ND-Turbinenaustritt Winter: 0,10 bar

Urbas-Facts

Gegründet: 1929
Geschäftsführer: Mag. Josef und Mag. Andreas Urbas
Mitarbeiter: 290
Standort: Völkermarkt
Produkte: Warmwasser-, Nieder- und Hochdruckdampf-Kessel bis 70 bar, Spänetrockner, Kraft-Wärmekopplungsanlagen
Laufende Projekte:
•Klenk, Oberroth/DE und Urlau/DE
•Klausner-Gruppe, Adelebsen/DE und Landsberg/DE
•Mayr-Melnhof, Efimowskij/RU
•Zwei EVN-Projekte in Gmünd und Stockerau
•Versowood, Riihimäki/FI
•Pölkky, Kuusamo/FI
•H.I.T, Torgau/DE
•Marschnig, Turnau
•Leitgeb, Königsdorf
•Heizkraftwerk Klagenfurt